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Das Mädchen in den Wellen

Das Mädchen in den Wellen

Titel: Das Mädchen in den Wellen
Autoren: Heather Barbieri
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alten Frau, je nach Tagesform.
    »Oma, Besuch für dich.« Alison berührte Maggies Schulter.
    Maggie hob argwöhnisch den Blick. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin’s, Alison.«
    Maggie starrte sie verständnislos an, bevor sie sich mit abfälligem Grunzen wieder dem Fenster zuwandte.
    »Manchmal ist sie so«, erklärte Alison Nora ganz sachlich. »Nehmen Sie’s nicht persönlich. Ich versuch’s noch mal.« Wieder berührte sie Maggies Schulter. »Oma, Besuch für dich.«
    »Hallo, Maggie.« Nora holte tief Luft und trat einen Schritt auf sie zu. Dabei nahm sie die Schachtel mit der Ansteckblume aus ihrer Handtasche.
    Maggie blinzelte kurz, dann bekam sie große Augen. »Du besuchst mich sonst nie«, sagte sie erstaunt.
    »Ich habe ein Geschenk.« Nora reichte ihr die Schachtel.
    »Ein Geschenk?« Sie nahm die Schachtel.
    »Etwas, das Ihnen schon lange zusteht«, erklärte Nora.
    Maggie öffnete die Schachtel.
    »Für mich«, seufzte Maggie, Tränen in den Augen. »Für mich.«
    Die Scanlons fragten Nora, ob sie zum Abendessen bleiben wolle, doch sie hatte Polly gesagt, sie würde so früh zurück sein, dass sie noch rechtzeitig zu ihrem Bridgeabend im Ort fahren konnte. Nora versprach, mit den Mädchen ein andermal wiederzukommen. Bei der Rückfahrt wirkte sogar der in warmem Glanz erstrahlende Himmel wohlwollend. Schwalben flogen auf, als wollten sie ihr den Weg weisen. Boote kehrten, zur Begrüßung tutend, nach einem langen Tag in den Hafen zurück, und die Lichter von Portakinney gingen an, als die Dämmerung hereinbrach.
    Nora brauste die Klippen mit offenem Fenster entlang, den Wind in den Haaren, den Geruch von Salz in der Nase. Sie passierte die Abzweigung zur Kirche und die Beerenfelder und schließlich Cliff House. Der Gedanke, dass ihre Tante nicht mehr dort war, stimmte sie traurig.
    Sie stellte den Wagen neben Pollys rotem Van ab. Polly und die Mädchen waren im Cottage gerade dabei, eine große Runde Rommé zu beenden. »Ella ist ein richtiger Zocker«, teilte Polly Nora mit, als Ella wieder einmal triumphierend alle ihre Karten ablegte.
    »Noch eine Runde?«, fragte Ella.
    »Nicht um viel Geld. Hoffentlich habe ich heute Abend beim Bridge mehr Glück.« Sie spielte im Verein, wie Maire es getan hatte. »Ich muss los, sonst komme ich zu spät.« Polly versprach Ella noch, ihr nächstes Mal Bridge beizubringen.
    Nora begleitete Polly zum Wagen.
    »Wie ist’s gelaufen?«, erkundigte sich Polly.
    »Besser als erwartet.«
    »Freut mich zu hören. Man kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber immerhin versuchen, einige Dinge zu erleichtern.«
    »Danke, dass du auf Annie und Ella aufgepasst hast.«
    »Jederzeit wieder. Prima Mädels. Ich mache gern die Tante ehrenhalber.«
    »Klar.« Nora drückte sie. »Viel Glück heute Abend.«
    »Das kann ich gebrauchen. Ohne Maire ist es nicht das Gleiche.« Sie hatte sich eine neue Partnerin suchen müssen, doch niemand konnte Maire ersetzen.
    Polly hatte einen Topf Hühnersuppe zum Abendessen gekocht. Dafür war Nora dankbar, weil sie nach dem langen Nachmittag keine Lust hatte, sich an den Herd zu stellen. Sie scheuchte die Mädchen an den Tisch. »Essen!«
    »Was ist das grüne Zeug?«, fragte Ella naserümpfend.
    »Wahrscheinlich Algen«, antwortete Annie. »Die sind gesund.«
    »Grünkohl aus Maires Garten«, erklärte Nora. »Gegen Grünkohl ist doch nichts einzuwenden, oder?«
    »Ich hätte gegen vieles was einzuwenden.«
    »Wo warst du noch mal?«, wollte Annie von Nora wissen.
    »Ich habe versucht, die Sache mit Maggie Scanlon ins Lot zu bringen.«
    »Und, hat’s geklappt?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wie wär’s, wenn du die Sache mit Dad ins Lot bringen würdest?«, fragte Ella.
    Nicht wieder das Thema. Nora bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Wir arbeiten daran.«
    »Den Eindruck habe ich nicht.«
    Nora, die keine Lust hatte, sich mit Ella zu streiten, stand vom Tisch auf.
    »Wo willst du hin?«, erkundigte sich Ella.
    »Einen Pullover holen. Mir ist kalt.« Da entdeckte sie den Koffer – Ellas Koffer, gepackt, vor dem Zimmer der Kinder. Der war ihr zuvor nicht aufgefallen. »Was ist das?«
    »Für die Heimfahrt«, antwortete Ella. »Wir fahren doch heim, oder?«
    »Wir fahren nirgendwohin. Wenn ich in dieses Zimmer zurückkomme, ist der Koffer samt Inhalt wieder dort, wo er hingehört.«
    »Wo er hingehört, so, so. Also in Boston.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Nora schlug die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich zu und setzte sich vor den
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