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0980 - Die Rächerin

0980 - Die Rächerin

Titel: 0980 - Die Rächerin
Autoren: Jason Dark
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War er noch nicht erledigt? Kam das dicke Ende noch nach?
    Ich stand in der Wohnung wie ein Fremder. Noch immer war ich erstarrt und konnte mich kaum bewegen. Aber der Kopf klärte sich allmählich. Ich hatte es geschafft, böse und schlimme Ahnungen oder Gedanken zurückzudrängen, und jetzt, wo ich mich wieder bewegen konnte, galt mein erster Griff der Beretta.
    Obwohl die Waffe kalt und schwer in meiner rechten Hand lag, fühlte ich mich keineswegs besser. Sie schaffte es einfach nicht, den Blutgeruch zu vertreiben. Zudem kam er mir im Laufe der Sekunden immer intensiver vor.
    Es war still in meiner Wohnung. Nicht das leiseste Geräusch war zu hören. So still wie auch im übrigen Haus, das von zahlreichen Mietern bewohnt wurde. Ich wünschte mir, den Geruch als Einbildung zu erleben, und ich wusste zugleich, dass dem nicht so war.
    Es gab ihn wirklich, und ich würde mich aufmachen müssen, um nach der Quelle zu suchen.
    Vor mir. Im Wohnzimmer. Vielleicht auf dem Boden, der Couch oder einem Sessel lag was. Aber was?
    Ein totes Tier, das ausgeblutet war? Oder ein Mensch? Himmel, nur das nicht! Daran wollte ich einfach nicht glauben, aber die innere Stimme erklärte mir immer wieder, dass ich schon damit rechnen musste. Es war sicherlich niemand in meine Wohnung eingedrungen, um einen Eimer mit Blut zu verschütten.
    Sehr langsam ging ich auf die Tür zu. Dabei bewegte ich mich auf Zehenspitzen, um nur kein störendes Geräusch zu hinterlassen, das mich selbst irritierte oder andere warnte.
    Ich stoppte vor der Tür und warf einen Blick durch den Spalt in das Wohnzimmer.
    Etwas Fremdes war nicht zu sehen. Die Glotze, der Sessel, ein Teil des Tisches, auch des Teppichs, der sich an dieser Stelle nicht mit Blut vollgesaugt hatte.
    Aber ich irrte mich auch nicht.
    Es kostete mich schon Überwindung, die flache Hand gegen die Tür zu legen. Was sonst wie nebenbei und nebensächlich geschah, was man gar nicht bemerkte, weil es in der täglichen Routine versank, entwickelte sich zu einer Last.
    Den Herzschlag bekam ich überlaut mit. Die Finger zitterten leicht. Die Lippen hielt ich zusammengepresst.
    Dann stieß ich die Tür auf.
    Es war Wahnsinn. Ich wollte es nicht glauben. Ich stand in einer Filmszene. Das durfte einfach nicht die Wahrheit sein. Das war alles zu monströs, verrückt und irreal.
    Doch das Bild, das sich mir bot, übertraf all meine Befürchtungen.
    Und es war keine Einbildung.
    Auf dem Tisch des Wohnzimmers, an dem ich hin und wieder saß und aß, lag ein Mann. Ich kannte ihn.
    Es war Yakup Yalcinkaya.
    Durch seine Brust war eine Schwertklinge gestoßen worden, als sollte der Körper auf dem Tisch festgenagelt werden…
    ***
    Jemand ächzte und würgte. Dazwischen hörte ich ein Stöhnen. Etwas schleifte über den Boden, und es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass ich derjenige war, der diese Geräusche verursachte. Ich war zwar noch da, aber ich bekam meine eigene Umgebung kaum mit, denn alles in meinem Kopf drehte sich.
    Es war schlimm, und ich wünschte mir, tief im Boden zu versinken und nichts mehr zu sehen. Das war ein Alptraum. Ein verfluchter, böser, dämonischer Traum, den mir jemand geschickt hatte. Ich wartete darauf, wieder aus ihm zu erwachen, aber das passierte nicht. Es konnte nicht klappen, denn es war kein Traum.
    Ich kam erst wieder einigermaßen zu mir, als ich hinter einem Stuhl stand und die Lehne als Stütze benutzte. Dabei pendelte mein Oberkörper vor und zurück. Mein Mund stand offen. In ihm lag ein Geschmack, den ich kaum beschreiben konnte. Irgendwo mischte sich da alte Asche mit dem bitteren Saft der Galle.
    Ich starrte auf den Toten. Irgendwie wollte es mir nicht gelingen, ihn richtig wahrzunehmen, denn die große, dunkle Blutlache unter ihm zog meine Blicke wie magisch an. Vom Tisch war das Blut zu Boden getropft.
    Blut – Yakups Blut!
    Diesen treuen Ninja, diesen gewaltigen Kämpfer, hatte es erwischt. Ausgerechnet ihn, der durch eine Welt voller Gefahren gelaufen war und dank seines Muts und seiner Entschlossenheit überlebt hatte.
    Bis zu dieser Nacht.
    Getötet worden war er mit seinem eigenen Schwert. Er hatte lange darum gekämpft, es in seinen Besitz zu bekommen, nun war er durch diese Klinge getötet worden, und er hatte sie sich bestimmt nicht selbst in die Brust gerammt.
    Wer dann? Wer war so stark, einen Ninja wie Yakup zu töten? Es gab jemanden – oder es hatte jemanden gegeben. Shimada, die lebende Legende, aber die existierte nicht mehr. Yakup
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