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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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Sandstrand. Die Männer bewegten sich schnell und präzise. Hier, wo es keinerlei Deckung gab, waren sie am verwundbarsten. Sie rannten in einer Fächerformation auseinander, wie sie das immer wieder geübt hatten. Während ein Mann feuerbereit vorn im Bug stand, bildeten die anderen einen kleinen Brückenkopf mit hundertachtzig Grad Feuerbereitschaft.
    Reglos lag Devolis unmittelbar vor den anderen flach an den Boden gedrückt, die Mündung seiner Waffe auf den Dschungel vor sich gerichtet. Sein Herzschlag hatte sich nur leicht beschleunigt. Durch das Zyklopenauge der Nachtsichtbrille wirkte die Finsternis wie eine düster leuchtende Landschaft aus grünen, weißen und schwarzen Tönen. Er spähte so angestrengt voraus, als wollte er die vor ihm liegende Vegetationsmauer mit den Augen durchdringen. Nach einer Weile nahm er den rechten Zeigefinger vom Abzug und wies zweimal nach vorn. Drei Meter rechts von ihm sprang Scooter Mason auf, der Mann, den er zu decken hatte, und eilte in gebückter Haltung dem Dschungel entgegen, seine Waffe schussbereit in den Händen.
    Genau in der Sekunde, die Devolis brauchte, um einen sichernden Blick nach links und rechts über den Strand zu werfen, geschah es.
    Drei Schüsse zerrissen die Stille der Nacht. Devolis wusste sofort, dass keiner davon aus einer Waffe seiner Männer stammte. Er fuhr herum und sah, wie Scooter zu Boden stürzte. Sogleich blitzte aus dem Dschungel vor ihnen Mündungsfeuer auf, immer wieder. Kugel auf Kugel pfiff so dicht am Kopf des jungen Offiziers vorüber, dass die Sandkörner vor ihm zu tanzen begannen. Seine Männer erwiderten das Sperrfeuer aus allen Rohren. Jeder nahm den ihm zugewiesenen Abschnitt aufs Korn und zielte jeweils dorthin, wo das Mündungsfeuer des Gegners aufzuckte.
    Devolis leerte sein dreißig Schuss fassendes Magazin und rief, während er es wechselte, ins Mikrofon seiner Sprechgarnitur: »Victor Fünf, hier ist Romeo! Ihr müsst uns sofort hier rausholen!« Er schob das neue Magazin ein und ließ eine Patrone in den Lauf gleiten. Als er Mündungsfeuer auf der Position ein Uhr aufblitzen sah, gab er drei Schüsse dorthin ab.
    »Wiederholen, Romeo«, kam die Antwort über seinen Ohrhörer.
    Während Devolis weiterschoss, schrie er: »Wir stehen unter schwerem Feuer! Wir haben mindestens einen Mann verloren und müssen sofort hier rausgeholt werden! Kommt gleich bis ans Ufer!«
    Eine von Knistern untermalte Stimme sagte: »Schon unterwegs.«
    Devolis wusste, dass seine Kameraden den Hilferuf über ihre Ohrhörer mitbekommen hatten. Der Fall eines eventuellen plötzlichen Rückzugs war bei der Vorbesprechung gründlich behandelt worden. Es war eine übliche Vorsichtsmaßnahme, dass das Schnellboot, nachdem es die Gruppe abgesetzt hatte, eineinhalb Seemeilen vom Strand entfernt für den Notfall eine Warteposition einnahm. Allerdings hatte für diese Nacht niemand damit gerechnet, dass ein Eingreifen nötig sein würde. Während Devolis das Feuer erwiderte, verfluchte er die Leute in Washington. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wieso sie in diesen Hinterhalt geraten waren.
    »Männer, meldet euch kurz mit eurer Nummer.« Devolis feuerte weiter, während einer nach dem anderen Meldung machte, insgesamt fünf. Scooter war getroffen, das wusste er, also musste noch einer fehlen.
    »Irv, melde dich«, wiederholte er seine Aufforderung und sah dann nach links. Dort lag Irv reglos am Boden.
    »Achtung!« Mehrere Detonationen übertönten seinen Ausruf, als Gooch Granaten in den Dschungel feuerte.
    »Gut so – gib denen da drüben mal ein bisschen Zunder. Ich räuchere die jetzt ein. Das Boot muss jeden Augenblick hier sein. Wenn die von Bord aus den Dschungel mit den Fünfzigern beharken, ziehen wir uns zurück. Ich nehme Irv mit. Gooch, schaffst du es bis dahin, wo Scooter liegt?«
    »Wird gemacht.«
    Devolis riss sich die Nachtsichtbrille herunter, griff nach einer Rauchgranate und zog den Sicherungsstift. Er warf sich seitwärts auf den Boden und schleuderte die Nebelgranate gegen den Wind. Sie rollte über den Sand und bildete zischend eine undurchsichtige Wand, die sich allmählich über den ganzen Strand ausbreitete. Er wusste, dass das Boot ganz in der Nähe sein musste, und kroch zu Irv hinüber. Er musste ihn unbedingt erreichen, niemand durfte zurückbleiben. Als er noch knapp einen Meter von Irv entfernt war, traf ihn eine Kugel ins rechte Bein. Durch zusammengebissene Zähne stieß er einen unterdrückten Schrei aus, dem
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