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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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schloss und öffnete, sodass sich das Weiße darin leuchtend vor der dunklen Tarnfarbe auf seinem Gesicht abzeichnete.
    »Danke, Pat.« Beide hatten das Absetzmanöver in Coronado in Kalifornien, wo sich das Hauptquartier der Marineeinheit Eins für Sondereinsätze befand, schon unzählige Male geübt.
    »Bleib aber in der Nähe«, sagte Devolis mit einem breiten Lächeln.
    Der Kommandant gab das Lächeln mit der Selbstsicherheit eines Mannes zurück, der sein Handwerk versteht. »Wenn du mich rufst, bin ich wie ein geölter Blitz da.«
    »Das hör ich gern«, sagte Devolis und nickte. Dann wandte er sich seinen Männern zu. Mit senkrecht erhobenem Zeigefinger machte er eine Kreisbewegung, und sogleich sprangen sie auf. Einen Augenblick später drosselte das Schnellboot sein Tempo bis auf knapp fünf Knoten.
    Das abwärts geneigte Achterdeck ermöglichte es, bei geringer Fahrt Boote zu Wasser zu lassen und wieder aufzunehmen. Wortlos trugen die Männer ihr schwarzes Patrouillen-Schlauchboot CRRC mit dem 40-PS- Außenbordmotor über die mit einem rutschfesten Belag versehene Heckrampe zum Wasser. Unmittelbar vor der schäumenden weißen Hecksee blieben sie stehen und setzten das Boot so ab, dass die Schraube des Außenbordmotors im Wasser hing. Ein Besatzungsmitglied des Mark V hielt es an der Bugleine fest und wartete, bis alle eingestiegen waren, mit einer Hand sicheren Halt gefunden und mit dem Daumen den anderen angezeigt hatten, dass sie bereit waren.
    Auf den Befehl ›Leine los!‹ warf er sie ins Schlauchboot. Während er es gemeinsam mit einem zweiten Mann das letzte Stück ins lauwarme Wasser schob, drängten sich die SEALs möglichst weit im Heck zusammen, damit der Bug nicht unterschnitt, während sich ihr Boot von der Plattform löste. Solange es sacht im Kielwasser des Schnellbootes schaukelte, rührte sich niemand. Alle saßen vollkommen ruhig da und hörten auf das leise Geräusch, mit dem es sich rasch entfernte. Sie brannten darauf, ihren Auftrag zu erledigen. Auf keinen Fall sollte es zurückkehren, bevor sie ihre Pflicht getan hatten. Zu ihrem Unglück wussten sie nicht, dass ein Angehöriger ihres eigenen Landes sie und ihr Unternehmen tausende von Kilometern entfernt in allergrößte Gefahr gebracht hatte.

01
    Während Anna Rielly unruhig schlief, gaukelte ihr ein Traum flüchtige Bilder vor. Warmer Sonnenschein hüllte sie ein. Auf ihrer gebräunten Haut glänzte ein Gemisch aus Schweiß und Sonnenschutzcreme. Vom Meer strich eine leichte Nachmittagsbrise herüber. Die Woche war einfach herrlich gewesen. Nichts als Essen, Sonne, Sex und Schlaf. Die ideale Hochzeitsreise. Ein kleiner Ferienort auf einer abgelegenen Karibikinsel, in einer Hütte, die sie ebenso für sich hatten wie den Swimmingpool und den Strand. Dort lebten sie in völliger Abgeschiedenheit, ohne Fernsehen, Telefon oder Piepser, nur sie beide.
    Sie hob die Lider ein wenig und sah auf ihren Trauring. Unwillkürlich musste sie lächeln, als wäre sie wieder ein Schulmädchen. Es war ein vollkommener Diamant in einer eleganten Platinfassung von Tiffany. Nicht zu groß, nicht zu klein, genau richtig. Vor allem aber kam er vom richtigen Mann, dem Mann ihrer Träume.
    Jetzt also war sie ganz offiziell Mrs. Anna Rapp. Es hatte Mitch ein wenig überrascht, dass sie kommentarlos seinen Namen angenommen hatte. Auch wenn sie als emanzipierte Frau klar umrissene Vorstellungen hatte, konnte sie eine ganz altmodische Romantikerin sein. Da sie sich keinen anderen Mann denken konnte, den sie höher achtete, sah sie es als Auszeichnung an, seinen Namen zu tragen. Alle Welt sollte wissen, dass sie jetzt zusammengehörten. Außerdem war sie pragmatisch veranlagt und wollte auf keinen Fall, dass eines Tages ihre Enkel mit vier Nachnamen herumliefen. Im Beruf allerdings würde sie weiterhin ihren Mädchennamen benutzen. Als im Weißen Haus akkreditierte Korrespondentin des Fernsehsenders NBC hatte sie nicht nur eine beachtliche Karriere, sondern sich auch einen Namen gemacht. Es war ein guter Kompromiss, und Mitch erhob keine Einwände.
    Erstaunlicherweise war alles, was mit der Hochzeit zusammenhing, ohne den geringsten Zwischenfall verlaufen. All ihre Freundinnen hatten während der Vorbereitungen zu ihrer eigenen Hochzeit mindestens einen ordentlichen Krach mit ihrem Verlobten, ihrer Mutter oder der Schwiegermutter gehabt. Sie selbst hatte stets davon geträumt, sich eines Tages zu verlieben und in Chicagos St.-Anna-Kirche eine große Hochzeit
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