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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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aufgenommen.
    Stattgefunden hatte die Zeremonie dort, wo sie einander begegnet waren: im Weißen Haus. Neben Annas Eltern, Brüdern und Schwägerinnen waren auch sieben Nichten und Neffen gekommen. Brautführer war Mitchs einziger noch lebender Verwandter gewesen, sein Bruder Steven, und Brautjungfer Annas langjährige Freundin Liz O’Rourke. Kennedy und einzelne von Rapps Freunden aus der CIA hatten der Feier ebenso beigewohnt wie ein paar ausgewählte Kollegen Annas aus der Medienbranche. Die Trauung hatte Pfarrer Malone von St. Anna vollzogen, der eigens mit dem Flugzeug aus Chicago gekommen war. Präsident Hayes und die First Lady hatten sich als vollendete Gastgeber erwiesen, und der Präsident hatte seinen weit reichenden Einfluss dazu genutzt, dass die Hochzeit weder im Fernsehen noch in irgendeiner Zeitung erwähnt wurde. Alle waren sich einig gewesen, dass es das Klügste sei, Mitch Rapp aus den Schlagzeilen herauszuhalten.
    Die Gäste hatte man im Hay-Adams-Hotel untergebracht, das nur wenige Schritte vom Weißen Haus entfernt auf der anderen Seite des Lafayette-Parks lag. Nach einer Feier, die bis tief in die Nacht gedauert hatte, war das frisch vermählte Paar von Geheimdienstleuten zum Reagan National Airport gebracht worden, von wo sie mit einem Privatflugzeug auf diese Insel geflogen waren. Außerdem hatte die CIA dafür gesorgt, dass sie als Troy und Betsy Harris reisen konnten.
    Anna setzte sich auf und sah über den Innenhof hinweg zum Strand, wo ihr Mann, der eine Weile geschwommen war, jetzt auftauchte. Mit seiner von Natur aus dunklen Haut sah er nach einer Woche in der Sonne aus wie ein Inselbewohner. Er war mit Mitte dreißig noch in bester körperlicher Verfassung, was damit zusammenhing, dass er in seinen Zwanzigern ein Athlet der Spitzenklasse gewesen war. Er hatte nicht nur an Wettkämpfen auf der ganzen Welt teilgenommen, sondern auch den berühmten Ironman-Triathlon auf Hawaii gewonnen.
    An einige seiner äußerlichen Merkmale hatte sich die junge Ehefrau erst gewöhnen müssen. Neben drei deutlich sichtbaren vernarbten Schussverletzungen am Bein und an der Hüfte hatte er eine unübersehbare vierte an der Schulter. Dort hatten die Ärzte die Kugel mit einer Sonde herausholen und das Schultergelenk nahezu vollständig neu aufbauen müssen. An der rechten Seite wies er eine lange Narbe von einem Messerstich auf, und vom linken Ohr bis zum Kiefer verlief eine, auf die er besonders stolz war. Sie erinnerte ihn auf alle Zeiten an einen Mann, dem er den Tod geschworen hatte, als er seine wahnwitzige Reise in die Welt des Kampfes gegen den Terror angetreten hatte. Der Kunst der Ärzte hatte er es zu verdanken, dass sie nur noch ein schmaler Streifen war; wichtiger aber war ihm, dass der Mann, der ihn auf diese Weise gezeichnet hatte, nicht mehr lebte.
    Mit tropfnasser Badehose trat er auf das Pflaster des Innenhofs und lächelte ihr zu. »Wie geht’s dir, Schatz?«
    »Gut.« Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Ich hab ein bisschen gedöst.«
    Er beugte sich über sie, gab ihr einen Kuss, sprang ohne ein weiteres Wort in das kleine Schwimmbecken, tauchte wieder auf und legte Kinn und Arme auf den Beckenrand. »Bist du bereit, morgen zurückzufliegen?«
    Sie schüttelte den Kopf und machte einen Schmollmund.
    Rapp lächelte. Mit dieser Frau war er rundum glücklich. Sie war intelligent, humorvoll und einfach hinreißend. Mitunter war sie ein wenig unnachgiebig, doch musste eine Frau, wenn sie sich ihm gegenüber behaupten wollte, vermutlich über eine gewisse Durchsetzungsfähigkeit verfügen, weil es sonst sicher nur ein paar Jahre dauern würde, bis er alles vermasselte.
    »Na gut, dann werden wir wohl noch ein bisschen bleiben müssen«, sagte er.
    Sie schüttelte den Kopf und verzog die Lippen wieder zum Schmollmund.
    Er griff nach dem Eimer, in dem die eisgekühlten Bierflaschen standen, und lachte in sich hinein. Er hatte sie dazu gebracht, Farbe zu bekennen. Sie musste unbedingt wieder an die Arbeit, weil die Leute beim Sender sonst ausflippen würden. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie den Beruf gleich an den Nagel gehängt, denn ihre Auftritte in der Öffentlichkeit bedeuteten eine ständig wachsende Gefahr für ihre Sicherheit. Aber zu dieser Erkenntnis würde sie selbst kommen müssen. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihm in zehn Jahren vorwarf, er habe sie dazu veranlasst, ihren Beruf aufzugeben. Sein einziger Trost war, dass sich dank ihrer Tätigkeit im Weißen Haus
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