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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando
Autoren: Vince Flynn
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Auftakt
    Mit fünfundzwanzig Knoten durchfurchte das schnittige graue Schnellboot vom Typ Mark V das warme Wasser des Philippinischen Meeres. Die Männer an Deck störte es nicht, dass sie damit gegen internationales Seerecht verstießen und mindestens einen Vertrag brachen. Ihrer Ansicht nach wäre dieser Einsatz schon vor Monaten nötig gewesen. Formalien, Bedenken, juristische Feinheiten und diplomatische Winkelzüge waren etwas für Leute, die in bequemen Ledersesseln in Büros saßen, deren Wände gerahmte Diplome von Eliteuniversitäten schmückten.
    Die Aufbauten des speziell für solche Einsätze entworfenen und für die Bedürfnisse der SEALs ausgerüsteten Bootes ragten kaum über die Wasseroberfläche, sodass es sich unter dem Küstenradar hindurchmogeln konnte. Es wurde in erster Linie eingesetzt, wenn Männer jener Eliteeinheit der US-Marine an Land gebracht werden sollten. Der Name SEAL setzt sich aus den ersten Buchstaben von SEa, Air und Land zusammen, denn die Einheit ist gleichermaßen zur See, in der Luft und an Land einsetzbar. Statt der üblichen Schiffsschraube verfügte das Boot über zwei Rückstoß-Triebwerke und hatte trotz seiner Länge von immerhin fünfundzwanzig Metern auch bei voller Beladung lediglich einen Tiefgang von gut anderthalb Metern. Dank dieser Eigenschaften konnte es mit großer Genauigkeit in unmittelbarer Küstennähe manövrieren.
    Fünf Männer mit schwarzen Pilotenhelmen und Nachtsichtbrillen bemannten einen 40-mm-Granatwerfer vom Typ M 203 und vier Maschinengewehre des Kalibers .50. Acht weitere Männer, die Schlapphüte über ihren speziellen Tarnanzügen für den Dschungelkampf trugen, saßen auf dem Dollbord eines Schlauchboots, das demnächst zu Wasser gelassen würde. Mindestens zum zehnten Mal überprüften sie gründlich ihre Ausrüstung. Sie wirkten gelassen. Ihren mit grüner und schwarzer Tarnfarbe bemalten Gesichtern war nicht anzusehen, dass ihnen ein Kampfeinsatz bevorstand.
    Wie schon so oft zuvor beobachtete der achtundzwanzigjährige Kapitänleutnant Jim Devolis seine SEALs voller Anspannung. Noch einmal kontrollierten alle den Sitz des H-förmigen Gurtzeugs mitsamt der Funktion der Karabinerhaken, vergewisserten sich, dass alle Granaten fest in ihren Schlaufen steckten, und probierten ihre Funksprechgeräte aus. Irgendwie erinnerten sie ihn an Paviane im Zoo, die sich gegenseitig lausten. Alle hatten neue Batterien in den teuren Nachtsichtbrillen, die sie zusammen mit einem Satz Reservebatterien in wasserdichten Beuteln an ihrem Gurtzeug trugen. Die Läufe ihrer Schusswaffen hatten sie mit über die Mündung gezogenen Kondomen gegen das Eindringen von Sand gesichert und aus dem gleichen Grund Magazin und Schloss mit einer Schicht Silikon bedeckt. Bis auf den Sanitäter waren sie ausnahmsweise mit leichtem Gepäck unterwegs, und dass sie dessen Können in dieser Nacht nicht benötigen würden, hoffte Devolis von ganzem Herzen. Als einzige Verpflegungsreserve gab es für jeden ein paar Kraftriegel, denn der Plan sah vor, dass sie schon vor Sonnenaufgang zurück waren – ganz so, wie die SEALs es liebten.
    Die Anspannung nahm zu, während sie sich der entscheidenden Stelle näherten. Erleichtert merkte Devolis, dass seine Männer nicht länger herumalberten. Es war an der Zeit, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Er drehte den Kopf nach rechts unten, wo sich das Mundstück am Schlauch seines Neopren-Trinkrucksacks befand, und nahm einen Schluck. Schon in den vergangenen zwei Tagen hatten seine Leute und er so viel Wasser getrunken, wie sie nur konnten. In diesen Breitengraden war es wichtig, vor einem Einsatz möglichst viel Flüssigkeit aufzunehmen. Selbst nachts lag die Temperatur bei knapp dreißig Grad und die Luftfeuchtigkeit bei nahezu achtzig Prozent. Lediglich der Fahrtwind, den das Mark V erzeugte, verhinderte, dass sie in ihren Tarnanzügen schwitzten. An Land allerdings würde sich das schlagartig ändern. Um ihren Auftrag zu erledigen, mussten sie drei Kilometer landeinwärts zu Fuß durch den dichten tropischen Dschungel vordringen, wobei trotz der großen Wassermenge, die sie in den letzten zwei Tagen zu sich genommen hatten, jeder allein auf dem Hin und Rückweg zwei bis vier Kilo Gewicht verlieren würde.
    Eine kräftige Hand legte sich auf Devolis’ Schulter. Er drehte sich um und sah den Bootskommandanten an.
    »In zwei Minuten sind wir da, Jim. Deine Jungs sollen sich fertig machen.«
    Devolis nickte, wobei er die Augen rasch
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