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AAA - Das Manifest der Macht

AAA - Das Manifest der Macht

Titel: AAA - Das Manifest der Macht
Autoren: Olivia Meltz
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Frankreich, Dezember 1880
    Er schlug den abgewetzten Pelzkragen seines schäbigen Wintermantels hoch, um sein Gesicht ein wenig vor dem beißenden Schneesturm zu schützen, der schon seit Stunden die Bewohner des Ortes in ihren Behausungen gefangen hielt. Weit und breit war keine Menschenseele. Das war es, was er wollte. Guy de Levigne wollte nicht gesehen werden, bei dem was er vorhatte, und er wollte vor allem nicht, dass ihn zufällig jemand beobachtete.
    Die letzten Wochen hatten ihm zugesetzt. So viel war zu bedenken und vorsichtig in die Tat umzusetzen gewesen. Nun hatte er es fast geschafft. Einen einzigen Hinweis musste er noch unterbringen, sozusagen den Schlusspunkt hinter sein gut gehütetes Geheimnis setzen. Eine geradezu kindliche Freude erfüllte ihn. Es war gar nicht so schwer gewesen. Seine Mission – er lächelte über den etwas hochtrabenden Ausdruck – war fast erfüllt, und wenn er ehrlich war, fand er den Ausdruck doch ganz passend. Er hatte sein Tun in den letzten Wochen mit geradezu religiösem Eifer vorbereitet. Alles war glatt gegangen.
    „Beinah zu glatt“, murmelte er leise und lachte verhalten. „Ich bin zwar kein Jungsporn mehr, aber ein wenig mehr Nervenkitzel hätte nicht geschadet.“
    Trotzdem würde die Welt noch in Jahren, nein, Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten von seinem Handeln sprechen, da war er sich sicher. Er hatte etwas unternehmen müssen; er selbst hatte die Zügel in die Hand nehmen müssen, denn jemand musste doch dem, was seine Partner vorhatten, Einhalt gebieten. Seine Partner! Er schüttelte den Kopf, und Schnee fiel von seiner Mütze. Sein Plan und sein Mut würden ihn unsterblich machen, wenn die Nachwelt eines Tages alle Fakten richtig zuordnete. Irgendwann. Hoffentlich.
    Guy wischte die aufkommende Besorgnis energisch fort, denn er hatte jetzt wirklich keine Zeit für Sentimentalitäten! Der letzte Hinweis war noch anzubringen. Bloß nicht müde werden, munterte er sich selbst auf. Das viele Nachdenken der letzten Wochen hatte sich gelohnt. Er hatte in seiner Not ziemlich geniale Ideen gehabt. Verschlüsselte Hinweise, die in einer bestimmten Reihenfolge von ihm versteckt wurden, würden eines Tages auf die Spur einer einzigartigen Entdeckung führen.
    Er verschloss das schmiedeeiserne Tor zu dem kleinen Garten vor der Werkstatt seines Freundes Frédéric-Auguste, in der dieser seit Jahren die vielen Einzelteile einer in Bau befindlichen Statue gelagert hatte. Er öffnete die schwere Holztüre, und fast zärtlich strich Guy über die großen Metallteile der Statue. Bewundernd betrachtete er eine Weile das Schaffen seines Freundes und machte sich dann ans Werk.
    Kurze Zeit später schloss Guy zufrieden die massive Holztür hinter sich und verwischte auf dem Weg hinaus rückwärtsgehend seine Spuren im Schnee.
    „Wenn es noch ein Stündchen weiter schneit, sind auch die letzten Spuren meines kleinen Ausflugs verschwunden“, murmelte er grinsend und stapfte über die schneeverwehte Dorfstraße nach Hause.
    Die beiden Männer, die sich im Schutze des Schneetreibens von hinten an ihn heranschlichen, bemerkte er erst, als sie ihm eine Schlinge um seinen Hals legten. Bilder von Frau und Sohn schossen durch seinen Kopf, und sein letzter Gedanke war: „Ich habe meine Mission erfüllt.“
    Dann gab es nur noch Dunkel und Nichts.
     
     

 

    John Marks war mit sich und seinem Leben zufrieden. Die Fusion war perfekt. Die größte, die die Anwaltskanzlei First Internationals jemals initiiert und begleitet hatte. Ein hartes Stück Arbeit, die ersten Kontakte lagen schließlich bereits zwei Jahre zurück, in denen es mindestens einmal wöchentlich danach ausgesehen hatte, als würden die Verhandlungen scheitern. Irgendwie war es jedoch weiter gegangen, was nicht zuletzt Johns unermüdlichem Einsatz zu verdanken war. In der letzten Woche herrschte endlich Einigkeit in allen bis dahin noch strittigen Punkten, und die Verträge waren unterschrieben worden. John lehnte sich in seinem weich gepolsterten Ledersessel zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das Honorar für die Kanzlei würde im oberen dreistelligen Millionenbereich liegen; von seiner eigenen Sondergratifikation könnte man sicherlich den Jahresetat einer mittleren Kleinstadt finanzieren. Außerdem würde ihn dieser Erfolg deutlich nach oben katapultieren. Heute Morgen im Aufzug hatte ihm einer der Seniorpartner anerkennend auf die Schulter geklopft. Das war schon mal ein gutes Zeichen, und heute
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