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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor
Autoren: Richard Wunderer
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Die Nummer von Scotland Yard kannte Charly Catfield auswendig, und die Vorwahl für Großbritannien hatte er sofort nach seiner Ankunft auf der Insel auswendig gelernt. Wären seine Finger nicht so eiskalt gewesen, hätte er die Nummer noch viel schneller geschafft.
    Er fieberte vor Ungeduld, als er dem Klicken und Rattern in der Leitung lauschte. Hoffentlich war nicht besetzt! Hoffentlich kam die Verbindung überhaupt zustande!
    Im Raum brannte kein Licht. Charly Catfield wagte nicht, es einzuschalten. Aber diese Bestien wußten auch so, wo sie ihn finden konnten.
    Mit einem lauten Klicken rastete das letzte Relais auf der langen Strecke ein. Catfield hörte das doppelte Tuten, das britische Rufzeichen. Er biß die Zähne zusammen, daß sie knirschten. Der Schnee auf seiner Pelzmütze schmolz. Das Wasser tropfte auf den Telefonapparat.
    »Warum dauert das so lange!« flüsterte Catfield nervös.
    »Scotland Yard, guten Abend!« sagte eine ruhige, freundliche Frauenstimme. Es hörte sich an, als säße die Telefonistin im Nebenraum, laut, klar und deutlich.
    »Schnell, Oberinspektor Sinclair!« stieß Catfield hervor. »Es geht um Sekunden!«
    »Moment!« Das klang schon nicht mehr so verbindlich, so freundlich.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann war die Frauenstimme wieder da. Sie sprach hastig und besorgt. Offenbar hatte sie erkannt, daß es nicht um einen weggeflogenen Wellensittich ging.
    »Oberinspektor Sinclair ist nicht im Haus, Sir. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Seine Privatnummer, schnell!« preßte Catfield zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Hände zitterten. Er fühlte, daß er nur mehr Sekunden zu leben hatte, auch wenn sich seine Mörder noch nicht zeigten.
    Die Telefonistin gab die Nummer durch. Charly Catfield wiederholte sie laut, um sie sich zu merken.
    Er ahnte nicht, daß sein ärgster Feind bereits hinter der Tür stand und jedes Wort hörte.
    Auch die Telefonnummer des Geisterjägers.
    Kaum hatte die Telefonistin die letzte Ziffer genannt, als Catfield die Gabel drückte.
    Noch einmal wählen! Erst die Vorwahl für Großbritannien, dann die Eins für London, endlich die Nummer des Geisterjägers!
    Die Tür öffnete sich. Ein eisiger Windstoß fauchte in den Raum und trieb Schneewolken herein.
    Charly Catfield reagierte blitzschnell. Während er den Hörer ans Ohr preßte, griff er mit der anderen Hand nach seiner Pistole.
    Als der Mann in den Raum trat, drückte Catfield ab.
    Sechsmal.
    Dann war das Magazin der Pistole leer.
    Fassungslos ließ Catfield die Waffe sinken. Alle sechs Kugeln hatten getroffen, doch der Mörder stand noch immer aufrecht und zeigte nicht die geringste Wirkung.
    Der Eindringling hob beschwörend die Hände und richtete sie auf Catfield.
    »Nein, um Himmels willen, nein!« brüllte Charly Catfield verzweifelt.
    Aus dem Hörer drang das Rufzeichen. Dreimal, viermal.
    Zwischen den Händen des Mörders entstand eine gelbe Wolke, löste sich und schwebte auf Catfield zu. Als sie ihn einhüllte, drehte sich der Eindringling um und verließ den Raum. Die Tür blieb offen.
    Catfiels Augen wurden starr. Wie aus weiter Ferne hörte er eine Stimme, ungeduldig und drängend. Er raffte sich noch einmal auf.
    Er mußte den Geisterjäger warnen. Vorher durfte er nicht sterben!
    ***
    Weihnachten war vorbei. Es ging auf Silvester zu.
    Der bevorstehende Jahreswechsel war ein Anlaß zum Feiern, auch wenn noch vier Tage fehlten.
    Es war Sonntag, ein dienstfreier Sonntag. Auch das war ein Anlaß zum Feiern.
    Deshalb hatte ich nichts dagegen, als Suko um sieben Uhr abends an meiner Tür klingelte und eine Flasche mitbrachte. Ab und zu ein guter Schluck, noch dazu wenn ich keinen Dienst hatte, war nicht zu verachten.
    Da saßen wir nun seit vier Stunden, Suko und ich, und sprachen über unsere gemeinsamen Erlebnisse, über Shao, über Jane. Eigentlich hatte ich den Abend mit Jane Collins verbringen wollen, aber sie hatte bedauernd abgewunken. Sie hatte einen dringenden Fall am Hals, und für Privatdetektive gab es keine geregelten Arbeitszeiten.
    Es war aber auch so ein gelungener Abend.
    Wir hatten genügend Gesprächsstoff, so daß ich nicht gerade begeistert war, als um elf Uhr nachts das Telefon klingelte. Die Störung paßte mir nicht, weil wir gerade über den Schwarzen Tod und Myxin, den Magier, sprachen und darüber, wie wir den Magier aus seinem langen Schlaf geweckt hatten.
    »Geh einfach nicht ran, John«, meinte Suko und verzog sein Pfannkuchensicht zu einem
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