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216 - Jenseits von Raum und Zeit

216 - Jenseits von Raum und Zeit

Titel: 216 - Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Schon als der Schmerz den Tunnelfeldmeister von den Zehenschwimmhäuten aus bis hinauf zum Scheitelkamm durchzuckte, wusste er, dass es vorbei war. Die vier herantauchenden Eindringlinge waren ja nur die Vorhut eines gewaltigen Heeres.
    Schieß!, brüllte Maddrax in seinem Kopf. Schieß schon!
    Gilam’esh hob seinen Kombacter und drückte ab. Der Energiestrahl flimmerte durch das Wasser und traf die beiden Harpunenschützen. Eingehüllt in einen Schleier aus kleinen Bläschen trieben sie leblos zwischen Boden und Decke.
    Die anderen beiden Patrydree reagierten blitzschnell: Der mit dem Spieß tauchte seitlich nach unten ab, der Axtträger schwamm nach oben und stieß mit wendigen, schlängelnden Schwimmbewegungen auf das geschlossene Schott und den Tunnelfeldmeister herab. Kaum fünfzehn Längen trennten Gilam’esh noch von den quastenschuppigen Feinden. Ja, es war vorbei.
    Tod und Verderben war über den Meister des Tunnelfeldes und sein Volk hereingebrochen, Chaos und Untergang.
    Auf dem Rotgrund (der Mars in der Sprache der Hydree) wurde die Luft zum Atmen knapp. Seit Generationen verflüchtigte sich die Atmosphäre. Gilam’esh hatte sein langes Leben der Entwicklung des Raumzeittunnels gewidmet, er hatte eine Brücke von einem sterbenden Planeten zu einer Welt des Lebens gebaut. Und nun, da sie fertig und sein Volk im Begriff war, sie zu überqueren, griffen die Westmeerbarbaren an. Ausgerechnet jetzt, zum Zeitpunkt der Flucht, fielen sie zu Hunderttausenden über die Tunnelfeldstation im Nordmeer her.
    Die ersten Feinde waren bereits in die Anlage eingedrungen!
    Dabei war gerade erst der fünfte Tag des lang geplanten Exodus’ angebrochen. Erst etwas mehr als eine halbe Million Ditrydree waren durch den Zeitstrahl gegangen und vom heimatlichen Rotgrund auf den Zielplaneten evakuiert worden, den dritten des Zentralgestirns. Genauer gesagt: in eine ferne Zukunft des Zielplaneten, denn zur jetzigen Zeit war er noch unbewohnbar. Erst in dreieinhalb Milliarden Jahren würde ein Überleben dort möglich sein – und dorthin hatte Gilam’esh sein Volk durch den verzögerten Zeitstrahl geschickt.
    Trotz seiner Schmerzen hob der Tunnelfeldmeister noch einmal den Kombacter und zielte auf den Westbarbaren, der ihm am nächsten war, auf den Spießträger. Doch es war zu spät – schon holte der quastenschuppige Patrydree mit seinem Spieß aus und stieß zu.
    Fast zeitgleich löste sich die Energieladung aus Gilam’eshs Kombacter. Sie traf den Angreifer im gleichen Moment, wie dessen Spieß Gilam’eshs Schulter durchbohrte. Beide sanken zu Boden, der Patrydree tot, der Ditrydree schwer verletzt. Wirbel aus Blut und Sauerstoffbläschen hüllten sie ein. Schon glitt der zweite Westbarbar pfeilschnell durchs Wasser und griff von der Decke aus an.
    Steh auf! Die Stimme des Freundes brüllte in Gilam’eshs Gehirn. Du musst kämpfen! Wir müssen die Haupthöhle erreichen!
    Der letzte noch lebende Patrydree des kriegerischen Quartetts schlug von oben auf ihn ein. Sein erster Axthieb spaltete Gilam’eshs Scheitelkamm. Die Klinge drang in seinen Schädelknochen ein. Der Tunnelfeldmeister krümmte sich vor Schmerzen, bäumte sich auf und sah, wie der Angreifer ein zweites Mal ausholte. Brüllend wich er nach links aus, dennoch lederte der Axthieb ihm die Haut über dem rechten Gehörgang ab.
    Es gelang ihm, den Schaft des Kombacters ein letztes Mal zu umklammern, es gelang ihm sogar zu zielen und eine letzte Ladung auszulösen. Sie traf den Westmeerbarbaren im Gesicht.
    Der Angreifer zog die Knie an, ließ die Axt fallen und presste die Hände vor seine Augen. Ein paar Mal drehte er sich um sich selbst, bevor sein lebloser Körper in Blutschlieren und Luftbläschen gehüllt durch das Wasser schwebte und langsam zu Boden sank.
    Schon halb betäubt, begann Gilam’esh noch einmal zu schwimmen. Er wusste: Es war nicht mehr sein eigener Wille, der ihn vorwärts trieb. Es war das Bewusstsein des Freundes in seinem Gehirn. Doch seine Arme und Beine schienen sich schon in leblosen Stein zu verwandeln. Er schaffte es noch in den Spiralgang hinein zu tauchen, dort aber gab er auf und ließ sich nach oben treiben.
    Gilam’esh!, raunte die Stimme des Freundes tief in seinem Hirn. Kaum noch vernahm er Maddrax’ Stimme, so schwach war er. Trotzdem brachte er noch einige Schwimmbewegungen zustande. Gilam’esh, du musst mir helfen! Er tauchte in den Spiralgang ein. Komm schon, wir schaffen es…!
    Er spürte, wie seine eigene
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