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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond
Autoren: Peter Tremayne
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H ISTORISCHE A NMERKUNG
    Die Kriminalromane um Schwester Fidelma spielen in der Mitte des siebenten Jahrhunderts und sind hauptsächlich in Irland angesiedelt.
    Schwester Fidelma ist nicht nur eine Nonne, die einst der Gemeinschaft der heiligen Brigitta von Kildare angehörte. Sie ist auch eine anerkannte dálaigh , eine Anwältin an den Gerichten des alten Irland. Da dieser Hintergrund nicht allen Lesern vertraut sein mag, soll dieses Vorwort einige wesentliche Dinge erläutern und damit zu einem besseren Verständnis der Vorgänge beitragen.
    Das damalige Irland bestand aus fünf Hauptprovinzen, in denen Könige herrschten. Selbst das heutige irische Wort für Provinz lautet cúige , wörtlich: ein Fünftel. Vier dieser Provinzkönige – von Ulaidh (Ulster), von Connacht, von Muman (Munster) und von Laigin (Leinster) – erkannten mit Einschränkungen die Oberhoheit des Ard Rí oder Großkönigs an, der in Tara residierte, in der »königlichen« fünften Provinz von Midhe (Meath), deren Name »mittlere Provinz« bedeutet. Innerhalb dieser Provinzkönigreiche war die Macht noch einmal unter Kleinkönigreichen und Stammesgebieten aufgeteilt.
    Die Primogenitur, das Erbrecht des ältesten Sohnes oder der ältesten Tochter, war in Irland unbekannt. Das Königtum vom geringsten Stammesfürsten bis zum Großkönig war nur zum Teil erblich und überwiegend ein Wahlamt. Jeder Herrscher mußte sich seiner Stellung würdig erweisen und wurde von den derbfhine seiner Sippe gewählt, von der mindestens drei Generationen versammelt sein mußten. Diente ein Herrscher nicht dem Wohl seines Volkes, wurde er angeklagt und abgesetzt. Deshalb ähnelte das monarchische System des alten Irland mehr einer heutigen Republik als den feudalen Monarchien, die sich im Mittelalter in Europa entwickelten.
    Im Irland des siebenten Jahrhunderts gab es ein wohldurchdachtes Rechtssystem, das das Gesetz der Fénechus , der Landbebauer, genannt wurde, doch besser bekannt ist als das Gesetz der Brehons, abgeleitet von dem Wort breitheamh für Richter. Der Überlieferung nach wurden diese Gesetze zuerst im Jahre 714 v. Chr. auf Befehl des Großkönigs Ollamh Fódhla zusammengefaßt. Im Jahre 438 berief der Großkönig Laoghaire eine Kommission von neun Gelehrten, die die Gesetze prüfen, überarbeiten und in die neue lateinische Schrift übertragen sollte. Ihr gehörte auch Patrick an, der später zum Schutzheiligen Irlands wurde. Nach drei Jahren legte die Kommission den geschriebenen Gesetzestext vor, die erste bekannte Kodifizierung.
    Die ältesten vollständig erhaltenen Texte der alten Gesetze Irlands finden sich in einem Manuskript aus dem elften Jahrhundert wieder, das heute in der Royal Irish Academy in Dublin aufbewahrt wird. Erst im siebzehnten Jahrhundert gelang es der englischen Kolonialverwaltung in Irland letztendlich, die Anwendung der Gesetze der Brehons zu unterdrücken. Selbst der Besitz des Gesetzbuches wurde bestraft, oft mit dem Tode oder der Verbannung.
    Das irische Rechtssystem war nicht statisch. Alle drei Jahre kamen die Rechtsgelehrten und Richter beim Féis Teamhrach (Fest von Tara) zusammen und prüften und verbesserten die Gesetze entsprechend der sich verändernden Gesellschaft und deren Bedürfnissen.
    Diese Gesetze wiesen der Frau eine einzigartige Stellung zu. Sie gaben den Frauen mehr Rechte und größeren Schutz als irgendein anderes westliches Gesetzeswerk jener Zeit oder späterer Jahrhunderte. Frauen konnten sich gleichberechtigt mit den Männern um jedes Amt bewerben und jeden Beruf ergreifen, und sie taten es auch. Sie konnten ihr Volk als Krieger in Schlachten befehligen, politische Führer sein, Friedensrichter, Dichter, Handwerker, Ärzte, Anwälte und Richter werden. Wir kennen die Namen vieler Richterinnen aus Fidelmas Zeit: Bríg Briugaid, Áine Inguine Iugaire, Darí und viele andere. Darí zum Beispiel war nicht nur Richterin, sondern auch die Verfasserin eines berühmten Gesetzestextes, der im sechsten Jahrhundert aufgezeichnet wurde.
    Die Gesetze schützten Frauen vor sexueller Belästigung, vor Diskriminierung und vor Vergewaltigung. Sie konnten sich auf gleichem Rechtsfuß von ihren Ehemännern scheiden lassen und dabei einen Teil des Vermögens des Mannes als Abfindung verlangen. Sie konnten persönliches Eigentum erben und hatten Anspruch auf Krankengeld, ob sie nun zu Hause lagen oder im Hospital. Im alten Irland gab es die ersten Krankenhäuser, die in Europa bekannt sind. Aus heutiger Sicht
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