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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder?
Autoren: Jenny Lawson
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mein Vater hat ihn gegen einen viktorianischen Leichenwagen eingetauscht. Und nein, das war jetzt kein Witz, warum sollte ich darüber einen blöden Witz machen? Aber ich habe ein Foto als Beweis:
    Ja, das ist der blitzende Siegerring der Gürteltier-Champions. Auf dem anderen Bild: Mein Vater in einer etwas unglücklichen Phase als Magnum Fan, außerdem verwirrte Zuschauer, namenloses Gürteltier.
    NR. 7
    DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN KEINEN PROFESSIONELLEN TIERPRÄPARATOR ALS VATER.
Als ich klein war, hat mein Vater in einem Sportgeschäft Schusswaffen und Munition verkauft, aber ich habe immer allen erzählt, er wäre Waffenhändler, weil das spannender klang. Aber irgendwann hatte er dann genug Geld gespart, kündigte und baute eine Werkstatt als Tierpräparator neben unserem Haus (das ganz klein war und aus Asbest erbaut, weil man damals noch glaubte, das wäre etwas Gutes). Mein Dad baute den neuen Laden ganz allein aus dem alten Holz baufälliger Scheunen und er ist ihm bemerkenswert gut gelungen. Er sah genauso aus wie ein Saloon aus dem Wilden Westen, mit Schwingtüren, Gaslaternen und einer Stange zum Anbinden der Pferde. Dann stellte er einige Mitarbeiter ein, von denen viele aussahen wie frisch aus dem Gefängnis oder auf dem Weg dorthin. Mir tun die armen Ortsfremden leid, die sich in das Geschäft meines Vaters verirrten und statt der erwarteten Bar und Getränke die rauen Gesellen vorfanden, die mein Vater eingestellt hatte, über und über mit Blut besudelt und mit den Armen bis zu den Ellbogen in Tierkadavern. Ich vermute allerdings, dass die blutigen Präparatoren ihre Flachmänner mit den ratlosen Fremden teilten, denn auch wenn sie nicht ganz geheuer wirkten, hatten sie doch unweigerlich ein gutes Herz und wussten bestimmt, dass ihre Besucher beim Anblick ihrer Arbeitsstätte erst recht einen Drink benötigten.
    NR. 8
    DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN KEINE HAUSTIERE, DIE VON OBDACHLOSEN AUFGEGESSEN WERDEN.
Als ich fünf war, gewann mein Dad auf dem Rummelplatz einen kleinen Enterich für mich. Wir tauften ihn Daffodil und er lebte im Garten in einem mit Wasser gefüllten Schlauchboot. Es war der Wahnsinn. Dann wurdeer zu groß für das Schlauchboot und wir ließen ihn unter der nahen Dorfbrücke frei, damit er bei den anderen Enten sein konnte. Wir sangen »Born Free« und er sah so glücklich aus, als er davonwatschelte. Einen Monat später berichtete die Lokalzeitung, die Enten im Fluss wären verschwunden und die Obdachlosen, die unter der Brücke lebten, hätten sie aufgegessen. Offenbar war diese Gegend für Enten nicht geeignet. Ich sah meine Mutter mit aufgerissenen Augen an und schluchzte: »Penner … haben … meinen … Daffodil … aufgegessen.« Meine Mom erwiderte meinen Blick mit zusammengepressten Lippen und überlegte, ob sie mich einfach anlügen sollte. Stattdessen entschied sie, dass sie mich nicht länger vor den Härten des wirklichen Lebens schützen durfte. Mit einem Seufzer sagte sie: »Es klingt netter, wenn du ›Wohnungslose‹ sagst, Schatz.« Ich nickte mechanisch. Ich stand unter Schock, aber mein Wortschatz war gewachsen.
    NR. 9
    DIE MEISTEN MENSCHEN TEILEN EINEN SWIMMINGPOOL NICHT MIT SCHWEINEN.
Wir wohnten in Windrichtung der (örtlich) berühmten Schweinefarm Schwartz. Einigen wäre das vielleicht peinlich, aber das waren richtige Rasseschweine und, doch, es war schon irgendwie voll beeindruckend. Wenn der Wind von Westen wehte, stank es so heftig, dass wir die Fenster schließen mussten, aber weniger wegen der Schweine, mehr wegen der nahen Abdeckerei. Als mein Mann den Gestank zum ersten Mal in die Nase bekam, wäre er fast erstickt, aber meine Mom meinte nur ganz ruhig: »Ach das? Das ist nur die Abdeckerei«, so wie andere Leute sagen: »Das ist nur unser Gärtner.« Er sah mich mit einem Blick an, der so viel bedeutete wie: »Was ist denn eine bescheuerteAbdeckerei?«, und ich erklärte ihm leise, dass es sich um eine Fabrik handelte, in der man alte Blumen kompostierte, weil das viel charmanter klingt als: »Das ist eine Art Schlachthaus, nur nicht so nobel.«
    Auf der Rückseite des Fotos steht: »Jenny mit Daffodil. Er wurde später von Obdachlosen gegessen.«
    Die Schwartz’ hatten eine riesige offene Zisterne, an der sie die Schweine tränkten, und zu besonderen Gelegenheiten wurden wir eingeladen, im Wasser der Schweine zu schwimmen. Das stimmt jetzt wirklich, Leute.
    Wenn ich das erzähle, sagen alle: »Ich glaube dir kein Wort«, und ich muss ihnen erst
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