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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder?
Autoren: Jenny Lawson
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meine Vagina« nicht heißt, dass ich sie nicht dabeihatte, sondern dass ich sie bei Starbucks nicht … na ja: nicht herumgezeigt habe. Was sich vermutlich von selbst versteht, ich dachte nur, ich kläre das, weil es das erste Kapitel ist und der Leser noch nicht viel über mich weiß. Also nur der Klarheit halber, ich habe meine Vagina
immer
dabei, genau wie meine American-Express-Karte. (Insofern, als ich nie ohne sie aus dem Haus gehe. Zum Einkaufen verwende ich sie nicht.)
    Dieses Buch enthält die wahre Geschichte von mir und meinem Kampf gegen die Leukämie und
(Spoilerwarnung)
am Ende sterbe ich. Man könnte also nur diesen Satz lesen und so tun, alshätte man das ganze Buch gelesen. Aber Pech gehabt, irgendwo in diesem Buch steht ein Codewort, und wer nicht alles liest, findet es nicht. Und dann wissen alle aus eurem Lesekreis sofort, dass ihr an dieser Stelle aufgehört habt zu lesen und nur miese Lügner seid.
    Also gut. Das Codewort ist »Schappi«.
    Ende.
    Immer noch dabei?
Gut.
Das Codewort lautet natürlich nicht »Schappi« und ich weiß nicht mal, wie man »Leukämie« buchstabiert. Das war nur ein spezieller Test, mit dem man herausfinden kann, wer das Buch wirklich gelesen hat. Wenn also jemand in eurem Lesekreis von Schappi oder Leukämie spricht, lügt
er
und ihr solltet ihn rauswerfen und davor am besten noch filzen, weil er vielleicht was vom Tafelsilber geklaut hat. Das wirkliche Codewort ist »Gabel«. 3
    Ich bin als armes schwarzes Mädchen in New York aufgewachsen. Man muss nur »schwarz« durch »weiß« ersetzen und »New York« durch »ländliches Texas«. Das »arm« kann bleiben. Ich wurde in Austin, Texas geboren, bekannt durch die populäre Kampagne »Haltet Austin sonderbar«, und weil ich mein Leben lang für alle das »sonderbare Mädchen« war, passte ich schließlich perfekt dorthin
und wenn ich nicht gestorben bin, lebe ich dort noch heute. Ende.
So hätte mein Buch wahrscheinlich geendet, wären meine Eltern nicht aus Austin weggezogen, als ich drei war.
    Ich weiß von Austin so gut wie nichts mehr, aber laut meiner Mom wohnten wir in einer Wohnung ohne Aufzug in der Nähe des Militärstützpunkts und spätabends stellte ich mich in meinem Gitterbett auf, zog die Vorhänge zur Seite und winkte den Soldaten auf der Straße zu, weil sie in mein Zimmerraufkommen sollten. Mein Vater gehörte damals zu diesen Soldaten, und als meine Mom mir als Teenager die Geschichte erzählte, meinte ich, sie hätte mir doch dankbar sein sollen, dass ich ihn von der Straße holen wollte. Stattdessen rückten meine Eltern das Gitterbett vom Fenster weg, weil sie befürchteten, ich könnte ein Talent für diese Art von Gewerbe entwickeln. Die Umstellung muss mich sehr verstört haben, denn gleich in der nächsten Woche steckte ich im Wohnzimmerofen einen Besen in Brand, rannte damit kreischend durch die Wohnung und schwenkte ihn wie eine brennende Fackel über meinem Kopf.
Angeblich.
Ich kann mich an nichts erinnern, aber wenn es wirklich so war, habe ich den Besen wahrscheinlich für eine Art patriotische Fackel gehalten. Bei meiner Mutter klingt es, als hätte ich sie damit bedroht wie die aufgebrachten Dorfbewohner Frankensteins Monster. Sie spricht von meiner ersten Brandstiftung, ich spreche von einer Lektion in Sachen Einmischung, und warum es für alle Beteiligten gefährlich ist, die Möbel von jemand anders umzustellen. Wir sind übereingekommen, dass wir uns auf den genauen Wortlaut nicht einigen können.
    Kurz nach diesem Vorfall packten wir und zogen in die absolute Provinz, ein Dorf namens Wall in Texas. Meine Eltern behaupteten, der Grund dafür wäre das Ausscheiden meines Vaters aus dem Militärdienst gewesen. Außerdem wäre meine Mom mit meiner kleinen Schwester schwanger gewesen und hätte in die Nähe der Familie ziehen wollen. Ich habe den Verdacht, sie hatten die Hoffnung, aus dem sonderbaren Kind würde in der kleinen west-texanischen Stadt, in der sie schon selber aufgewachsen waren, ein normales Mädchen werden. Das war einer ihrer vielen Irrtümer. (Andere Irrtümer waren: der Glaube an die Existenz der Zahnfee, an die zeitlose Schönheit vonWandverkleidungen aus Holzimitat und die Entscheidung, eine Dreijährige mit einem Strohbesen und einem Ofen allein zu lassen.)
    Wenn man das Wall von heute mit dem Wall meiner Kindheit vergleichen würde, würde man es kaum wiedererkennen, denn das Wall von heute hat eine Tankstelle. Und wer glaubt, eine Tankstelle wäre jetzt auch
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