Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder?
Autoren: Jenny Lawson
Vom Netzwerk:
Kehrtwende, um nicht von meiner Schwester erwischt zu werden, und renne genau da rein. Richtig. Scheiße Mann. In das Reh. Ich brauche kurz, um mich zu orientieren, und stehe da wie gelähmt und überhaupt nicht mehr Ninja-mäßig. Am besten beschreibe ich es so, dass ich eine Art Rehjacke anhatte. Manche lachen dann, aber nicht weil sie es lustig finden, es ist mehr ein unfreiwilliges, nervöses Kichern im Sinne von
So eine Scheiße aber auch.
Wahrscheinlich weil man Reh einfach nicht als Jacke tragen sollte. Man sollte auch nicht in einem Reh kotzen, aber es passierte eben trotzdem.
    Ich würde ja gerne glauben, mein Vater hätte das Reh anschließend weggeworfen, weil man Nahrungsmittel, die man getragen oder vollgekotzt hat, dann doch nicht essen soll, da bin ich mir ziemlich sicher. Er hat aber nicht nur mich mit dem Schlauch abgespritzt, sondern auch das Reh, ich vermute also mal, er hat eine Art Jägerversion der 5-Sekunden-Regel angewandt. (Man darf Nahrungsmittel, die auf den Boden gefallensind, noch essen, solange man sie innerhalb von fünf Sekunden aufhebt. Außer wenn es sich um Erdnussbutter handelt, dann gilt die Regel nicht. Und im Fall von altbackenem Toast verlängert sich die Frist auf, sagen wir, anderthalb Wochen, denn welches Bakterium interessiert sich schon für altbackenen Toast?
Keins,
eben. Gott, ich könnte ein ganzes Buch über die 5-Sekunden-Regel schreiben. Ich sollte das unbedingt tun, als Nachfolgeband:
Die 5-Sekunden-Regel und ihre Geltung für verschiedene Nahrungsmittel.
Genial. Aber jetzt habe ich vergessen, wo ich eben war. Ach ja, sich in einer Rehjacke übergeben. Okay.) Und deshalb habe ich bis heute den Verdacht, dass mein Dad die total versaute Rehjacke zum Essen nach Hause gebracht hat. Nur dass ich sie nicht gegessen habe, weil mir ab da von Blutgeruch übel wurde. Ich kann bis heute kein Fleisch essen, das ich roh gesehen oder gerochen habe. Mein Mann beklagt sich ständig darüber, aber solange er keine Rehjacke getragen hat, soll er gefälligst den Mund halten. Er sagt, das wäre alles mental, aber das ist es überhaupt nicht. Ich wollte sogar schon eine Art blinden Riechtest wie bei diesem Pepsi-Wettbewerb machen, wo er mir Schalen mit Blut unter die Nase hält, damit ich zeigen kann, dass ich Blut rieche, aber das will er nicht. Vermutlich will er unser Geschirr nicht dafür herausrücken. Ich durfte mich nicht mal in eine Schale übergeben, als mir übel war. Er sagte die ganze Zeit: »
Brechschale?
Wer verwendet das denn?« Und ich sagte:
»Ich
verwende das.
Alle
verwenden das. Man hat die Schale immer griffbereit, falls man es nicht mehr zur Toilette schafft.« Darauf er:
»Nein,
dafür nimmt man den Mülleimer.« Und ich:
»Ich übergebe mich doch nicht in einen Mülleimer,
du krankes Arschloch. Das ist doch barbarisch.« Da brüllte er: »Normale Menschen tun das!« Und ich schrie:
»Das ist das Ende der Zivilisation!«
Und ich habe den ganzen Tag nicht mehr mit ihm gesprochen, weil er mich gezwungen hat zu schreien, obwohlmir doch zum Kotzen war. Habt ihr gemerkt, wie ich auf einmal einen Mann habe, obwohl das Kapitel doch angeblich von meiner Kindheit handelt? Mein Gott, wird das ein furchtbares Buch. Aber beide Geschichten haben mit Blut und Übelkeit zu tun, das ist schon irgendwie beeindruckend, oder eigentlich eher »traurig« und »erschreckend«.
    NR. 2
    (auf der Liste der
»Dinge, die die meisten Menschen nie erlebt haben und sich auch gar nicht vorstellen können, die mir aber absolut passiert sind«
, falls ihr vergessen habt, von was wir gesprochen haben, weil der erste Unterpunkt viel zu lang war und gekürzt oder womöglich verbrannt werden muss):
DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN ZU HAUSE KEIN GIFTIGES LEITUNGSWASSER.
Die meisten Menschen bekommen keinen Brief von der Behörde, in dem steht, sie sollten das Leitungswasser nicht trinken, weil giftiges Radon in ihren Brunnen eingedrungen ist. Die meisten Menschen bekommen ihr giftiges Leitungswasser gar nicht aus einem Brunnen.
    Besorgte Verwandte fragten meine Mutter nach den Risiken von so viel Radon für meine Schwester und mich, aber sie wiegelte ab. »Die würden das gar nicht runterbringen, selbst wenn sie wollten. Sie müssten sich sofort übergeben, so giftig ist das. Also, man braucht sich wirklich keinen Kopf zu machen.« Dann schickte sie uns zum Zähneputzen und zum Baden. Meine Mom war eine entschiedene Verfechterin der These »Was einen nicht umbringt, macht einen stark«. Bei meiner Schwester
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher