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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder?
Autoren: Jenny Lawson
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ist diese These aufgegangen. Sie war in ihrem Leben noch keinen einzigen Tag krank und gehört zu den Amazonen, die sich zum Gebären auf ein Feld hocken und anschließend das Baby hochnehmen und weiterhacken, es sei denn, das Feld stünde in Flammen. Dann würde sie einfach fluchend durch das Feuergehen wie dieser unheimliche Roboter in TERMINATOR. Und auch ihr Baby wäre feuerfest und würde wie ein kleiner, aber obercooler Macker auf die Flammen einhauen. Ich hätte auch gern eine so unverwüstliche Rossnatur, aber alle paar Monate habe ich einen totalen Zusammenbruch oder fange mir eine merkwürdige Krankheit ein, die sonst nur Tiere bekommen. Wie damals, als ich den Parvovirus hatte, den es wirklich gibt und der überhaupt kein Spaß ist. Oder als ich mir die Haare gekämmt habe und plötzlich so ein Knacken im Hals hörte und vor Schmerzen kaum noch Luft bekam. Anschließend fuhr ich zur Arbeit und wäre vor Schmerzen und vom Luftanhalten fast ohnmächtig geworden. Bei meiner Ankunft konnte ich nicht einmal mehr den Mund zum Sprechen bewegen, so weh tat mir alles, also schrieb ich auf einen Klebezettel »HABE MIR DAS GENICK GEBROCHEN«, und meine entgeisterte Arbeitskollegin fuhr mich in Krankenhaus. Dort stellte sich heraus, dass ich einen Bandscheibenvorfall hatte. Der Arzt drückte mir eine Broschüre über häusliche Gewalt in die Hand und fragte mich immer wieder, ob ich zu Hause geschlagen würde, weil man von zu heftigem Kämmen offenbar nur ganz selten einen Bandscheibenvorfall kriegt. Ich stelle mir lieber vor, dass sich die meisten Menschen nicht so begeistert kämmen wie ich.
    NR. 3
    DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN FLIESSEND WASSER.
Also wir hatten
meistens
fließend Wasser, außer wenn wir es nicht hatten, was oft war. Meine Schwester und ich pflegten immer zu sagen: »Man weiß sein giftiges Wasser erst dann richtig zu schätzen, wenn man es nicht hat.« Im Sommer blieb das Wasser manchmal aus unerfindlichen Gründen aus, im Winter froren die Leitungen zu und wir mussten Töpfe mit Wasser aus unserer Zisterne füllen und das eisige Wasser dann auf dem Herd warm machen,damit wir baden konnten. Das ist noch weniger prickelnd, als es klingt. Ich sagte einmal zu meiner Mutter, das Wasser aus der Zisterne wäre ein wenig bräunlich und vielleicht nicht die sauberste Methode, sich die Haare zu waschen, aber sie seufzte nur ein wenig enttäuscht und sagte: »Das heißt ›beesch‹.« Als ob die Aussprache die Qualität verbessern könnte.
    »Na gut«, ergab ich mich widerwillig, »das Wasser aus der Zisterne sieht etwas beiger aus als das Wasser aus dem Hahn«, aber meine Mutter zuckte nur mit den Schultern. Offenbar traute sie keinem Wasser, das sie nicht sehen konnte.
    NR. 4
    DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN KEINE ZISTERNE UND WISSEN NICHT EINMAL, WAS EINE ZISTERNE IST.
Einige sagen, sie hätten eine, und fügen höflich hinzu, dass man das Wort in Wirklichkeit »Zyste« ausspricht, und ich nicke dann nur, weil ich ihnen echt nicht erklären muss, dass eine Zisterne in Wirklichkeit ein riesiger Metallkanister ist, der das Regenwasser auffängt, eine Art überirdischer Brunnen für Leute, die sich eben keinen richtigen Brunnen leisten können. Niemand will so was erklären, denn mal ehrlich,
wer gibt schon gerne zu, dass er sich keinen Brunnen leisten kann?
Ich jedenfalls nicht, weil wir hatten ja mal einen. Einen voll mit giftigem Radon.
    NR. 5
    DIE MEISTEN MENSCHEN HABEN KEINE LEBENDEN WASCHBÄREN IM HAUS.
Mein Dad hat immer Tiere gerettet, und mit »Tiere retten« meine ich »die Mutter töten und dann entdecken, dass sie Junge hat, also die Jungen nach Hause bringen und in der Badewanne aufziehen«. Einmal hat er in einem Eimer acht neugeborene Waschbären nach Hause gebracht, damit wir sie großziehen. Als die Waschbärenwaisen noch klein waren, nähte meineMom ihnen knallbunte Bermudashorts (die damals sehr beliebt waren) und sie sahen total süß aus, aber dann wurden sie größer, stiegen aus der Badewanne und verwüsteten praktisch das ganze Haus. Waschbären sind total zwangsgestört. Sie müssen alles waschen, was sie sehen, und man sollte meinen, sie würden deshalb besser riechen, aber das stimmt nicht, sie riechen total nach Moschus und leicht säuerlich, wie ein One-Night-Stand.
    Auf der Rückseite dieses Fotos steht: »1975 – Jenny mit ihren Hühnern. Kurz darauf hat ein Hund sie getötet.« Komisch, mir geht’s gut.
    Als sie dann älter waren, haben wir alle bis auf einen in den Wald
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