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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schädel an der nächsten Wand einrennen!
    Während die Sondermaschine mit den vierzig Geologen aus Rom und ihren Koffern, in denen Maschinenwaffen und Granatwerfer lagen, auf dem Flugplatz von Palermo landete, rauschte die Yacht ›Loretta‹ der nordafrikanischen Küste entgegen. Ziel: Der Hafen von Tunis.
    Zum erstenmal spielte das Glück auf seiten Dr. Volkmars mit: Es stieß ihm das Tor zu einem neuen, seinem dritten Leben auf.
    Was in den nächsten Stunden in Palermo geschah, erfuhr die Welt nur bruchstückweise durch Rundfunk und Fernsehen, durch Presse und amtliche Kommuniques. Der Generalstaatsanwalt von Rom, im Namen der Regierung handelnd, verhängte eine strenge Zensur über alle Nachrichten aus Sizilien. Nur, was die Staatsanwaltschaft für wichtig hielt, wurde für die Öffentlichkeit freigegeben.
    Es war sehr wenig. Denn was man vorfand, war so grauenhaft, daß es der breiten Masse nicht zuzumuten war.
    Mit generalstabsmäßiger Präzision rollte das ›Kommando Klinik‹ ab: Zuerst wurde Dr. Soriano in seiner Anwaltskanzlei unter Arrest gestellt. Alle Telefone wurden besetzt. Die Klienten wurden nach Hause geschickt. Eine Gruppe von dreißig Mafia-Spezialisten übernahm die beiden Granatwerfer und fuhr hinaus nach Camporeale. Auch dort unterbrach man alle Leitungen des ›Kinderheims‹ und verhaftete Signore Tonio Albengo, den Bürgermeister von Camporeale, für den einst der Besuch des Kardinals bei der Einweihung der Höhepunkt seines Lebens gewesen war. Auch Vincente Lucca, der Carabiniere von Camporeale, wurde inhaftiert, weil es einfach nicht glaubhaft war, daß er nicht gewußt haben sollte, was dort oben in dem wunderschönen Palast aus Glas, Marmor und Stein wirklich geschah.
    Die ›Eroberung‹ der unterirdischen Klinik erfolgte – obwohl es moralisch angreifbar war – mit Hilfe des sterbenden Leone Tortalla. Ein Krankenwagen aus Palermo fuhr vor, und zwei Polizisten in weißen Sanitäterkitteln trabten mit der Trage ins Heim. Dort starrte man sie entgeistert an. Eine Schwester – die Oberschwester, wie sich herausstellte – erklärte wortreich, das hier sei ein Kinderheim, aber kein Krankenhaus.
    »Einen Arzt, bitte!« sagte einer der Sanitäter. »Ihr habt doch einen Arzt hier, nicht wahr?«
    Die Beamten aus Rom hatten Glück. Nach einigen Telefonaten innerhalb des Kinderheimes erschien ein langer, fast kahlköpfiger Arzt und stellte sich als Dr. Zampieri vor. Ein Blick auf den Bankier Tortalla sagte ihm, daß hier höchste Eile geboten war.
    »Er wollte unbedingt hierhin!« sagte der Sanitäter, der in Wirklichkeit der Polizei-Oberleutnant Luigi Dellanove war. »Von Rom! Man habe ihn hier schon einmal operiert! Leone Tortalla heißt er. Nun sind wir hier, und das ist ein Kinderheim! Was nun?!«
    Zampieri war der Name Tortalla ein Begriff. Der Bankier aus Mailand mit dem seltenen Eiweiß! Jetzt in einem desolaten Zustand … Und der Chef war verreist …
    »Kommen Sie mit!« sagte Zampieri ohne zu zögern. Er lief voraus zu dem versteckten Lift hinter der Tür Magazin. Die Sanitäter mit dem sterbenden Tortalla folgten ihm im Laufschritt. Erst als sie durch die Tür verschwunden waren, kamen auch die anderen Beamten in die große Halle, nicht in Verkleidung, sondern mit umgehängten Maschinenpistolen. Auf einem kleinen Hügel des Kinderspielplatzes, von dem man das Gelände gut übersehen konnte, waren die beiden Granatwerfer in Stellung gegangen. Die Oberschwester sank in einen der ledernen Besuchersessel in der Halle und begann laut zu beten.
    Ein Überfall! Ein Überfall!
    Es dauerte lange, bis sie überzeugt war, daß die wilden Kerle Polizisten waren.
    Im Keller II übernahm ein Pfleger die Trage mit Tortalla, setzte sie auf einen Rolluntersatz und lief mit ihm zur Intensivstation. Dr. Zampieri wollte hinterher, aber dann blickte er in die Läufe von zwei Pistolen, die ihm die beiden Sanitäter entgegenhielten.
    »Oberleutnant Dellanove!« sagte der eine.
    »Sergeant Patti!« sagte der andere.
    »Vom Sondereinsatz Rom! Dr. Zampieri, Sie sind vorläufig festgenommen. Bitte, machen Sie keine Schwierigkeiten. Zeigen Sie uns die Klinik. Und keine Tricks! Die Telefone nach draußen sind abgestellt, das Haus ist von dreißig Mann besetzt, auf Flüchtende wird sofort geschossen.«
    Dr. Zampieri war bleich geworden. Er hatte immer wieder ein Ende seiner Karriere als Mafia-Chirurg herbeigesehnt – aber so hatte er es sich nicht vorgestellt. Er hatte davon geträumt, mit seiner Frau und
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