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Das Haus der verlorenen Herzen

Das Haus der verlorenen Herzen

Titel: Das Haus der verlorenen Herzen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinem Söhnchen Franco bald wieder in Messina im eigenen Garten spielen zu können.
    »Ich gehe voraus –«, sagte Zampieri müde. »Ich zeige Ihnen alles. Aber wir alle sind nur Handlanger. Erpreßte Werkzeuge. Die Verantwortlichen sitzen nicht im Klinikkeller, sondern woanders. Sie wissen, was ich meine …«
    Oberleutnant Dellanove atmete schnaufend durch die Nase. Erst jetzt wurde ihm klar, wo er hineingestoßen hatte. Das war eine Aktion, die im Rollverfahren ganz Sizilien auf den Kopf stellen würde.
    »Das ist nicht wahr …«, sagte er tonlos.
    »Und wie wahr das ist!« Dr. Zampieri machte eine ausgreifende Armbewegung. »Das beste Herz-Zentrum der Welt: die Mafia-Klinik! – Wenn Sie mir bitte folgen würden …«
    Während Dr. Zampieri alle Türen öffnete und die Beamten aus Rom fassungslos das unterirdische Klinikreich durchstreiften, starb im OP I der Bankier Leone Tortalla. Man hatte ihm in einer Notoperation noch einmal den Brustkorb geöffnet, das Exsudat abgesaugt, Antibiotikaspülungen vorgenommen – es war umsonst, weil auch das Herz begann, sich abzustoßen. Ein neues Herz aber gab es nicht mehr. Nie mehr.
    Oberleutnant Dellanoves Stimme zitterte, als er nach drei Stunden auf einer freigegebenen Leitung mit dem Generalstaatsanwalt in der Anwaltspraxis von Dr. Soriano telefonierte. Dr. Zampieri hatte auch die ›Herzbank‹ geöffnet, wo die menschlichen Schlachttiere auf ihren Abtransport nach Korsika, zur Fremdenlegion, warteten. Es war ein Anblick, der auch die abgebrühtesten Polizisten des Sondereinsatzes blaß werden ließ.
    »Das darf nie bekannt werden«, hatte Dellanove gesagt. »Nie! Das muß totgeschwiegen werden! Das kann keiner verkraften. So etwas darf ein Mensch einfach nicht getan haben. Das hat es nie gegeben!«
    Der Generalstaatsanwalt hörte schweigend zu, was Dellanove ihm aus Camporeale berichtete. Dann legte er langsam den Hörer zurück und blickte Dr. Soriano an, der zwischen zwei Polizeioffizieren in Zivil in einem der tiefen Ledersessel saß.
    »Das war Camporeale, Eugenio«, sagte der Generalstaatsanwalt. »Wir haben alles in der Hand.«
    Soriano nickte. Seine Ruhe, die Eleganz seiner Bewegungen, der klare Blick seiner Augen – das bewies jedem, der ihn kannte, daß dieser Mann mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
    »Ich dachte es mir«, antwortete er. »Nun bist du glücklich, was? Nach sechsundzwanzig Jahren kannst du zurückschlagen. Und das gründlich!«
    »Vierundzwanzig Jahre.«
    »Sechsundzwanzig. Loretta ist jetzt fünfundzwanzig.«
    »Wir haben die Herzbank gefunden. Eugenio, bist du überhaupt noch ein Mensch?! Wer hat die Herzen verpflanzt?«
    »Dr. Monteleone.«
    »Er war nicht in Camporeale. Auch nicht in deinem Haus in Solunto.«
    »Er ist weg. In Sicherheit.«
    »Und Loretta?«
    »Ebenfalls.«
    »Wer hat sie gewarnt?«
    »Es war reiner Zufall. Das macht mich so leicht und fröhlich.«
    »Fröhlich? Mein Gott! Du hast vierundvierzig junge Männer als Schlachttiere eingesperrt und bist fröhlich?«
    »Dr. Monteleone hat nur unter größtem Druck gearbeitet. Unter Lebensgefahr. Hätte er nicht transplantiert, würde man Loretta das Herz herausgeschnitten haben. Was sollte er also tun? Auch ich war nachher nur ein Opfer.«
    »Aha. Der Große Rat!« Der Generalstaatsanwalt setzte sich auf die Schreibtischkante. »Wir haben die Liste der Mitglieder in deinem Haus in Solunto gefunden. Die lieben Dons werden zur Zeit aus ihren Villen geholt. Das ist ein vernichtender Schlag gegen euch, Eugenio.«
    »Ich weiß es, Alberto. Und es wird ein Weltprozeß! Dein Name wird eines Tages über dem Tor des Justizpalastes in Stein gemeißelt werden.«
    »Ich glaube nicht. Was hier geschehen ist, kann man nicht an die Öffentlichkeit bringen! Darüber sind wir uns jetzt schon im klaren, obwohl wir noch nicht einmal den ganzen Umfang des Verbrechens kennen. Für Anklagen auf anderen Gebieten haben wir Stoff genug … Deine Mafia-Klinik, Eugenio, wird wohl ein Staatsgeheimnis werden.« Der Generalstaatsanwalt griff in die Tasche und legte Soriano eine Pistole auf die Sessellehne. »Über Geheimnisse kann man nicht reden und auch keine Urteile sprechen. Eugenio, wir gehen jetzt fünf Minuten vor die Tür …«
    »Ich danke dir, Alberto.«
    Dr. Soriano nahm die Pistole, zog den Schlitten durch, lud sie damit, und erhob sich aus dem Ledersessel. Er lächelte den Männern nach, als sie die Tür hinter sich zuzogen, schweigend, mit gesenkten Köpfen.
    Soriano drehte sich um. An
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