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0226 - Dämonen-Billard

0226 - Dämonen-Billard

Titel: 0226 - Dämonen-Billard
Autoren: A.F. Morland
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Die Karawane kam von Amguid und war nach In Salah unterwegs. Heiß brannte die Sonne vom Himmel. Erbarmungslos quälte sie Mensch und Tier. Die Wüste glühte wie ein Backofen. An der Luft, die die Menschen atmen mußten, konnte man ersticken.
    Hamad Marshad, der Karawanenführer, hockte apathisch auf seinem Kamel. Das Schiff der Wüste schaukelte, und Marshad machte die Bewegungen des Tieres automatisch mit. Viele Male hatte er die endlose Sandweite schon durchquert. Er kannte die Gefahren und wußte, wie man ihnen begegnete. Er war ein kluger Mann, auf dessen Rat man sich blind verlassen konnte. Niemand hatte mehr Wüstenerfahrung als er, dabei war er nicht viel älter als dreißig Jahre.
    Hinter ihm ritt Jumah Salem, ein junger Mann, der ihn zum drittenmal begleitete. Salem sammelte unter Marshads kundiger Anleitung Erfahrungen, um eines Tages als selbständiger Karawanenführer arbeiten zu können.
    »Wenn der Himmel sich am Tag glutrot überzieht, mußt du dich auf einen Sandsturm gefaßt machen«, belehrte ihn Marshad, als Salem sein Tier antrieb, um neben ihm zu reiten.
    Jumah Salem nickte.
    »Was tust du dann?« fragte Hamad Marshad.
    »Ich lasse absitzen, suche mit meiner Karawane nach Möglichkeit eine Senke auf und sage den Leuten, daß sie sich neben die liegenden Kamele kauern sollen.«
    »Richtig«, sagte Marshad zufrieden.
    »Wann, glaubst du, kann ich eine Karawane allein führen?«
    »Du bist sehr ungeduldig.«
    »Ich frage ja nur.«
    »Du kennst noch nicht alle Gefahren der Wüste, Jumah«, sagte Marshad. »Du bist zwar ein äußerst gelehriger Schüler, aber ein Jahr werden wir wohl noch zusammen reiten müssen. Ist dir das zu lang?«
    »Keineswegs. Ich reite gern mit dir«, erwiderte Jumah Salem. Er lächelte. »Ich habe mir den besten Karawanenführer ausgesucht. Man kann wirklich sehr viel von dir lernen. Es hat fast den Anschein, als wäre keine Frau deine Mutter, sondern die Sahara.«
    Hamad Marshad lachte. »Das hat mir noch niemand gesagt.«
    Salem richtete sich im Sattel ein wenig auf. Er wies mit der ausgestreckten Hand nach vom. »Sieh mal, der schwwarze Punkt…«
    »Ein Reiter«, sagte Marshad.
    »Du hast Augen wie ein Falke.«
    Marshad grinste. »Möge Allah mir meine Sehschärfe noch lange erhalten. Auch sie kann in der Wüste von großem Vorteil sein.«
    Der Reiter näherte sich ihnen. Jumah Salem schaute ihm argwöhnisch entgegen. Bei Fremden in der Wüste mußte man immer vorsichtig sein, das hatte ihn Hamad Marshad gelehrt.
    Es gab räuberische Tuaregs, die Karawanen überfielen und ausplünderten, und die Menschen mußten froh sein, wenn sie ihr Leben behalten durften. Im Augenblick war zwar nur ein Mann zu sehen, aber die anderen konnten irgendwo im Hinterhalt lauern.
    »Es ist besser, einmal zuviel, als einmal zuwenig vorsichtig zu sein«, bleute ihm Hamad Marshad immer wieder ein.
    Der Fremde im schwarzen Burnus zügelte sein Kamel.
    »Weißt du, woran ich denke?« fragte Jumah Salem den Karawanenführer.
    »Woran?«
    »An die unheimlichen Geschichten, die man sich an den Karawanenlagerfeuern erzählt.«
    »Über Reeso-han?«
    »Ja. Auch er trägt einen schwarzen Burnus. Er ist ein Zauberer. Ein Dämon. Ein Höllensohn. Er kann uns allen zum Verhängnis werden. Ich bete jeden Abend zu Allah, er möge verhindern, daß wir ihm je begegnen.«
    »Vielleicht ist Reeso-han wirklich so gefährlich, wie man sagt, ich weiß es nicht«, meinte Hamad Marshad. »Die Menschen bauschen Geschichten gern auf, wie du weißt. Nicht alles, was an den Lagerfeuern erzählt wird, ist wahr. Man muß Abstriche machen. Manchmal ganz gewaltige.«
    »Mein Gefühl sagt mir, daß in Reeso-hans Fall nichts hinzugedichtet wurde«, sagte Jumah Salem leise. »Man muß ihn fürchten, diesen schwarzen Teufel, der hinter Menschenseelen her ist.«
    Der Junge verstummte.
    »Halt dich hinter mir«, riet ihm der Karawanenführer, und Salem fiel ein Stück zurück.
    Als sie den schwarzen Reiter erreichten, hielt Marshad sein Kamel an. Sein Blick tastete aufmerksam die Buckel der Sanddünen ab. Weit und breit war niemand zu sehen. Der Mann schien tatsächlich allein zu sein.
    Eine seltsame Aura umgab den Fremden. Sie war nicht zu sehen, aber zu spüren. Marshad trug unter seinem Burnus einen alten Revolver. Er würde nicht zögern, ihn zu ziehen, wenn es erforderlich war.
    »Allah sei mit dir«, grüßte Hamad Marshad. Er versuchte freundlich zu sein.
    »Mit dir auch«, gab der Fremde mit einer eigenartig rollenden
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