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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
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die kalten Hände. »Sagen Sie mir, was los ist«, sagte er und zwang sie, ihn anzusehen. »Sie sind weiß wie die Wand. Haben Sie heute etwas gegessen? Möchten Sie etwas Tee? Etwas zu trinken?«
    »Nichts«, murmelte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund, als verursachten ihr allein schon die Vorschläge Übelkeit. Logans Augen wurden bei dieser Bewegung schmal, aber er schwieg, während sein Blick scharf und nachdenklich wurde.
    Jemand betrat den Raum, und Logan trat zur Seite. »Es geht ihr gut«, sagte er kurz.
    Julia sah zu dem dunklen, unerbittlichen Gesicht ihres Mannes auf, und ihr Mund zitterte in dem Versuch zu lächeln. Damon erwiderte das Lächeln nicht, als er vor ihr in die Hocke ging. Seine warme Hand glitt unter ihr Kinn, und er sah ihr forschend ins Gesicht. »Was ist geschehen?« fragte er.
    »Ich bin ohnmächtig geworden«, erklärte Julia überrascht und gleichzeitig verlegen. »Mir war schwindlig. Es … es geht mir schon viel besser.« Sie wagte einen Blick zu Logan. »Es geht mir gut genug, um das Stück zu Ende zu spielen.«
    Bevor Logan antworten konnte, unterbrach Damon sie ruhig. »Du kommst mit mir nach Hause.«
    »Sollte Julia diese Entscheidung nicht selbst treffen?« fragte Logan.
    Damon sah Julia fest an und ließ ihr Kinn los. »Laß deine zweite Besetzung das Stück zu Ende spielen. Oder willst du das Risiko eingehen, noch einmal ohnmächtig zu werden?«
    »Ich habe noch nie eine Vorstellung vorzeitig verlassen«, murmelte sie, und der Gedanke daran entsetzte sie.
    »Vermutlich bist du auch noch nie mitten in einer Szene zusammengebrochen.« Obwohl Damon beherrscht wirkte, spürte Julia die Mischung aus Wut und Besorgnis hinter der ruhigen Fassade. »Komm mit mir, Julia, du siehst nicht gut aus.«
    Langsam stand Julia auf, um in den Spiegel zu sehen, und stellte fest, dass sie immer noch unsicher auf den Beinen war. Damon hatte recht – sie sah krank und verschwitzt aus. Der Gedanke, das Stück zu beenden und die damit verbundene seelische und körperliche Anstrengung durchzuhalten, machte ihr angst.
    Offensichtlich erkannte Logan, dass sie nicht weitermachen konnte. »Gehen Sie«, murmelte er. »Ich werde mich hier um die Dinge kümmern.« Er machte eine Pause und fügte an Damon gewandt hinzu: »Sagen Sie mir morgen Bescheid, wie es ihr geht.«
    Trotz Julias Einspruch trug Damon sie zum Hinterausgang des Theaters, wo seine Kutsche stand. Sie lehnte sich an ihn, als sie nach Hause fuhren, und fand Trost in seiner Umarmung. »Ich weiß nicht, was mit mir ist«, murmelte sie. »Ich bin vermutlich nur erschöpft … die Rolle ist sehr anstrengend.«
    Damon antwortete nicht, streichelte nur ihr Haar und tupfte ihr feuchtes Gesicht mit seinem Taschentuch ab.
    Der Arzt verließ das Zimmer und sprach kurz mit Damon, der vor der Tür gewartet hatte. Julia, die im Bett saß, beobachtete, wie die unterschiedlichsten Gefühle über das Gesicht ihres Mannes zogen, darunter Freude und Besorgnis. Ihr gelang ein Lächeln, als er ins Schlafzimmer kam und sich neben sie auf die Bettkante setzte. Er nahm ihre Hand, als wäre sie zu zerbrechlich, um mehr als nur ganz zarten Druck auszuhalten.
    »Du hast nichts vermutet?« fragte er heiser.
    »Ich war nicht sicher«, gab sie mit einem zögerlichen Lächeln zu. »Ich wollte lieber noch ein paar Wochen abwarten, bevor ich etwas sagte. Freust du dich über unser Kind?«
    »Oh, Julia … das fragst du noch …« Damon beugte sich vor und küsste sie ehrfürchtig auf den Mund. Julia reagierte begierig und schlang ihre Finger in seine schwarzen Haare. Damon lehnte sich zurück und sah ihr in die Augen. Julia spürte die Fragen, die ihm auf der Zunge lagen, und wusste, dass er seine ganze Stärke brauchte, um sie zurückzuhalten. »Ich habe in der letzten Zeit über einiges nachgedacht«, sagte sie und strich ihm mit den Händen über die Brust.
    Damon schwieg und wartete darauf, dass sie weitersprach. Es war wichtig für sie, die richtigen Worte zu finden, damit er verstand, was ihr klargeworden war.
    Weil sie nie die Sicherheit durch die Zuneigung und Unterstützung ihres Vaters erfahren hatte, war sie nie fähig gewesen, einem Menschen vollständig zu vertrauen, sich sicher zu fühlen – in dem Wissen, dass die Liebe nicht schwinden oder zurückgenommen würde. Aber Damon hatte das alles verändert. Er schenkte ihr die Gewissheit, dass seine Gefühle für immer andauern würden … und das würde ihr den Mut geben, die feste Verbindung zu
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