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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    S ie lag auf einer schönen weißen
Ledercouch, das eine lange sonnengebräunte Bein gerade ausgestreckt, das
andere, mit Grübchen in den Knien, über die Rücklehne gelegt. Ihre knabenhaften
Hüften und die halb entwickelten Brüste waren kaum nennenswert von einem
orangefarbenen, mit weißen Tupfen übersäten Bikini bedeckt. Sie hatte ein
kindliches, aber keineswegs unschuldiges Gesicht, und ihr langes rotes Haar
hing gerade über die braunen Schultern herab. Sie war eine typisch
Neunzehnjährige und die vierte — oder fünfte? —   Mrs. Clay Rawlings.
    »Jemand, der in der
Filmindustrie eine solche Rolle spielt, muß eine Menge Feinde haben, Mr.
Holman«, sagte sie mit klarer Sopranstimme. »Sie sollten die Leutchen im
Atelier sehen. Sie wissen, daß er eine große Begabung ist und können es nicht
erwarten, ihn ans Kreuz zu schlagen!«
    »Halt den Mund, Baby«, sagte
Rawlings mit gedehnter Stimme. »Wie immer weißt du nicht, wovon du redest, zum
Kuckuck.« Er schaute einen Augenblick lang auf das winzige Oberteil ihres
Bikinis und grinste plötzlich. »Trotzdem, eines muß man dir lassen — das Herz
hast du am richtigen Fleck!«
    Ich warf einen langen Blick auf
den alternden, mitgenommenen Klotz namens Clay Rawlings und dachte, daß die
einzige Bezeichnung, die auf ihn zutraf, »dauerhaft« war. Er hatte das letzte
Vierteljahrhundert an der Spitze des Starhimmels gestanden, der regierende
König so ziemlich aller Abenteuerfilme, die ein Erfolgsschlager geworden waren.
In dieser Zeit hatte er in jeder Aufmachung den Helden gespielt, als Musketier
und Pirat, als Sheriff oder Infanterist, als Flugpilot und mächtiger weißer
Jäger. Nun war sein dichtes braunes Haar stark mit Grau durchsetzt und sein
Gesicht von tiefen Linien durchzogen, so daß er mindestens zweihundert Jahre
alt aussah. Aber die gebogene Nase und die blitzenden blauen Augen hatten noch
immer diese bestimmte Ausstrahlung — die der kühnen Herausforderung, die zu
sagen schien: »Wer braucht schon Sargträger? Ich gehe!«
    Er nahm einen tiefen Zug von
seiner Zigarette, als ob er im Begriff sei, einem weiteren
Film-Erschießungskommando zuzusehen, und grinste mich trübe an.
    »Sehen Sie, Rick, da habe ich
nun dieses eine unwesentliche Problem, aber Baby kann es nicht erwarten, daraus
einen internationalen Zwischenfall zu machen.«
    Baby schnüffelte verächtlich
und hob dann ihre kleine Stupsnase, die bestenfalls für den Schreiber einer
Klatschspalte entzückend war. »Du bekommst es mit der Angst zu tun, Clay!«
sagte sie spöttisch zu ihm. »Wenn dich nicht alle Welt liebt, möchtest du am
liebsten die ganze Umgebung mit Tränenausbrüchen überschwemmen!«
    »Hier handelt es sich um ein
ausgesprochenes Elternproblem, Baby«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Etwas,
wofür du nicht lange genug verheiratet sein wirst, wenn du dein fettes kleines
Hinterteil weiterhin überall dahin streckst, wo es nicht hingehört.« Er drehte
ihr bedächtig den Rücken zu. »Es handelt sich um Angie, Rick. Sie ist vor zwei
Monaten von zu Haus weggelaufen und lebt nun mit diesem Strolch zusammen in Los
Angeles.«
    »Ich sage ihm schon in einem
fort«, unterbrach ihn Baby von der Couch her, »daß er nichts weiter zu tun
braucht, als dorthin zu gehen und sie an den Haaren nach Haus zurückzuzerren.
Aber dazu fehlt es ihm an nötigem Mumm!«
    Rawlings wandte sich ihr wieder
mit einem Ausdruck unterdrückter Drohung zu. »Diese kleinen, quadratischen
Räder, die sich da unentwegt in deinem kleinen Quadratschädel drehen«, sagte er
leise, »machen einen solchen Lärm, daß ich meine eigenen Gedanken nicht hören
kann. Wie wär’s, wenn du dich in dein Zimmer zurückziehen und eine Weile
hinlegen würdest?«
    Ihre Lippen verzogen sich zu
einem trotzigen Schmollmund. »Ich liege ja«, fuhr sie ihn an. »Oder hast du das
gar nicht bemerkt?«
    Er ging zur Couch hinüber,
wobei seine Rechte mit leicht zuckenden Fingern herabhing, wie immer, wenn er
in die Stadt fuhr, um nach dem Burschen Ausschau zu halten, welcher die Tochter
des Ranchbesitzers beleichgt hatte.
    »Baby« — er schüttelte
nachdenklich den Kopf —, »in irgendeiner Weise muß ich dich in Verlegenheit
bringen.«
    Seine Finger krümmten sich und
fuhren mit einer schnellen Bewegung in das Bikinioberteil. Es gab einen
schwachen reißenden Laut, als es unter seiner Hand entzweiging. Baby stieß
einen dünnen Schrei aus und kreuzte die Arme über etwas, das man — um
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