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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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ist etwas wirklich Exquisites — Axthiebe! Dagegen
sieht Lizzie Borden wie eine beschnittene Rose aus.« Er strahlte mich erwartungsvoll
an. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Holman. Geben Sie mir fünfzig Dollar
für die Axthiebe, und ich schneide mir in den Finger und verteile ein bißchen
echtes Blut des Künstlers auf der Leinwand.« Seine riesigen Augen schimmerten
erregt hinter den dicken Brillengläsern. »Wie wär’s, wenn ich das Bild mit
meinem eigenen Blut signierte?« Er schloß die Augen und umschlang sich selbst
ekstatisch mit den Armen. »Was für ein Einfall! Das würde selbst im Guggenheim
eine Revolte hervorrufen!«
    »Mein Magen revoltiert
jedenfalls bereits«, erklärte ich ihm. »Plötzlich möchte ich keines Ihrer
Gemälde mehr kaufen, Mr. Loomis. Ich habe Angst, ich könnte einmal aus Versehen
darauf schauen, wenn ich eines kaufen würde.«
    »Ein Jammer, daß Sie einen
schwachen Magen haben, Mr. Holman«, sagte er in bedauerndem Ton. »Es tut mir
leid, daß wir kein Geschäft miteinander machen können.«
    »Da bin ich nicht so sicher«,
sagte ich. »Wie steht es mit Ihrem Modell, ist das zu kaufen?«
    Ein Ausdruck heftigen Abscheus
tauchte in den haselnußbraunen Augen des
dunkelhaarigen Mädchens auf, und ihr Mund verzog sich leicht, als sie mich
anblickte. »O nein«, flüsterte sie. »Nicht schon wieder so einer!«
    »Raus!« polterte Loomis.
»Sofort — oder Sie kriegen dieses Bild hier umsonst, und zwar um Ihren
dreckigen kleinen Kopf gewickelt, Freund!«
    »Sachte, sachte«, brummte ich.
»Ich spreche in Vertretung ihres Vaters. Er möchte sie zurückhaben.«
    »Na, so was!« Das dunkelhaarige
Mädchen zog die Knie an und umschlang sie fest, einen amüsierten Ausdruck auf
dem Gesicht. »Wollen Sie behaupten, Daddy Filmdollar ist so besorgt um seine
kleine Waise Angie, daß er bereit ist, Geld auszuspucken?«
    »Meiner Ansicht nach ist er
bereit, so ziemlich alles zu tun«, sagte ich.
    »Warum?« fragte sie.
    »Weil er es nicht für richtig
hält, daß sich seine neunzehnjährige Tochter in dieser Umgebung aufhält«, sagte
ich gleichmütig. »Zusammen mit einem Widerling, der sich Künstler schimpft und
mit Sex, Saufen und Marihuana beschäftigt — wenn nicht mit Schlimmerem.«
    »Das klingt genau nach Daddy
Filmdollar«, sagte sie und nickte. »Ein wörtliches Zitat, wie?«
    »So ungefähr«, pflichtete ich
bei.
    »Er hat mich nicht einmal
während der vergangenen neunzehn Jahre bei sich haben wollen«, sagte sie mehr zu
sich selbst. »Was ist denn passiert, daß er seine Ansicht geändert hat?«
    »Ein Gefühl der Nervosität
wegen der Moralklausel in seinem Vertrag, falls Sie in einen saftigen Skandal
verwickelt werden sollten«, sagte ich. »Im Augenblick liegen die Dinge im Studio
nicht so, wie er sie sich wünscht.«
    »Das leuchtet mir ein.« Sie sah
mich mit scharfem Blick an. »Aber Sie nicht.«
    »Wie bitte?« fragte ich.
    »Wenn Sie sich für Daddy
Filmdollar einsetzen, so tun Sie das nicht eben allzu überzeugend, Mr. Holman,
nicht wahr? Ich meine, sein Feind hätte das besser gemacht.«
    »Ich habe ihm versprochen,
diesen einen Versuch zu unternehmen, weil wir einmal befreundet waren«, sagte
ich. »Ich dachte, Sie sollten seine Motive kennen, bevor Sie einen Entschluß
fassen.«
    »Was sind Sie eigentlich,
Freund?« Loomis’ Augen funkelten interessiert. »Die Abart eines verrückten
Philosophen?«
    »Ich nehme mich gegen Geld
anderer Leute Sorgen an«, sagte ich. »Das hier ist eine Sache, der ich mich
nicht annehmen mag, weil mir Clay Rawlings Beweggründe nicht gefallen.«
    »Na, dann sollen Sie
hochleben!« Er hielt den Pinsel vor sich wie eine Fahne und begann, im Raum auf
und ab zu marschieren, wobei er grölte: »Hipp, hipp, hurra! Hipp, hipp, hurra!
Alle zusammen, Mädels! Hoch sollen die leben, die reinen Herzens sind! Hipp,
hipp, hurra!«
    Auf der Staffelei lag ein mit
noch reichlich nasser Farbe verschmierter Lappen. Ich nahm ihn und wartete, bis
Loomis in Reichweite war und stopfte ihn ihm mit kräftigem Ruck inmitten eines
vollblütigen »Hurra« in den offenen Mund. Einen Augenblick lang glaubte er es
nicht, dann trat ein verzweifelter Ausdruck in seine Augen, und er riß sich den
Lappen so schnell aus dem Mund, daß seine Lippen mit hellem Zinnoberrot
verschmiert wurden, was einen interessanten Kontrast zu der grünlichen
Verfärbung auf seinen Wangen bildete. » Glug «, sagte
er und strebte dann in eiligem Lauf dem Badezimmer zu.
    »Das hat er
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