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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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verdient«, sagte
Angie Rawlings im Ton der Unterhaltung. »Ich weiß Ihre Ehrlichkeit zu schätzen,
Mr. Holman. Sie können Daddy Filmdollar mitteilen, daß ich mein eigenes Leben
führe und daß er sich besser nicht einmischt.«
    »Das werde ich ihm sagen«,
versprach ich. »Wie steht es mit der Sex-, Sauf- und Marihuana-Tour?«
    »Nur am Vormittag.« Sie
lächelte boshaft. »Am Nachmittag haben wir nur Orgien und Heroin. Sehen Sie,
Mr. Holman, ich möchte nicht als Alkoholiker enden — wie mein Vater.«
    »Ich glaube, es liegt am
Masochisten in mir«, sagte ich. »Aber warum hegen Sie eigentlich ihm gegenüber
diese Gefühle?«
    »Meine Mutter, Sonia Dresden,
war seine erste Frau«, sagte sie mit einer Stimme, die leichtherzig klingen
sollte, es aber nicht war. »Als ich vier Jahre alt war, verschwand mein Vater
mit einem französischen Starlet. Sonia ließ sich von ihm scheiden und kam dann
zu dem Schluß, das einzige, woran sie in ihrem Leben interessiert sei, seien
Geld und Männer, und bei den Alimenten, die Clay ihr zu zahlen hatte, brauchte
sie sich keine Sorgen zu machen, wieder einen Ehemann zu finden.«
    Sie biß sich leicht unterhalb
ihres Daumens in die Hand, bevor sie fortfuhr: »Es war ein großartiges Dasein
für ein Kind, Mr. Holman! Jedesmal, wenn ich in den Ferien nach Hause kam,
wohnte ein neuer >Onkel< im Haus. Selbst als ich die Abschlußprüfung auf
der Oberschule machte, konnten weder mein Vater noch meine Mutter zur Abschlußfeier kommen. Daddy war an Bord seiner Jacht mit
seiner vierten Frau beschäftigt, und Sonia war mit einem professionellen
Tennisspieler in Mexico City, der eine phantastische Backhand hatte! Ihr
Gesicht sah aus wie rohes Fleisch, als sie zurückkam!«
    »Manchmal hat man eben einfach
Pech mit seinen Eltern«, sagte ich leichthin.
    »Wahrscheinlich kann man
lernen, sich damit abzufinden«, antwortete sie. »Aber abgelehnt zu werden ist
wieder etwas anderes! Als Daddy Filmdollar mit diesem französischen Starlet
abschwirrte, ließ er nicht nur Sonia sitzen, sondern auch mich! Das ist etwas,
was ich ihm nie vergeben habe und auch nie vergessen werde!«
    »Und so wollen Sie den Rest
Ihres Lebens damit verbringen, Ihren Kopf gegen die Wand zu schlagen, in der
inbrünstigen Hoffnung, Daddy würde davon Kopfweh bekommen?« sagte ich
spöttisch.
    »Daddy ist mir schnurzegal !« sagte sie erregt. »Ich möchte nur, daß er
mich in — Passen Sie auf!«
    Die plötzliche Eindringlichkeit
in ihrer Stimme ließ mich herumfahren, gerade noch rechtzeitig, um Harold
Loomis durch den Raum auf mich zurücken zu sehen, etwas, das wie ein
überdimensionales Fleischermesser aussah, in der erhobenen Hand. Eine Sekunde
lang konnte ich es nicht glauben, ich hielt es für einen abgedroschenen Scherz;
dann sah ich den seltsam starren, hingegebenen Ausdruch in seinen weit aufgerissenen Quallenaugen und hörte, wie sein Atem zischend
durch die zusammengepreßten Zähne fuhr. Er war todsicher übergeschnappt, und
wenn ich nicht schnell etwas unternahm, war ich im Begriff, als etwas zu enden,
das man mit Holman — mit Einblick bezeichnen konnte.
    Ich trat schnell beiseite, weg
von der Couch, und als ei die Richtung wechselte und auf mich zukam, packte ich
sein linkes Handgelenk mit beiden Händen und schwang ihn in einem engen Bogen
herum — um dann plötzlich loszulassen. Er taumelte durch den Raum, prallte mit
brutaler Wucht gegen die Wand und sank dann anmutig auf dem Boden zusammen wie
eine Ballerina in Zeitlupenaufnahme, die einen tout en l’air vollendet. Das Messer fiel klappernd auf
den Boden, und ich ging hinüber, um es aufzuheben. Loomis beobachtete mich
drohend, aber er konnte nichts unternehmen, bevor er wieder Luft bekam, und das
mußte wenigstens noch zwei Minuten dauern.
    Angie war aufgestanden, und in
ihren Augen lag ein Ausdruck der Erleichterung, als sie sah, wie ich mit dem
Messer in der Hand auf sie zukam.
    »Ich wundere mich nicht, daß er
nicht viele Bilder verkauft«, sagte ich, »wenn er seine Kunden die ganze Zeit
über mit Messern anfällt.«
    »Sie haben ihn lächerlich
gemacht«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Das kann Harold nicht ertragen.«
    »Ein Jammer mit Harold«,
knurrte ich. »Er gedachte, mich wie eines seiner Bilder aussehen zu lassen.«
    »Es tut mir leid.« Sie streckte
die Hand aus. »Ich werde das Messer in die Küche zurückbringen. Ich glaube, es
wäre besser, wenn Sie jetzt gingen, Mr. Holman. Ich werde hier schon mit allem
fertig.«
    »Sind Sie
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