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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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Vierteldollarstücke oberhalb der Knöchel zwischen die Finger zu
stecken, so daß die geriffelten Ränder hervorstanden.
    »Sie sind ein großer Bursche
und das reine Muskelpaket«, sagte ich leichthin, »und vielleicht endet das
Ganze damit, daß Sie mich über den Klippenrand feuern. Aber ich muß nur einen
guten Schlag landen können—«, ich winkte sanft mit der Hand, und die
geriffelten Ränder der Münzen glitzerten bösartig —, »-und Sie tragen für den
Rest Ihres Lebens eine Nase mit drei permanenten Einschnitten im Gesicht
herum.«
    In den ersten beiden Sekunden,
als seine Muskeln sich wölbten und sich wie wahnsinnig strafften, dachte ich,
er wäre im Begriff, mich mit einer Hand emporzuheben und in drei Stücke zu
brechen. Aber dann begann er, an seiner schönen, geraden Nase herumzufingern,
und ich begann mich zu entspannen.
    »Immer sachte, ja?« murmelte er.
»Ich denke, vielleicht ist Sonia — ich meine Miss Dresden — im Augenblick gar
nicht so beschäftigt. Warten Sie hier, und ich sehe mal nach.«
    »Ach, zum Teufel!« knurrte ich.
»Ich werde mit Ihnen mitkommen, Herkules, und wir werden es beide
herausfinden.«
    Er ging mir zögernd voraus
durchs Haus und hinaus in den hinteren Patio, wo das Sonnenlicht auf der
Oberfläche eines Schwimmbeckens funkelte, das wie der Torso einer Frau geformt
war. Eine dunkelhaarige Frau saß, glänzend vor Nässe, auf einem Badetuch am Rand
des Beckens. Sie trug eine dunkle Brille.
    Als wir näher traten, sah ich,
daß ihre Haut tief olivbraun war, was einen starken Kontrast zu ihrem
einteiligen weißen Lastexbadeanzug bildete. Die schwellenden Kurven ihrer
üppigen Brüste quollen über den Rand ihres Badeanzugs. Ihre Hüften waren von
derselben Fülle, und der Rand ihres Badeanzugs schnitt tief in die fleischigen
Schenkel. Ihre Beine waren trotz der schweren Schenkel lang und hübsch
proportioniert. Zuletzt blickte ich in ihr Gesicht.
    Ihr schwarzes Haar war kurz
geschnitten und schmiegte sich in dichten Locken eng um ihren Kopf; ihre Augen
blieben ein Rätsel wegen der dunklen Brille. Ihre Nase war kurz und gerade, ihr
Mund ein lebendes Zeugnis eines Daseins voller sinnlicher Zügellosigkeit, die
Lippen voll und schlaff vor Befriedigung, während die Linie ihres Kinns klar
geschnitten und unbarmherzig wirkte. Ich sah im Geist Baby vor mir — Mrs.
Rawlings Nummer fünf — und fragte mich, ob Sonia Dresden für Clay seinerzeit
nicht allzuviel Frau gewesen war, so daß er seither
Trost bei jungen, knabenhaften Gestalten wie Baby gesucht hatte. Es war ein
besonders alberner Gedanke, soviel wurde mir klar, weil ich die
dazwischenliegenden drei Mrs. Rawlings überhaupt nie
gesehen hatte.
    »Äh — Süße?« Herkules räusperte
sich unbehaglich. »Dieser Bursche hier möchte dich wegen deiner Tochter
sprechen — sagt er.«
    »Er sieht nicht wie der Typ
eines verrückten Malers aus.« Sie nahm ihre Brille ab, um besser sehen zu
können, und ich blickte in spöttische dunkle Augen, die schwere Lider und lange
gebogene Wimpern hatten. »Sind Sie der Typ des verrückten Malers, Mr. — ?«
    »Rick Holman«, sagte ich.
»Deshalb wollte ich Sie sprechen, Miss Dresden — wegen Ihrer Tochter und des
verrückten Malers.«
    »Holman?« Ihre Stimme war
kehlig und verführerisch. »Den Namen habe ich schon mal irgendwo gehört.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Clay
Rawlings macht sich Sorge, weil seine Tochter mit dem verrückten Maler zusammenlebt.
Er bat mich, zu versuchen, sie zu überreden, nach Hause zu kommen. Das habe ich
heute morgen getan — aber ich habe meine Zeit verschwendet. Ich dachte, ich
sollte vielleicht einmal mit ihrer Mutter sprechen und —«
    »Ich war eine schrecklich junge
Mutter«, sagte sie schnell. »Gerade achtzehn, als Angie geboren wurde. Ich
dachte, es würde, wenn sie älter wäre, so sein, wie wenn ich eine Schwester
hätte, aber so war es nicht. Und nun ist sie achtzehn — «
    »Neunzehn«, korrigierte ich
sie.
    »Wirklich?« Sie schob schnell
die dunkle Brille auf ihre Nase zurück. »Ich kann mich nie genau an Angies
Geburtstag erinnern!«
    »Nun, nachdem ich Loomis
kennengelernt habe, bin ich der Ansicht, daß er verrückt ist«, beharrte ich.
»Ich glaube nicht, daß er für Angie gut ist. Ich glaube, daß sie sich im
Augenblick möglicherweise in einer gefährlichen Situation befindet.«
    »Sind Sie augenblicklich in der
Fürsorge tätig, Mr. Holman?« fragte sie mit spöttischer Stimme. »Das muß eine
neue Erfahrung für Sie
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