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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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man sei darauf aus, Clay zu erledigen«, sagte ich beiläufig. »Sie
glaubt, man wende dazu alle Druckmittel an, einschließlich seine eigene
Tochter.«
    »Vielleicht hat sie als
Kompensation für ihren flachen Busen eine gewaltige Phantasie?« sagte sie
bissig.
    »Sie kennen sie?«
    »Bitte!« Sie schauderte leicht.
»Slumprodukte haben mich niemals interessiert. Aber ich habe ihre Bilder in den
einschlägigen Zeitschriften gesehen.«
    »Kennen Sie irgend jemanden,
der Grund hat, Clay so sehr zu hassen, daß er versuchen könnte, ihm durch seine
Tochter zu schaden?«
    Sie zuckte eine olivfarbene Schulter.
»Wollen Sie, daß ich Ihnen eine Liste auf stelle, Mr. Holman?«
    »Es ist mir ernst«, knurrte
ich. »Wie steht es damit?«
    »Ich weiß es nicht — im Ernst.«
Sie gähnte wollüstig, »Für mich bedeutet Clay lediglich ein monatlicher Scheck,
und mir ist es recht, wenn er hundert Jahre alt wird und immer mehr und mehr
Erfolg hat — einen Filmschlager nach dem anderen herausbringt — nichts als
Filme dreht! So daß meine Alimentenschecks immer dicker werden. Vielleicht
sollten Sie mal Maxie Snell fragen.«
    » Maxie Snell?«
    » Maxie hat Clay gemanagt, seit sie beide von der > Ark <
weg sind. Er steht ihm näher als all seine Ehefrauen zusammengenommen! Wenn Maxie mit dem Kopf nickt, unterschreibt Clay einen Vertrag.
Wenn Clay niest, putzt sich Maxie die Nase.«
    »Ich werde mit ihm reden«,
sagte ich. »Vielen Dank.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Sie legte eine Hand auf ihr
Knie und fuhr sich mit einer zärtlichen, intimen Bewegung die Innenseite ihres
Oberschenkels entlang. »Wissen Sie was, Mr. Holman? Es gibt Zeiten, da
habe ich einen förmlichen Heißhunger nach intellektueller Unterhaltung. Wenn
Ihnen einmal nach ein bißchen hochgeistigem Schnickschnack zumute ist, rufen
Sie mich doch an! Ich kann Joey jederzeit die Nacht über in ein Hotel des
Christlichen Vereins Junger Männer schicken.«
    »Das ist ein interessantes
Angebot, Miss Dresden«, sagte ich. »Ich glaube nur nicht, daß ich dafür die
nötige Muskulatur habe.«
    Ohne Eile zog sie einen Träger
ihres Badeanzugs über den einen Arm herab, so daß einige Zentimeter ihrer
cremeweißen Brust unterhalb der Sonnenbräune zum Vorschein kam.
    »Sind Sie ganz sicher, daß ich
Sie nicht überreden kann, Ihre Ansicht zu ändern?« schnurrte sie.
    »Ganz sicher.«
    Sie schob den Träger wieder an
seinen Platz, und ihr Mund verzog sich voll zorniger Ironie. »Okay, dann
verduften Sie, Mr. Holman. Ich hätte bemerken sollen, daß Sie schwul sind.«
    »Ein Blick auf Joey« — ich
seufzte ekstatisch —, »und Sie hatten keinerlei Reiz mehr für mich, Miss
Dresden! Die ganze Zeit über, während wir uns unterhielten, stellte ich mir
vor, Sie seien seine Mutter — nur das machte unsere Unterredung erträglich.«
Ich lächelte sie warmherzig an. »Sie könnten doch vermutlich seine Mutter sein.
Ich meine, alt genug sind Sie, nicht wahr?«
    Sie ließ mich bis zur Hintertür
des Hauses gehen und rief dann: »He, Holman!«
    Ich wandte den Kopf und blickte
sie an. »Was ist?«
    »Sie sind in Wirklichkeit kein
Schwuler, oder?«
    »So gut, wie Sie Joeys Mutter
sind, bin ich schwul«, sagte ich und ging weiter.
    Herkules wartete im
Eingangsflur auf mich, eine Hantel in jeder Hand, die nackte Brust mit einer
glitzernden Patina aus Öl und Schweiß bedeckt. Die beiden vertikalen Falten
waren tief zwischen seine Augen eingegraben, und seinem schweren Atem nach
vermutete ich, daß er alle möglichen höllischen Qualen durchgemacht hatte. Aber
es war schließlich seine eigene Schuld, wenn er erneut zu denken versuchte.
    »Äh — Mr. Holman?« sagte er
zögernd.
    »Ja?«
    »Äh — «, er lächelte mir mit
glasigen Augen zu, »wie geht’s — äh — Angie?«
    »Als ich sie heute vormittag
verließ, ging es ihr gut«, sagte ich. »Warum?«
    »Sie ist ein nettes Kind«,
murmelte er. »Ich vermisse sie hier irgendwie. Was für ein Bursche ist dieser
verrückte Maler überhaupt?«
    »Er hat nicht alle Tassen im
Schrank«, sagte ich. »Meiner Meinung nach wäre Angie besser wieder hier, aber
darauf wird sie nicht eingehen. Miss Dresden sagt ebenfalls, sie habe keine
Chance, Angies Ansicht zu ändern.«
    »Ein Jammer!« Er scharrte mit
seinen nackten Zehen ein paar Sekunden lang auf dem Boden herum. »Vielleicht sollte
ich einmal mit ihr reden. Ich glaube, sie hat eine kleine Schwäche für mich.«
Er lächelte bescheiden. »Das haben die meisten
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