Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
ERSTES BUCH GENESIS1
    SUSAN WARF MICHAEL CARTWRIGHT die Eiscreme mit Schwung an den Kopf. Dies war die erste Begegnung zwischen den beiden – zumindest behauptete das Michaels Trauzeuge, als Susan und Michael einundzwanzig Jahre später heirateten.
    Seinerzeit waren Susan und Michael drei Jahre alt und als Michael in Tränen ausbrach, eilte Susans Mutter herbei, um nachzusehen, was los sei. Susan gab zu dem Vorfall nicht mehr als eine kurze Erklärung von sich, die sie mehrmals wiederholte: »Tja, er hat es so gewollt oder etwa nicht?« Woraufhin Susan Schläge bekam. Nicht gerade der ideale Beginn einer Liebesbeziehung.
    Die nächste offizielle Begegnung fand, laut Aussage des Trauzeugen, mit ihrem Eintritt in die Grundschule statt. Susan ließ verlauten, dass Michael eine Heulsuse sei und außerdem auch noch eine Petze. Michael erzählte den anderen Jungs, dass er seine Graham Cracker mit jedem teilen würde, der bereit wäre, an Susan Illingworth’ Pferdeschwanz zu ziehen. Nur wenige Jungen wagten das ein zweites Mal.
    Gegen Ende des ersten Schuljahres erhielten Susan und Michael gemeinsam den Klassenpreis. Ihre Lehrerin hielt das für die geeignetste Vorgehensweise. Sie hoffte, dadurch einem weiteren Eiscremevorfall vorzubeugen. Susan erzählte ihren Freundinnen, dass Michaels Mutter seine Hausaufgaben für ihn erledige, was Michael dahingehend kommentierte, dass sie wenigstens in seiner eigenen Handschrift verfasst seien.
    Ihre Rivalität überdauerte ungebrochen die gesamte Schulzeit, bis sie auf verschiedene Universitäten gingen, Michael an die Connecticut State und Susan nach Georgetown. In den nächsten vier Jahren gaben sich beide alle Mühe, einander zu meiden. Ihre Wege kreuzten sich ironischerweise erst wieder in Susans Elternhaus, wo die Illingworth’ eine Überraschungsabschlussparty für ihre Tochter veranstalteten. Die größte Überraschung war, dass Michael die Einladung nicht nur annahm, sondern zur Party sogar erschien.
    Susan erkannte ihren alten Rivalen nicht gleich wieder, unter anderem deshalb, weil er zehn Zentimeter gewachsen und somit zum ersten Mal größer war als sie. Erst als sie ihm ein Glas Wein anbot und Michael erwiderte: »Wenigstens gießt du es dieses Mal nicht über mich«, wurde ihr klar, wer der große, gut aussehende Mann war.
    »Mein Gott, ich habe mich grässlich verhalten«, sagte Susan und erwartete, dass er es leugnete.
»Ja, hast du«, meinte er. »Aber vermutlich habe ich es verdient.«
»Ja, allerdings«, entfuhr es ihr, dann biss sie sich auf die Zunge.
Sie plauderten wie alte Freunde und es überraschte Susan, wie groß ihre Enttäuschung war, als sich ihnen eine Kommilitonin aus Georgetown anschloss und mit Michael flirtete. An diesem Abend sprachen sie nicht mehr miteinander.
Am nächsten Tag rief Michael an und lud sie ins Kino ein: Ehekrieg mit Spencer Tracy und Katharine Hepburn. Susan kannte den Film bereits, hörte sich aber zusagen und konnte nicht glauben, wie viel Zeit sie damit zubrachte, verschiedene Kleider anzuprobieren, bevor Michael zu ihrer ersten Verabredung eintraf.
Susan gefiel der Film auch noch beim zweiten Mal. Sie fragte sich, ob Michael den Arm um ihre Schulter legen würde, wenn Spencer Tracy Katharine Hepburn küsste. Er tat es nicht. Aber als sie das Kino verließen, nahm er sie beim Überqueren der Straße an der Hand und ließ sie erst los, als sie das Café erreichten. Das war auch der Moment, in dem sie ihren ersten Streit hatten. Nun ja, ihre erste Meinungsverschiedenheit. Michael tat kund, dass er im November für Thomas Dewey stimmen würde, woraufhin Susan klarstellte, dass sie sich weiterhin Harry Truman im Weißen Haus wünschte. Der Kellner stellte eine Eiscreme vor Susan ab. Sie starrte das Eis an.
»Denk nicht mal daran«, warnte Michael.
Susan war nicht überrascht, als er sie am nächsten Tag anrief, obwohl sie über eine Stunde neben dem Telefon gesessen und so getan hatte, als würde sie lesen.
Michael gestand seiner Mutter beim Frühstück, dass es Liebe auf den ersten Blick sei.
»Du kennst Susan doch schon seit Jahren«, erwiderte seine Mutter.
»Nein, das stimmt nicht, Mom«, sagte er. »Ich habe sie gestern zum ersten Mal getroffen.«
Beide Elternpaare waren entzückt und kein bisschen überrascht, als sich Susan und Michael ein Jahr später verlobten, hatten sie doch seit Susans Abschlussfeier so gut wie jeden Tag zusammen verbracht. Beide hatten innerhalb weniger Tage nach ihrem Abschluss am College eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher