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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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Dank.«
Dr. Greenwood lächelte. Er hätte das Krankenhaus verlassen, um nach Hause zu fahren, hätte er nicht in diesem Augenblick eine elegante Dame entdeckt, die durch die Schwingtüren trat. Rasch ging er zu Ruth Davenport hinüber.
Michael Cartwright sah sich noch einmal um. Der Arzt hielt gerade die Aufzugstüren für zwei Frauen auf, von denen eine hochschwanger war. Ein ängstlicher Gesichtsausdruck hatte das warme Lächeln von Dr. Greenwood abgelöst. Michael hoffte, dass der Neuzugang eine ebenso unkomplizierte Geburt haben würde, wie Susan sie zuwege gebracht hatte. Er schlenderte zu seinem Wagen, versuchte sich klar zu machen, was er als Nächstes tun müsse, immer noch unfähig, das breite Grinsen aus seinem Gesicht zu verbannen.
Als Erstes musste er seine Eltern anrufen … die Großeltern.

2
    RUTH DAVENPORT HATTE SICH bereits damit abgefunden, dass dies ihre letzte Chance sein würde. Dr. Greenwood hatte es ihr aus professionellen Gründen nicht mit dieser Deutlichkeit gesagt, obwohl er nach zwei Fehlgeburten binnen zweier Jahre seiner Patientin nicht raten konnte, noch einmal schwanger zu werden.
    Robert Davenport kannte solch professionelle Etikette dagegen nicht und als er erfuhr, dass seine Frau zum dritten Mal schwanger war, äußerte er sich auf typisch plumpe Art dazu. Er stellte ihr schlicht und einfach ein Ultimatum: »Dieses Mal gehst du es gefälligst locker an« – eine beschönigende Umschreibung für den Befehl: Tu nichts, was der Geburt unseres Sohnes schaden könnte. Robert Davenport ging selbstredend davon aus, dass sein Erstgeborenes ein Junge sein würde. Er wusste allerdings, dass es seiner Frau schwer fallen würde, wenn es ihr nicht gar unmöglich war, es ›locker anzugehen‹. Schließlich war sie die Tochter von Josiah Preston und man hörte oft, dass Ruth und nicht ihr Ehemann Präsident des Preston Pharmakonzerns geworden wäre, wäre sie nur als Junge zur Welt gekommen. So jedoch musste sich Ruth mit dem Trostpreis zufrieden geben und konnte ihrem Vater nur als Vorsitzende der St-Patrick-Krankenhausstiftung nachfolgen, der die Familie Preston seit vier Generationen eng verbunden war.
    Obwohl einige der älteren Ärzte von St Patrick erst davon überzeugt werden mussten, dass Ruth Davenport aus demselben Holz geschnitzt war wie ihr Vater, dauerte es nur wenige Wochen, bis sie zugeben mussten, dass Ruth nicht nur die Energie und den Elan des alten Mannes geerbt hatte, sondern dass er auch sein beträchtliches Wissen und seine Weisheit an sie weitergegeben hatte, wie es bei einem Einzelkind häufig geschieht.
    Ruth hatte erst mit 33 Jahren geheiratet. Das lag keineswegs an einem Mangel an Verehrern, von denen viele größte Mühen auf sich nahmen, um die Erbin der Preston-Millionen von ihrer unsterblichen Hingabe zu überzeugen. Josiah Preston hatte seiner Tochter nicht erst erklären müssen, was Glücksritter sind, denn sie verliebte sich in keinen von ihnen. Ruth zweifelte sogar schon daran, ob sie sich überhaupt jemals verlieben würde. Bis sie Robert traf.
    Robert Davenport war über die Johns-Hopkins-Universität und die Harvard Business School zum Preston-Pharmakonzern gekommen. Ruths Vater nannte es eine ›Karriere auf der Überholspur‹. Soweit Ruth sich erinnerte, war dies das einzige Mal, dass der alte Herr einen modernen Begriff verwendete. Schon mit siebenundzwanzig Jahren wurde Robert zum Vizepräsidenten und mit dreiunddreißig zum jüngsten stellvertretenden Vorsitzenden in der Geschichte der Firma, womit er einen Rekord brach, den Josiah selbst aufgestellt hatte. Diesmal verliebte sich Ruth – und das in einen Mann, der weder vom Namen Preston noch von den Preston-Millionen beeindruckt oder gar eingeschüchtert war. Als Ruth vorschlug, sie könne doch möglicherweise Mrs Preston-Davenport werden, hatte sich Robert nur erkundigt: »Und wann treffe ich diesen Kerl namens Preston-Davenport, der glaubt, mich davon abhalten zu können, dein Ehemann zu werden?«
    Wenige Wochen nach ihrer Hochzeit verkündete Ruth, dass sie schwanger sei, und die Fehlgeburt war beinahe der einzige Makel einer ansonsten glückseligen Existenz. Doch selbst sie wirkte schnell wie eine vorüberziehende Wolke an einem blauen und klaren Himmel, als Ruth elf Monate später neuerlich schwanger wurde.
    Ruth führte gerade den Vorsitz einer Sitzung des Stiftungskuratoriums, als die Wehen einsetzten, darum musste sie nur zwei Stockwerke mit dem Aufzug fahren, damit Dr. Greenwood die
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