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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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Dr. Greenwood erneut an.
»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass es kein Aber gibt. Schließlich stehen die Pläne schon seit Jahren.« Robert blickte auf seinen Sohn hinunter. »Ich wüsste keinen Grund, warum wir nicht sofort mit dem Bau beginnen sollten.« Er sah den leitenden Gynäkologen der Klinik an. »Es sei denn, dir fiele einer ein?«
Dr. Greenwood schwieg.
    *
    Als Miss Nichol sah, wie Dr. Greenwood Mrs Davenports Privatzimmer verließ, sank ihr der Mut. Er trug den kleinen Jungen im Arm und ging auf den Aufzug zu, der ihn zur Säuglingsstation bringen würde. Als sie im Flur aneinander vorbeikamen, trafen sich ihre Blicke, und obwohl Dr. Greenwood nichts sagte, zweifelte sie nicht daran, dass er genau wusste, was sie getan hatte.
    Miss Nichol war klar, wenn sie fliehen wollte, dann jetzt. Nachdem sie das Kind auf die Säuglingsstation zurückgebracht hatte, hatte sie den Rest der Nacht schlaflos in der Ecke von Mrs Davenports Zimmer ausgeharrt und sich gefragt, ob man sie überführen würde. Sie hatte versucht, sich nicht zu rühren, als Dr. Greenwood vorbeischaute. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, denn sie wagte nicht, auf ihre Uhr zu schauen. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er sie aus dem Zimmer rufen und ihr sagen würde, dass er die Wahrheit kannte, aber er war ebenso leise gegangen wie er gekommen war, darum war sie jetzt auch nicht schlauer.
    Heather Nichol ging weiter auf das Privatzimmer zu, den Blick fest auf die Feuertreppe am anderen Ende des Flurs gerichtet. Nachdem sie Mrs Davenports Tür passiert hatte, versuchte sie, ihr Tempo nicht zu erhöhen. Sie hatte nur noch wenige Meter vor sich, als sie eine Stimme hörte, die sie sofort erkannte. »Miss Nichol?«
    Sie erstarrte, den Blick immer noch auf die Feuertreppe gerichtet, und ging ihre Optionen durch. Dann drehte sie sich zu Mr Davenport um.
    »Ich glaube, wir sollten uns unter vier Augen unterhalten.« Mr Davenport trat in eine Nische auf der anderen Seite des Flures in der Annahme, dass sie ihm folgen würde. Miss Nichol fürchtete, ihre Beine würden ihr den Dienst versagen, lange bevor sie ihm gegenüber auf einen Stuhl sank. Sie konnte aus dem Ausdruck auf seinem Gesicht nicht erkennen, ob ihm klar war, dass sie die Schuldige war. Aber in Mr Davenports Gesichtszügen konnte man ja nie lesen. Es lag nicht in seinem Wesen, etwas zu verraten, und das vermochte er auch in seinem Privatleben nicht zu ändern. Miss Nichol konnte ihm nicht in die Augen sehen, also starrte sie über seine linke Schulter und beobachtete Dr. Greenwood, hinter dem sich in diesem Moment die Aufzugstüren schlossen.
    »Vermutlich wissen Sie, was ich Sie fragen will«, sagte Mr Davenport.
    »Ja, das tue ich«, gab Miss Nichol zu und fragte sich, ob sie jemals wieder eine Anstellung finden würde und ob sie vielleicht gar im Gefängnis landete.
    Als Dr. Greenwood zehn Minuten später wieder auftauchte, wusste Miss Nichol genau, was mit ihr geschehen würde, wohin es sie verschlagen würde.
    »Wenn Sie darüber nachgedacht haben, Miss Nichol, dann rufen Sie mich doch in meinem Büro an. Falls Ihre Antwort Ja lautet, muss ich mit meinen Anwälten reden.«
    »Ich habe bereits darüber nachgedacht«, erwiderte Miss Nichol. Diesmal sah sie Mr Davenport direkt in die Augen. »Die Antwort lautet Ja. Ich wäre entzückt, wenn ich für Ihre Familie als Kindermädchen arbeiten dürfte.«

4
    SUSAN HIELT NAT IM ARM. Sie konnte ihren Kummer einfach nicht verdrängen. Und sie war es leid, dass all ihre Freunde und Verwandten ihr rieten, Gott dankbar zu sein, dass wenigstens ein Kind überlebt hatte. Konnten sie denn nicht verstehen, dass Peter tot war und sie einen Sohn verloren hatte? Michael hoffte, seine Frau würde den Verlust überwinden, sobald sie das Krankenhaus verlassen hatte und nach Hause zurückgekehrt war. Aber so kam es nicht. Susan sprach unaufhörlich von ihrem anderen Sohn und bewahrte ein Foto von den beiden Jungen neben dem Bett auf.
    Miss Nichol besah sich das Foto sehr genau, als es im Hartford Courant veröffentlicht wurde. Sie stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass zwar beide Jungs den eckigen Unterkiefer ihres Vaters geerbt hatten, aber Andrews Haar war lockig und blond, während Nats Haare glatt waren und sich schon dunkel färbten. Josiah Preston rettete die Situation, indem er ständig anmerkte, sein Enkel habe in der großen Tradition der Prestons seine Nase und seine ausgeprägte Stirn geerbt. Miss Nichol wiederholte diese
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