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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey
Autoren: Die Kandidaten
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gelangt?«, erkundigte sich seine Mutter ruhig.
»Ich möchte lieber an die Taft als an die Jefferson High«, erwiderte Nat ohne zu zögern.
»Und dürfen wir erfahren, wie du zu dieser Entscheidung gelangt bist?«, wollte sein Vater wissen.
Nat wusste, dass ihm sein Publikum an den Lippen hing, daher beeilte er sich nicht mit seiner Antwort. » Moby Dick « , verkündete er schließlich, bevor er zur Sportseite blätterte.
Er wartete, wer von beiden als Erstes seine Worte wiederholen würde.
» Moby Dick? « , fragten sie unisono.
»Ja«, meinte Nat. »Die guten Leute von Connecticut hielten den großen Wal schließlich für den Patrizier der Meere.«

5
    »EIN HOTCHKISS-MANN vom Scheitel bis zur Sohle«, freute sich Miss Nichol, während sie gleichzeitig Andrews Erscheinungsbild im Flurspiegel prüfte. Weißes Hemd, blauer Blazer und braune Cordhosen. Miss Nichol rückte die blau-weiß gestreifte Krawatte des Jungen gerade und entfernte einen Staubfussel von seinem Hemd.
    »Vom Scheitel bis zur Sohle«, wiederholte sie. Das wäre dann ja nur ein Meter siebenundfünfzig, wollte Andrew entgegnen, doch da trat sein Vater in den Flur. Andrew sah auf die Uhr, ein Geschenk seines Großvaters mütterlicherseits – ein Mann, der immer noch Leute entließ, wenn sie zu spät kamen.
    »Ich habe deine Koffer in den Wagen gestellt.« Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter. Andrew wurde eiskalt, als er die Worte seines Vaters hörte. Die beiläufige Bemerkung erinnerte ihn daran, dass er tatsächlich sein Heim verließ. »Weniger als drei Monate bis Thanksgiving«, fügte sein Vater noch hinzu. Drei Monate, ein Viertel eines Jahres – kein unbeträchtlicher Anteil der eigenen Lebenszeit, wenn man erst vierzehn Jahre alt ist.
    Andrew schritt forsch zur Eingangstür hinaus und dann auf die Kiesauffahrt, entschlossen, nicht zu dem Haus zurückzuschauen, das er liebte und das er jetzt ein Vierteljahr lang nicht wiedersehen würde. Als er zum Wagen kam, hielt er seiner Mutter die hintere Tür auf. Dann schüttelte er Miss Nichol die Hand, als ob sie eine alte Freundin wäre, und sagte, er freue sich schon, sie an Thanksgiving wiederzusehen. Andrew war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass sie geweint hatte. Er wandte den Blick ab und winkte der Haushälterin und der Köchin zu, bevor er in den Wagen stieg.
    Als sie durch die Straßen von Farmington fuhren, starrte Andrew auf die vertrauten Gebäude, die er bis zu diesem Augenblick für den Mittelpunkt der ganzen Welt gehalten hatte.
    »Dass du auch ja jede Woche schreibst«, mahnte seine Mutter. Er ignorierte diese überflüssige Bemerkung, zumal auch Miss Nichol ihm die letzten vier Wochen mindestens zweimal täglich genau dieselbe Anweisung erteilt hatte.
    »Und wenn du noch Geld brauchst, dann ruf mich an«, fügte sein Vater hinzu.
Noch jemand, der die Regeln nicht gelesen hatte. Andrew erinnerte seinen Vater nicht daran, dass den Jungen im ersten Jahr an Hotchkiss nur zehn Dollar pro Quartal gestattet waren. Das stand auf Seite sieben und war von Miss Nichol rot unterstrichen worden.
Während der kurzen Fahrt zum Bahnhof sprach niemand ein Wort. Sein Vater parkte den Wagen neben dem Bahnhof und stieg aus. Andrew blieb sitzen, wollte die Sicherheit des Wagens nicht verlassen, bis seine Mutter die Tür auf seiner Seite öffnete. Rasch kletterte Andrew zu ihr hinaus, wild entschlossen, niemand wissen zu lassen, wie nervös er war. Sie wollte seine Hand nehmen, aber er rannte rasch zum Kofferraum, um seinem Vater mit den Koffern zu helfen.
Ein Gepäckträger mit einem Handkarren tauchte neben ihnen auf. Sobald die Koffer aufgeladen waren, führte er sie zum Bahnsteig und blieb vor Wagen acht stehen. Während der Dienstmann die Koffer einlud, wandte sich Andrew an seinen Vater, um sich zu verabschieden. Er hatte darauf bestanden, nur von einem Elternteil auf der Zugfahrt nach Lakeville begleitet zu werden, und da sein Vater Taft besucht hatte, schien seine Mutter die logische Wahl. Andrew bedauerte seine Entscheidung bereits.
»Gute Reise«, wünschte sein Vater und schüttelte die ausgestreckte Hand seines Sohnes. Was für dumme Dinge Eltern an Bahnhöfen von sich geben, dachte Andrew. Es war doch sicher wichtiger, dass er fleißig lernte, sobald er an der Schule war. »Und vergiss nicht zu schreiben.«
Andrew stieg mit seiner Mutter in den Zug und als die Lok aus dem Bahnhof fuhr, blickte er kein einziges Mal zu seinem Vater zurück. Er hoffte, das ließ ihn
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