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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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da sicher?« fragte
ich.
    Sie nickte nachdrücklich. »Ganz
sicher. Aber es würde nichts nützen, solange Sie hier sind.«
    »Okay«, sagte ich. »An der
Botschaft für Clay Rawlings hat sich also nichts geändert?«
    »Darauf können Sie sich
verlassen«, sagte sie wütend. »Wenn er wirklich einen Titelseitenskandal will,
dann soll er sich nur weiter in mein Leben einmischen, richten Sie ihm das
aus!«
    »Wie steht’s mit Ihrer Mutter?«
fragte ich. »Gilt das auch für sie?«
    »Doppelt!« fuhr sie mich an,
»Sie ist so sehr mit ihrem Muskelprotzen beschäftigt, daß ich bezweifle, ob sie
bis jetzt überhaupt meine Abwesenheit bemerkt hat. Schließlich bin ich erst
seit zwei Monaten weg.«
    Ich nahm eine Karte aus meiner
Brieftasche — die, auf der Rick Holman, Industrieberater und dazu meine
Privatadresse und die Telefonnummer standen, denn ich habe kein Büro.
    »Das hier hat nichts mit Ihren
Eltern zu tun, Angie«, sagte ich. »Aber wenn Sie sich je einem Problem
gegenübersehen, das Sie nicht bewältigen können, würden Sie mich vielleicht
gern anrufen.«
    »Danke«, sagte sie mit
ernsthafter Stimme.
    Sie stand da, die Karte in der
Hand, und auf ihrem kindlichen Gesicht lag ein gehetzter Ausdruck — es war ein
Gesicht, das so gar nicht zu den reifen, nackten Formen eines Frauenkörpers
paßte.
    »Ich weiß Ihr Hilfsangebot zu
schätzen«, fügte sie sachlich hinzu. »Glauben Sie mir, wenn ich wirklich einmal
in Schwierigkeiten gerate, werde ich mich an Sie wenden, Mr. Holman.«
    Ich warf noch einen letzten
Blick auf den »Akt — mit Einblick« auf der Staffelei und schauderte. »Tun Sie
das«, sagte ich.
     
     
     

DRITTES KAPITEL
     
    S onia Dresdens Haus war auf
verschiedenen Ebenen gebaut und lag am Rand eines abbröckelnden Felsens in den Palisades . Ich kam in der Mitte des diesigen Nachmittags
und ließ mir auf den Stufen des Porticos Zeit, um auf
den tief unter mir dahindämmemden Pazifischen Ozean zu blicken, bevor ich auf
den Klingelknopf drückte. Als sich die Tür zwei Sekunden später öffnete,
hinterließ sie einen leeren Rahmen, der unmittelbar darauf von etwas ausgefüllt
wurde, das auf den ersten Blick wie der letztjährige »Mr. Amerika« aussah.
    Er war gut ein Meter neunzig
groß und wog schätzungsweise seine zweihundertzwanzig Pfund. Er trug eine allzu
kurz geratene Dreieckshose aus hellblauer Seide, und das war alles. Die
schimmernden Bizeps-, Trizeps-, Pectoral - und anderen
Muskeln, die über sein massives Gestell verschlungen und verknotet waren, waren
tief sonnengebräunt und glänzten ölig in der Sonne. Er hatte das Gesicht eines
geistig minderbemittelten Apollos, und sein blondes Haar legte sich in dichten
kleinen Locken um den Nacken. Seine leicht hervorstehenden blauen Augen
betrachteten mich mißtrauisch, während die Anstrengung des Nachdenkens zwei
vertikale Falten zwischen seinen Augenbrauen entstehen ließ.
    »Was wollen Sie?« fragte er mit rauher Stimme.
    »Sonia Dresden sprechen«, sagte
ich.
    »Sie empfängt niemanden, mit
dem sie nicht verabredet ist.«
    »Ich denke doch, daß sie mich
empfangen wird«, sagte ich. »Mein Name ist Holman; ich komme wegen ihrer
Tochter.«
    »Sie empfängt niemand, ohne
verabredet zu sein«, wiederholte er eigensinnig. »Rufen Sie sie mal an und
machen ’nen Termin aus, ja? Jetzt — ab nach Kassel!«
    Ich betrachtete ihn mit offener
Bewunderung. »Wie sind Sie zu all diesen Muskeln gekommen? Durch Gewichtheben
vielleicht?«
    »Vorwiegend.« Er ließ seine gesamten
Muskeln mir zu Ehren spielen und tanzen. »Und Training auch.«
    »Junge, Junge!« Ich schüttelte
bewundernd den Kopf. »Und Sie haben auch noch das dazu passende Profil, soviel
ist sicher!«
    »Hm.« Er grinste und drehte den
Kopf zur Seite, so daß mich seine Schönheit mit voller Wucht traf. »Das sagen
alle.«
    »Eine gebrochene Nase würde den
ganzen Eindruck zerstören«, sagte ich in mitfühlendem Ton. »Es wäre schlechtweg
ein Jammer.«
    »Was?« Die beiden vertikalen
Linien gruben sich noch tiefer zwischen seine Brauen. »Wovon zum Teufel reden
Sie eigentlich?«
    »Die gebrochene Nase, die Sie
jetzt gleich haben werden, wenn Sie mich nicht zu Sonia Dresden hineinlassen«,
knurrte ich. »Los, gehen Sie beiseite, Herkules, ich komme jetzt hinein.«
    »Was?« Er gaffte mich ungläubig
an. »Machen Sie vielleicht Witze?«
    Ich ballte meine rechte Hand zu
einer Faust, kramte in meiner Hosentasche nach losem Kleingeld und begann dann,
sorgfältig
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