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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Autoren: Kim Landers
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Prolog
Anfang 15. Jahrhundert, Törzburg, Transsilvanien
    Die Schlachtrufe waren längst verklungen, aber der Krieg um die Herrschaft in den Karpaten dauerte noch an. Erst wenn der Letzte der Rebellen aufgeben würde und ihm, seinem Fürsten, die Treue verspräche, wäre er beendet. Seit Einbruch der Dunkelheit standen sich Valerij und Razvan, der Anführer eines Werwolfrudels, im Zweikampf gegenüber. Stunden waren seitdem vergangen, in denen nichts die Stille durchbrach als ihr Keuchen und Kampfgebrüll. Ihre Gefährten zu beiden Seiten der Zugbrücke beobachteten mit angespannten Mienen das Schauspiel. Das Werwolfrudel knurrte zornig bei jedem Schlag, den ihr Anführer erhielt, während die Vampire im Burghof eher versteinert wirkten. Valerijs Hemd klebte zerfetzt und blutdurchtränkt an seinem Körper. Sein Gegner hatte es ihm weiß Gott nicht leicht gemacht. Doch nun verloren seine Attacken an Treffsicherheit und Tempo, was Valerij aufatmen ließ. Aber auch seine Kräfte erlahmten, jedoch nicht so schnell, weil er nicht in blinder Rage wie sein Gegner zugeschlagen, sondern mehr auf Angriffsstrategien gesetzt hatte. Die tiefe Risswunde am Bauch, die ihm der Werwolf mit einem Hieb seiner Klauen verpasst hatte, schmerzte und behinderte ihn bei jeder Bewegung. Zusammen mit dem Geruch seines eigenen Blutes entfachte das in Valerij unbändigen Zorn, der nach Vergeltung schrie. Er sprang hoch und drehte sich in der Luft, um den Werwolf mit einem Tritt zu Fall zu bringen. Getroffen jaulte der Werwolf auf, bevor er auf die Seite kippte. Würde er noch einmal aufstehen oder bedeutete es das erhoffte Ende dieser unseligen Fehde?
    Valerij verharrte gespannt auf der Stelle, ohne den Werwolf aus den Augen zu lassen, der seine Vorderläufe aufrecht stellte, um sich hochzudrücken. Das leichte Schwanken Razvans, als er sich von der Zugbrücke aufrappelte und auf allen vieren stand, entging Valerijs Blick nicht. Der Werwolf blutete aus zahlreichen Wunden, die er ihm zugefügt hatte. Jede seiner Bewegungen wirkte schwerfälliger. Aber er hatte es nicht anders verdient. Wer sich Valerij nicht unterwarf, bekam seinen Zorn zu spüren. Und er besaß das Recht dazu, das aus einem uralten Pakt resultierte, den die Werwölfe, wenn auch widerwillig, akzeptiert hatten. Als der hitzköpfige Razvan vor wenigen Jahrzehnten die Rolle des Rudelführers übernommen hatte, musste er einen Schwur darauf leisten. Doch den hatte er in dem Moment gebrochen, als er beschloss, seinen Fürsten zu stürzen. Von Bitterkeit erfüllt, ballte Valerij seine Hand zur Faust. Razvan verdiente keine Gnade. Die Machtgier des jungen Werwolfs schien grenzenlos zu sein, und er überschätzte oft seine Stärke. Es war Zeit, ihm eine Lektion zu erteilen. Valerij wollte ihn so lange im Staub kriechen sehen, bis sein Wille gebrochen war und er endlich nachgab.
    „Ergib dich endlich, Razvan!“, forderte Valerij und entblößte fauchend seine Fangzähne. Hasserfüllt, aber klar funkelten ihn die gelben Augen des Werwolfs an. Würde er niemals aufgeben? Valerijs Geduld war am Ende. Eine Kapitulation seines Rivalen wäre ein größerer Erfolg, als ihn zu vernichten. Nach Razvans Ende würden sie ihn vielleicht zum Märtyrer erklären und einen neuen Rudelführer wählen, der gerissener und stärker sein könnte und eine weitaus größere Gefahr für das Bündnis darstellte. Aber den Werwolf zu verschonen, bedeutete, auf einem Pulverfass zu leben, das irgendwann explodieren würde. Nie war ihm eine solche Entscheidung schwerer gefallen.
    „Nein.“ Razvan war noch immer nicht zu einer Kapitulation bereit. Er versuchte, sich erneut auf Valerij zu stürzen, obwohl seine Hinterbeine wegknickten.
    „Du bist am Ende, deine Sinne sind getrübt. Gib endlich auf und unterwirf dich.“
    “Ich beuge mich keinem Vampir“, stieß der Werwolf heiser hervor und taumelte auf Valerij zu. Die Entscheidung war gefallen - er musste den unbeugsamen Razvan vernichten.
    „Wie du willst. Du hast nichts anderes verdient.“ Valerijs Stimme klang jetzt Oktaven tiefer und verzerrt, wie immer, wenn sich im Zorn seine dämonische Natur offenbarte. Mit einem Satz sprang er so schnell vor, dass es ihm gelang, den Werwolf zu überrumpeln und durch die Luft zu schleudern. Das Rudel jaulte auf, als Razvan auf den Boden krachte. Als er reglos liegen blieb, verstummten die Werwölfe. Sollte das wirklich das Ende Razvans sein? Valerij mochte es kaum glauben, dass der klobige, vor Kraft strotzende
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