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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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Es war eine mondlose Nacht, bestens geeignet für die Zwecke von Fester Fanggut.
    Er fischte Neugierige Tintenfische. Man nannte sie so, weil sie nicht nur Tintenfische waren, sondern auch neugierig. Ihre Neugier konnte bemerkenswerte Ausmaße annehmen.
    Zuerst wurden die Tintenfische auf die Laterne neugierig, die Fester Fanggut am Heck des Bootes aufhängte. Kurz darauf galt ihre Neugier der Tatsache, daß manche Artgenossen plötzlich mit einem Platschen himmelwärts verschwanden.
    Einige von ihnen wurden für
sehr kurze Zeit
auf das spitze Ding mit Widerhaken neugierig, das sich ihnen schnell näherte.
    Die Neugierigen Tintenfische waren extrem neugierig. Leider verstanden sie es nicht, die Dinge richtig miteinander in Verbindung zu bringen.
    Es dauerte recht lange, um das weit entfernte Fanggebiet zu erreichen, aber für Fester Fanggut lohnte sich die Reise. Die Neugierigen Tintenfische waren klein, harmlos und schwer zu finden. Kenner behaupteten, auf der ganzen Scheibenwelt gäbe es keine Geschöpfe, die schlechter schmeckten. Das machte sie zu sehr begehrten Spezialitäten in bestimmten Restaurants, deren hochbegabte Chefköche mit großer Mühe Speisen kreierten, die
überhaupt keine Neugierigen Tintenfische enthielten.
    In dieser mondlosen Nacht hatte Fester Fanggut ein Problem. Während der Laichzeit waren die Neugierigen Tintenfische besonders neugierig, aber diesmal schienen die Chefköche im Meer am Werk gewesen zu sein.
    Weit und breit gab es keine neugierig blickenden Augen. Auch die übrigen Bewohner des Ozeans glänzten durch Abwesenheit, obwohl sich immer einige vom Licht anlocken ließen. Fester sah nur einen einzigen Fisch schnurgerade durchs Wasser schwimmen, und zwar ziemlich schnell.
    Er legte den Dreizack beiseite und trat zum anderen Ende des Bootes. Dort blickte sein Sohn Les aufmerksam über das vom Laternenschein erhellte Meer.
    »Seit einer halben Stunde zeigt sich gar nichts mehr«, sagte Fester.
    »Bist du ganz sicher, daß wir hier an der richtigen Stelle sind, Vater?«
    Fester sah zum Horizont. Ein vages Glühen am Himmel wies auf die Stadt Al-Khali an der klatschianischen Küste hin. Er drehte sich um. Der Horizont auf der anderen Seite zeigte ein ähnliches Glühen, das von Ankh-Morpork stammte. Das Boot befand sich auf halbem Weg zwischen den beiden Metropolen.
    »Natürlich bin ich mir sicher«, erwiderte Fester, aber die Gewißheit floh aus seiner Stimme.
    Eine sonderbare Stille herrschte. Irgend etwas stimmte nicht. Das Boot schwankte ein wenig, aber das lag an den Bewegungen der beiden Insassen.
    Es
fühlte
sich an, als stünde ein Unwetter bevor. Doch am Himmel funkelten die Sterne, und nirgends waren Wolken zu sehen.
    Die Sterne funkelten auch auf dem Wasser. Nun,
das
sah man nicht alle Tage.
    »Ich schätze, wir sollten besser von hier verschwinden«, sagte Fester.
    Les deutete auf das schlaffe Segel. »Und woher nehmen wir den Wind, Vater?«
    In diesem Augenblick hörten sie das Platschen von Rudern.
    Fester Fanggut spähte übers Meer und erkannte die Umrisse eines anderen Bootes, das sich ihnen näherte. Er griff nach dem Bootshaken.
    »Ich weiß, daß du das bist, du diebischer ausländischer Mistkerl!«
    Die Ruder verharrten. Eine Stimme rief übers Wasser.
    »Mögen dich tausend Dämonen verschlingen, du Elender!«
    Das andere Boot glitt näher. Mit den aufgemalten Augen am Bug sah es sehr fremdartig aus.
    »Hast du sie alle weggefischt, was? Ich durchbohre dich mit meinem Dreizack, du hinterhältiger Dreckskerl!«
    »Mein krummes Schwert sollst du am Hals spüren, du unreiner Sohn einer noch viel unreineren Frau!«
    Les blickte über den Rand des Bootes. Kleine Luftblasen stiegen empor und zerplatzten an der Meeresoberfläche.
    »Vater?« sagte er.
    »Das ist der Schmierige Arif da draußen!« donnerte Fester. »Sieh ihn dir gut an! Seit Jahren kommt er hierher und stiehlt
unsere
Tintenfische, der verlogene kleine Teufel!«
    »Vater, das Meer…«
    »Nimm du die Ruder, und ich schlage ihm die schwarzen Zähne aus!«
    Les hörte eine Stimme von dem anderen Boot. »… siehst du, mein Sohn, wie der niederträchtige Fischdieb…«
    »Ruder!« rief Fester.
    »An die Ruder!« rief jemand im anderen Boot.
    »Wem gehören die Tintenfische, Vater?« fragte Les.
    »
Uns

    »Was, bevor wir sie gefangen haben?«
    »Sei still und ruder!«
    »Ich kann das Boot nicht bewegen, Vater. Wir sitzen an irgend etwas fest!«
    »Hier ist das Meer hundert Faden tief, Junge! Woran sollten
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