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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
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Sie tanzte jetzt schneller, getrieben von der Musik und dem ungeduldigen Zerren der Mädchen, die sie an den Händen gefasst hatten. Lachend und nach Atem ringend gelang es ihr schließlich, sich aus dem Kreis zu befreien und davon zu taumeln. Die Blumengirlande flog ihr vom Kopf und landete vor Damons Füßen. Er beugte sich hinunter und schloss die Finger darum, wobei er unabsichtlich einige der duftenden Blütenblätter zerdrückte.
    Das Mädchen betupfte sich das Gesicht mit dem Ärmel und entfernte sich von der Menge. Damon folgte ihr, und das Herz wurde ihm schwer.
    »Ich glaube, das gehört Ihnen«, sagte er mit belegter Stimme. Sie sah zu ihm auf, aber in der Dunkelheit war die Farbe ihrer Augen nicht zu erkennen. Der Anflug eines Lächelns erschien auf ihren sanften geschwungenen Lippen.
    »Danke.« Sie streckte die Hand nach den Blumen aus, und für den Bruchteil einer Sekunde streiften ihre kühlen Finger die seinen. Die Erregung spürte er im ganzen Körper.
    »Wer sind Sie?« platzte er heraus.
    Das Mädchen lachte, war vielleicht ebenso überrascht wegen seiner Unverblümtheit wie er selbst. »Ich bin nicht wichtig. Nur eine Schauspielerin bei einer fahrenden Truppe.« Sie zögerte kurz. »Und Sie?«
    Er schwieg, unfähig zu antworten, während ihm die berauschenden Düfte nach zerdrückten Blumen, Wein und Schweiß in die Nase drangen und sein Blut durch die Adern schoss. Er wollte sie von der Menge losreißen und sie in den Wald tragen, sie auf den feuchten, laubbedeckten Boden drücken … Er wollte seinen Mund auf ihre blasse Haut pressen und ihr Haar lösen, bis es zwischen seinen Fingern kringelte.
    Das Mädchen sah ihn neugierig an und legte den Kopf zur Seite. »Sie müssen vom Schloss kommen«, sagte sie.
    Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck misstrauisch. »Sind Sie einer von den Savages?«
    Damon schüttelte den Kopf und leugnete seine Identität, um sich von allem in Vergangenheit und Zukunft zu lösen.
    »Ich bin ein Besucher«, sagte er mit leicht heiserer Stimme. »Genau wie Sie.«
    Sie sah ihn zweifelnd an, schien sich aber zu entspannen.
    »Woher kommen Sie?« fragte Damon.
    Ihre Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. Noch niemals hatte er etwas so Schönes wie ihr Lächeln gesehen. »Ich denke nicht gerne über meine Vergangenheit nach.« Sie strich sich einzelne Locken ihres glänzenden blonden Haares aus der Stirn. »Weshalb sind Sie nach draußen gegangen, Sir? Um Luft zu schnappen oder um die Tänzer zu beobachten?«
    »Um Sie zu finden.«
    Sie lachte leise auf und war plötzlich angespannt wie ein Vogel, der bereit zur Flucht ist. Damon spürte, dass sie ihm entfliehen würde, und handelte, ohne nachzudenken. Seine Hände legten sich um ihre Schläfen und hielten sie trotz ihres überraschten Protestes fest. »Lass mich«, flüsterte er, und seine Finger zitterten, als sie sich auf ihre flaumweichen Wangen legten. Er presste den Mund auf ihren, und sie wurde sehr still. Ihr Atem berührte heiß und schnell seine Haut, während ihr Geschmack mit berauschender Geschwindigkeit durch seine Sinne strömte. Er spürte ihre Reaktion, und in diesem Moment blieb die Zeit stehen. Es war magisch, anders als alles, was er jemals erlebt hatte.
    Sie wandte das Gesicht ab und stieß einen verwirrten Laut aus. Damon spürte noch immer die samtige Berührung ihrer Wange auf der seinen und die Wärme ihres Körpers. Beide standen still und regungslos da, während sie das Gefühl in sich aufnahmen, sich so nahe zu sein.
    »Gute Nacht«, flüsterte sie.
    »Geh nicht«, sagte er, aber sie ging davon und schien mit der Menge zu verschmelzen.
    Obwohl Damon ihr hätte folgen können, tat er es nicht. Es schien unmöglich, dass eine solche Frau Wirklichkeit sein konnte. In gewisser Weise wollte er das auch gar nicht. Sollte sie doch eine Fantasie bleiben, ein Bild, das er für den Rest seines Lebens behalten konnte, unberührt von der unangenehmen Wirklichkeit, die ihn täglich bedrängte. Er verließ die Maifeier und konnte die plötzliche Ahnung nicht verdrängen, dass sie sich irgendwie, irgendwann … wiedersehen würden.

Kapitel 1
    London, 1825
    Sie würde zu spät kommen. Julia beschleunigte den Schritt und versuchte, ihre Röcke vor dem Schlamm zu bewahren und gleichzeitig das Gesicht vor dem kalten herbstlichen Nieselregen zu schützen, der einfach nicht aufhören wollte. Wenn sie das Capital Theater nicht bald erreichte, wären ihr Haar und ihre Kleider durchnässt.
    »Mein Vorsprechen«,
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