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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
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ebenso wie meine und die aller anderen – darin besteht, für jede neue Saison Sponsoren zu gewinnen. Sie können Ihr Talent und Ihren Charme dafür einsetzen. Es besteht keine Veranlassung, mit jemandem zu schlafen … es sei denn, Sie wollen es.«
    »Ich möchte nicht«, sagte Julia inbrünstig.
    »Das ist einzig und allein Ihre Angelegenheit«, versicherte er. Er runzelte die breite Stirn, während er sie betrachtete. »Da fällt mir ein … Ich kann mich nicht daran erinnern, für heute jemanden zum Vorsprechen gebeten zu haben.«
    Die Frage überrumpelte sie, und sie antwortete hastig: »Ich glaube, es wurde mit Hilfe eines Ihrer Mitarbeiter vereinbart …«
    »Niemand tut hier etwas ohne meine Einwilligung.«
    Julia nickte, und ihr Gesicht wurde dunkelrot. »Ich habe gelogen«, gestand sie. »Sonst hätte ich Sie niemals gesehen.«
    Sein Lachen klang leicht verärgert. »Sie werden uns guttun, glaube ich. Sagen Sie, Mrs. Wentworth … sind Sie wirklich verheiratet?«
    Obwohl sie auf diese Frage vorbereitet war, spürte Julia, wie sie vor Unbehagen errötete. Sie konnte ihm die Wahrheit nicht erzählen, aber sie wusste, dass er ein viel zu talentierter Schauspieler war, um eine Lüge einfach hinzunehmen. Sie ging ziellos über die Bühne, die Arme vor der Brust gekreuzt. »Eigentlich nicht«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Ich dachte, wenn ich mich als Ehefrau ausgebe, bin ich damit vor unwillkommenen Avancen geschützt.«
    »Sehr gut.«
    Als offensichtlich keine weiteren Fragen folgten, sah Julia ihn überrascht an. »Wollen Sie mich nicht nach meiner Familie fragen? Meiner Herkunft?«
    Er schüttelte den Kopf und zog abwesend an einer mahagonibraunen Strähne. »Ich nehme an, dass Sie wie die meisten Leute beim Theater eine Vergangenheit haben, der Sie entfliehen möchten.«
    »Auch Sie?« wagte sie zu fragen.
    Scott nickte. »Es gibt in meinem Leben Ereignisse, vor denen ich vor langer Zeit davongelaufen bin. Aber ich scheine nur bis hierher zu kommen.« Er sah sich auf der leeren Bühne um und schien sich zu entspannen. »Ich fühle mich nirgends. so vollkommen wohl wie im Capital. Es ist mein Zuhause … so wie ich hoffe, dass es das Ihre wird, Mrs. Wentworth.«
    Ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht.»Ja«, murmelte sie und spürte ein wenig, weshalb er den Ort so offensichtlich liebte.
    Sie konnte sich leicht die zahllosen Geschichten und Personen vorstellen, die diese Bühne gefüllt hatten; die Luft voller Musik und Stimmen; das Publikum, das die Gefühle der Schauspieler spürte: Angst, Hoffnung, Liebe …
    Im Theater konnte ein Mensch vergessen, wer er war, zumindest eine Zeitlang. Schauspieler konnten sich in jeden verwandeln, der sie sein wollten. Deshalb wollte sie es. Sie würde als Julia Wentworth leben und alle Spuren von Julia Hargate begraben – und das Geheimnis, das sie ihr ganzes Leben lang verfolgte.
    »Ich habe es Ihnen gesagt«, meinte Nell Florence, und ihr runzliges Gesicht verzog sich zu einem seltenen und schönen Lächeln. »Es war richtig, Logan Scott anzusprechen. Ich bewundere seine Arbeit im Capital. Trotz seiner Jugend ist er ein fähiger Manager. Sie werden in Scotts Schauspieltruppe viel mehr profitieren als in der Drury Lane.« Ihre schmalen Schultern zitterten, und sie zog ein angewidertes Gesicht. »Drury Lane wird von diesem amerikanischen Impressario Stephen Price und seiner verrückten Vorliebe für Spektakel ruiniert. Sie hätten ein halbes Jahrhundert früher geboren sein und für David Garrick arbeiten sollen – er hätte genau gewusst, was man mit einem Mädchen Ihres Talents anfangen muss. Die Vorstellung, wie Sie mit ihm in Das Wunder gespielt hätten …«
    »Dann halten Sie also etwas von Mr. Scott?« fragte Julia und kam damit freundlich wieder auf das Thema zurück, bevor Mrs. Florence in eine ihrer langen Erzählungen aus der Vergangenheit verfallen konnte.
    »O ja. Seine Produktionen haben einen wunderbaren Stil, und seine Hingabe an die Schauspielkunst steht außer Frage.«
    Gemeinsam tranken sie Tee in Mrs. Florences Wohnzimmer mit den muffigen Möbeln, die mit rosafarbener Seide gepolstert waren, und den alten Theatererinnerungen an den Wänden. Julia hatte die ältere Frau erst einige Monate zuvor kennengelernt, als Mrs. Florence eine kleine Rolle in einer Produktion am Daly Theatre übernommen hatte.
    Eigentlich wäre ein Auftritt am Daly unter der Würde einer so großen Schauspielerin gewesen, die weit mehr als dreißig
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