Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
Jahre am Drury Lane gespielt hatte. Mr. Bickerston hatte Mrs. Florence jedoch ein Vermögen bezahlt, weil er wusste, dass ihr Name jeden Platz im Theater füllen würde.
    Nach einem Monat erfolgreicher Spielzeit des Stücks hatte Mrs. Florence Bickerston und das Daly verlassen – aber nicht ohne Julia zur Seite zu nehmen und ihr einen gutgemeinten Rat zu geben. »Ihre Fähigkeiten sind hier verschwendet«, hatte sie zu Julia gesagt. »Sie müssen ein anderes Theater finden, eines mit einem guten Ruf, und eine vernünftige Ausbildung absolvieren.«
    Julia war beinahe sprachlos gewesen, so sehr hatten ihr diese Worte geschmeichelt. Sie bewunderte die ältere Frau und den Erfolg, den sie in ihrem Leben gehabt hatte. Nell Florence stammte aus einer großen und verarmten Familie im Londoner East End und hat von ihrem beachtlichen Talent auf der Bühne und von einigen diskreten Affären mit wohlhabenden Männern profitiert. Obwohl ihre legendäre Schönheit mit zunehmendem Alter verblasst und ihr dickes rotes Haar jetzt von Silberfäden durchzogen war, war sie immer noch eine gutaussehende Frau.
    Vor wenigen Jahren hatte sich Mrs. Florence in ein Stadthaus in London zurückgezogen, wo sich wenige Angestellte um sie kümmerten. Wenn ein aufstrebender Schauspieler oder eine aufstrebende Schauspielerin ihr Gefallen fand, gab sie gelegentlich Schauspielunterricht. Obwohl Julia es sich nicht leisten konnte, ein hohes Honorar zu bezahlen, hatte Mrs. Florence beschlossen, sie trotzdem unter ihre Fittiche zu nehmen.
    »Ich kann es mir leisten, zum Vergnügen zu unterrichten, wenn ich es möchte«, hatte sie gesagt. »Ich glaube, unsere Verbindung wird uns beiden guttun. Ich werde Ihnen zu dem Erfolg verhelfen, den Sie verdienen, und Sie werden meine Tage mit Ihren Besuchen aufheitern. Alte Menschen müssen immer junge um sich haben… und Sie sind ähnlich, wie ich in Ihrem Alter war.«
    Einmal in der Woche besuchte Julia Mrs. Florence in ihrem vollgestellten Wohnzimmer und trank mit ihr Tee aus bemalten Porzellantassen, während sie den Anweisungen der älteren Frau höchste Aufmerksamkeit schenkte. jetzt, da Julia als Mitglied des Capital Theatre engagiert war, schien Mrs. Florence sich über Julias Erfolg ebenso zu freuen, als wäre es ihr eigener.
    »Ich wusste, dass Scott keine Sekunde zögern würde, Sie zu engagieren, wenn er Sie erst einmal spielen gesehen hätte bemerkte sie. »Sie besitzen eine Qualität, meine Liebe, die ihm nicht entgehen konnte. Sie scheinen alles zu geben, wenn Sie auf der Bühne stehen … aber Sie halten noch genug zurück, damit die Leute nach mehr verlangen.
    Geben Sie niemals alles, Jessica, sonst nimmt man es als selbstverständlich hin.« Die ältere Frau lehnte sich in ihrem Sessel zurück und betrachtete Julia mit strahlenden Augen. »Nun erzählen Sie … wie war es, eine Szene mit einem Schauspieler seines Kalibers zu spielen?«
    »Aufregend«, antwortete Julia sofort. »Er brachte es fertig, dass ich alles beinahe für wirklich hielt. Noch niemals habe ich jemanden getroffen, der eine Szene wirklichkeitsnäher erscheinen lässt als das Leben.«
    »So ist es bei den Großen«, meinte Mrs. Florence nachdenklich. »Aber hüten Sie sich, Jessica … Nachdem man die Höhen erreicht hat, die im Theater möglich sind, kann das wirkliche Leben sehr enttäuschend wirken. Sie wachen vielleicht eines Morgens auf und stellen fest, dass Ihr Beruf Ihnen kostbare Jahre gestohlen hat. Und es wird Ihnen nicht besser ergehen als mir: Umgeben von verblichenen Erinnerungsstücken und Porträts, bleiben Ihnen nur noch Ihre Erinnerungen.«
    »Ich wäre gern genauso wie Sie«, sagte Julia inbrünstig. »Sie haben im Theater Zeichen gesetzt, Sie werden respektiert, es geht Ihnen gut, und Sie sind unabhängig … Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.«
    Einen Moment lang waren Mrs. Florences Augen voller Traurigkeit. »Ich habe nicht immer die richtige Entscheidung getroffen, Kind. Ich musste mit den Konsequenzen sehr lange leben.«
    »Meinen Sie …« Julia starrte sie erstaunt an. »Bereuen Sie es, nicht geheiratet zu haben?«
    »Ich wollte nur einen ganz bestimmten Mann heiraten«, erzählte Mrs. Florence mit einem ironischen Zucken ihrer Lippen. »Unglücklicherweise kam er nicht mit dem Theater zurecht. Er wollte, dass ich es ganz aufgebe und somit …« Sie breitete die Hände in einer Geste der Hilflosigkeit aus. »Ich ließ ihn gehen. Wie sehr ich andere Frauen beneidete, die keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher