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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
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Hargate-Vettern, Brüder, Onkel und Tanten – mieden ihn, so gut es möglich war. Aber selbst wenn er ganz schlimm war, verteidigte seine Frau ihn und unterstützte ihn, wie es ihre Pflicht war.
    »Es muss doch etwas anderes für dich geben«, murmelte Eva, »als dein Leben im Theater zu verbringen. Die Vorstellung, dass meine Tochter unter diesen Menschen lebt, auf der Bühne arbeitet … das klingt sehr verkommen.«
    »Ich werde im Capital ganz sicher sein«, sagte Julia fest. »Es ist eine anständige Truppe. Und Schauspielerei ist die ideale Beschäftigung für mich. Nachdem ich als Kind so lange weggesperrt war, habe ich ziemlich viel Fantasie entwickelt.«
    »Ich weiß noch, welche Sorgen ich mir gemacht habe«, murmelte Eva. »Du schienst die meiste Zeit in einer Fantasiewelt zu leben und immer so zu tun, als wärst du jemand anders.«
    Julia kehrte zum Bett zurück und lächelte auf die Mutter hinunter. »Jetzt werde ich dafür sehr gut bezahlt.«
    »Und was ist mit Lord Savage?«
    Julia zuckte die Schultern. »Bisher scheint er die Heirat nicht anerkennen zu wollen. Ich sehe keine andere Möglichkeit, als mein eigenes Leben zu führen.« Sie zog eine Grimasse des Unbehagens. »Es ist schon komisch, dass ich einem Fremden gehöre … dass er rein gesetzlich mehr Rechte über mich hat als ich selbst. Allein bei dem Gedanken daran möchte ich bis ans Ende der Welt laufen. Ich muss zugeben, dass ich Angst davor habe herauszufinden, welch ein Mann er wirklich ist. Ich bin nicht bereit dazu nie.«
    »Du kannst die Wahrheit nicht für immer verbergen«, murmelte Eva. »Eines Tages wird Lord Savage herausfinden, dass seine Frau auf der Bühne arbeitet. Was wird er deiner Meinung nach wohl dabei empfinden?«
    »Zweifellos wird er die Ehe annullieren wollen.« Plötzlich glitt ein schelmisches Lächeln über Julias Gesicht. »Und ich werde ihm gern gehorchen. Ich bin sicher, dass ich eine weitaus bessere Schauspielerin abgeben werde als eine Herzogin.«

Kapitel 2
    1827
    Sobald der von ihm angeheuerte Detektiv den Raum verlassen hatte, gab Damon es auf, Gelassenheit zu heucheln.
    Obwohl er sich niemals gestattete, seine Selbstbeherrschung zu verlieren, war diese Enttäuschung unerträglich für ihn. Das Verlangen, zu schreien, war übermächtig. Er war sich nicht bewusst, dass er ein Glas in der Hand gehalten hatte, bis er hörte, wie es im Kamin der Bibliothek mit lautem Knall zerbrach. »Verdammt, wo ist sie?«
    Einige Momente später öffnete sich die Tür, und sein Bruder Lord William blickte zaghaft um die Ecke.
    »Offensichtlich hatte der Detektiv kein Glück dabei, unsere geheimnisvolle Marquise zu finden.«
    Damon schwieg, aber die ungewöhnliche Röte seines Gesichts verriet seine Gefühle. Während die beiden Brüder sich äußerlich auffallend ähnelten, hätten sie vom Temperament her nicht unterschiedlicher sein können.
    Beide hatten sie die schwarzen Haare und die auffallenden, scharfgeschnittenen Gesichtszüge, die charakteristisch für den Savage-Clan waren. Aber Damons graue Augen, im Ton von Rauch und Schatten, verrieten nur selten seine Gedanken, während Williams Blick fast immer verschmitzt wirkte. William besaß einen Charme und eine unbekümmerte Art, die Damon, der ältere, aus Zeit- und Neigungsgründen niemals kultiviert hatte.
    In seinem kurzen zwanzigjährigen Leben war es William gelungen, bereits in ziemlich viele Klemmen und Zwangslagen zu geraten. Er hatte sie alle mit der jugendlichen Überzeugung überwunden, dass ihm niemals etwas passieren konnte. Und doch tadelte Damon ihn nur selten, weil er wusste, dass William im Grunde ein guter Kerl war. Was machte es schon aus, wenn er eine Zeitlang seinen jugendlichen Übermut genoss? Damon wollte, dass sein jüngerer Bruder alle die Freiheiten und Vorurteile genoss, die ihm immer verwehrt waren – und er würde Will vor der grausamen Wirklichkeit beschützen, die ihm nicht erspart geblieben war.
    »Was hat er gesagt?« fragte William.
    »Ich möchte jetzt nicht reden.«
    William schlenderte in den Raum und steuerte auf die Anrichte zu, die reihenweise prunkvolle Kristallkaraffen enthielt. »Weißt du«, bemerkte er nebenbei, »es ist gar nicht notwendig, Julia Hargate zu finden, damit du sie loswerden kannst. Du suchst sie seit drei Jahren, und es gibt weder hier noch im Ausland Spuren von ihr.
    Offensichtlich wollen die Hargates nicht, dass man sie findet. Ihre Verwandten und Freunde wollen oder können keine Auskünfte geben. Du
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