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Das Geheimnis der Rose

Das Geheimnis der Rose

Titel: Das Geheimnis der Rose
Autoren: Lisa Kleypas
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und beklemmt.
    »Du bist die Marquise von Savage.«
    Julia schoss vom Bett hoch, weil sie den Klang des Namens nicht ertragen konnte. »Nur weil ich keine Wahl hatte.
    Ich bin mit einem Mann verheiratet, den ich nicht kenne, und das nur um Vaters gesellschaftlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Es ist eine absurde Situation. Ich weiß nicht, wie Lord Savage aussieht, ich habe nicht einmal mit ihm korrespondiert. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt lebt!«
    »Es scheint, dass Lord Savage genauso wenig wie du den Wunsch hat, die Ehe anzuerkennen«, gab ihre Mutter zu.
    »Weder dein Vater noch der Herzog von Leeds konnten erwarten, dass beide Kinder so sehr gegen diese Ehe wären.«
    »Wie könnten wir dafür sein, dass man uns die Zukunft stiehlt?« Julia ging im Zimmer auf und ab, während sie hitzig fortfuhr: »Ich wurde für einen Namen verkauft und Lord Savage für ein Vermögen. Vater hat sich einen Titel für seine Tochter gesichert, und die Savages wurden vor dem finanziellen Ruin bewahrt. Und sie mussten nichts anderes tun, als ihre erstgeborenen Kinder opfern.«
    »Weshalb bist du so zornig auf deinen Vater?« fragte die Mutter traurig. »Er hat nichts anderes getan als das, was andere Eltern in unserer Position tun. Hochzeiten werden doch ständig arrangiert.«
    »Es war anders. Ich war erst vier Jahre alt und mein sogenannter Ehemann nicht viel älter.« Julia ging zum Fenster und starrte durch die geöffneten Vorhänge, während sie den seidegesäumten Samt durch die Finger gleiten ließ.
    »Das erste Mal fand ich es heraus, als ich zwölf Jahre alt war und dachte, ich sei in einen jungen aus dem Dorf verliebt … bis Vater mich beiseite nahm und sagte, ich hätte niemals das Recht, einen Mann zu lieben, weil ich bereits verheiratet sei.« Sie schüttelte den Kopf und lachte ohne jeden Humor. »Ich konnte es nicht glauben. Ich kann es immer noch nicht glauben. Seit Jahren werde ich von den Gedanken an meinen ›Mann‹ verfolgt, frage mich, ob er inzwischen zu einem Schwachkopf, einem Langeweiler, einem Schürzenjäger herangewachsen ist oder was auch sonst immer …«
    »Soweit wir gehört haben, steht Lord Savage in dem Ruf, ein ruhiger und verantwortungsbewusster Mann zu sein.«
    »Es ist mir gleich, wie er ist«, sagte Julia und wusste, dass ihre Mutter das für reine Starrköpfigkeit hielt – und teilweise stimmte es vielleicht auch. Aber es lag auch daran, dass sie, falls sie das Leben hingenommen hätte, das ihr Vater für sie ausgesucht hatte, zu dem gleichen fügsamen unglücklichen Wesen geworden wäre wie ihre Mutter.
    »Es ist einerlei, ob Lord Savage ein Heiliger ist oder nicht. Ich hatte niemals vor, Herzogin von Leeds zu werden.
    Ich werde Vaters Plänen nicht zustimmen. Er hat jeden Tag, jede Stunde und jede Minute meines Lebens überwacht, bis ich endlich den Mut aufbrachte und weglief.«
    »Er wollte dich behüten und beschützen …«
    »Vater hat mich auf diesem Anwesen wie in einem Kloster eingeschlossen, mir niemals erlaubt, auszugehen oder jemanden zu treffen. Vom Tag meiner Geburt an war er entschlossen, dass ich einen Mann mit einem großartigen Titel heiraten sollte. Ich frage mich, ob er jemals überlegt hat, dass ich mir vielleicht eines Tages auch ohne seine Einmischung einen Herzog oder Grafen geangelt hätte. Oder hat er auch nur einmal in Betracht gezogen, dass ich mir das gar nicht gewünscht hätte? Es wäre vermutlich eine zu hohe Erwartung an ihn gewesen, dass er mich einfach nur glücklich sehen wolle …«
    Julia brach ab und merkte, dass ihre Finger sich in den Falten des Samts verkrallt hatten. Sie löste den Griff und atmete tief ein. Es schmerzte sie zu wissen, dass sie zwar der Herrschaft ihres Vaters entronnen war, Eva aber immer noch von ihm beherrscht wurde. Die einzige Zuflucht ihrer Mutter waren die Flucht in die Krankheit und die langsame Entwicklung zu einer Invalidin. Dies war Evas einzige Verteidigung gegen einen tyrannischen Mann, der das Leben aller um ihn herum bestimmte.
    Edward Lord Hargate verabscheute Krankheiten jeder Art. Eigentlich hatte er Angst davor, denn sie waren seiner robusten Natur vollkommen fremd. Er war ein starker Mann, dessen erbarmungsloser Tatendrang ihn dazu brachte, jedermanns Gefühle außer den eigenen zu missachten. Manchmal konnte er grausam sein und den Menschen genau das verweigern, was sie sich am meisten wünschten, nur um ihnen seinen Reichtum und seine Macht zu demonstrieren. Der Rest der Familie –
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