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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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1. Schlaflos am Lido
    Und so etwas nannte sich nun Urlaub …
    Hubertus Hummel schüttelte seinen von Schweißperlen übersäten Kopf und wendete sein Kissen in der Hoffnung, doch noch ein trockenes Plätzchen darauf zu finden. Es fühlte sich an wie ein vollgesogener Schwamm.
    Die Luft im Wohnwagen stand. Gefühlt waren es an die vierzig Grad.
    Tropisch war diese erste Urlaubsnacht an der Adria allemal.
    Hubertus stöhnte und wälzte sich auf der Suche nach einer neuen Schlafstellung. Dabei wackelte der Wohnwagen, den der Lehrer sich von seinen Nachbarn geliehen und dann zuckelnd in Richtung Venedig gesteuert hatte.
    Schlaflos am Lido!
    Â»Aua! Verdammt«, zischte er, als sein Enkel, der sich zwischen seine Ehefrau Elke und ihn ins »Gräble«, die Mulde in der Mitte der beiden Matratzen, gezwängt hatte, ihm bei einer Körperdrehung ins Gesicht trat.
    Hubertus schob das Beinchen des Vierjährigen behutsam beiseite und hielt sich die schmerzende Nase.
    Wo war eigentlich Martina?
    Seine Tochter hatte doch eigentlich nur noch einen Cocktail in der Strandbar nehmen wollen, war nun aber schon seit mindestens drei Stunden überfällig.
    Und die Großeltern durften sich mal wieder um den Enkel kümmern …
    Dabei hatte Hubertus in diesen Ferien so sehr auf Zweisamkeit mit Elke gehofft. Es sollte ein Versöhnungsurlaub nach der letzten sehr ernsten Ehekrise werden. Diese hatten sie paradoxerweise überwunden, indem sie gemeinsam den Mörder von Elkes ehemaligem Liebhaber, Rechtsanwalt Dr.   Guntram Bröse, überführt hatten.
    Auf dem idyllischen Schwarzwälder Westweg waren die beiden sich abseits von allem Trubel wieder nähergekommen.
    Elke war es gewesen, die bald danach angeregt hatte, endlich mal wieder einen gemeinsamen, ausgedehnten Sommerurlaub zu machen.
    Hubertus hatte dafür seinen heimatlichen Schwarzwald im Blick gehabt – Elke hingegen das Mittelmeer.
    Â»Ich wollte schon immer mal Campingurlaub machen«, hatte Tochter Martina freudig verkündet und einen von Bekannten empfohlenen »Vier-Sterne-Campingplatz« in der Nähe von Venedig ins Spiel gebracht.
    Â»Die halbe Nachbarschaft ist dort schon gewesen – der soll ideal für Familien sein«, hatte Elke zudem erfahren.
    Camping.
    Das hatte er zuletzt in der katholischen Jugendgruppe gemacht – und zwar sechs Tage lang bei durchgehend strömendem Regen.
    Na ja, immerhin versprach ein Wohnwagen etwas mehr Komfort als das klapprige Igluzelt damals.
    Hubertus Hummel hatte sich also gebeugt.
    Das bereute er nun. Die hochgeklappten Fenster brachten ihm keinerlei Kühlung, da es windstill und draußen ähnlich heiß wie drinnen war. Stattdessen ließen sie ihn an den Nebengeräuschen der Nachbarwohnwagen teilhaben. Das Schnarchen von Platz A17 war inzwischen unüberhörbar, nachdem vor fünf Minuten von dort noch unverständliche Gesprächsfetzen herübergedrungen waren. Das Surren der Klimaanlage von A19 übertönte das Schnarchen allerdings.
    Hätten sie nicht wenigstens auch einen etwas besseren Wohnwagen mit Klimaanlage mieten können? Aber nein, es musste die durchgelegene Mühle der Sauers sein, für die man auch noch dreiste 30   Euro Miete pro Tag berappen musste (Originalton des Nachbarn: »Des isch aber än subber Freundschaftspreis.«) Zuzüglich der 85   Euro Stellplatzgebühr für den Campingplatz. Das machten summa summarum satte 115   Euro am Tag.
    115   Euro! Dafür hätte man doch schon fast ein gutes Hotelzimmer bekommen. Und allemal ein ordentliches Ferienhäuschen.
    Drei Wochen hatten sie gebucht.
    Ein Irrsinn!
    115   Euro mal 21   Urlaubstage, das machten … Er sparte sich lieber die Rechnung. Ihm war auch so klar, dass Preis und Leistung in keinem Verhältnis standen.
    Der Ärger ließ ihn zusätzlich schwitzen.
    Erstmals seit der Versöhnung war auch Elke Adressatin dieses Ärgers.
    Warum musste sie es immer so kompliziert machen?
    Nie konnte sie den einfachsten Weg gehen. Das war schon früher so gewesen. Wenn er nur an den ersten gemeinsamen Urlaub dachte – damals, nach dem zweiten Semester. Interrail – durch sechs europäische Länder …
    Ãœber diese Gedanken schlummerte Hubertus dann endlich ein, doch schon wenige Augenblicke später ließ eine Männerstimme ihn wieder hellwach werden.
    Â»Tesoro. Sei
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