Das Geheimnis der Rose

teuflisch eifersüchtig auf jede Minute, die Scott mit dir in diesem Theater verbringt. Nur weil ich dich liebe, stehe ich dir nicht im Wege. Begeh niemals den Fehler und glaub, ich sei nicht besitzergreifend.«
    Julia nickte zerknirscht. Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen und zu zeigen, wie wenig Grund zur Eifersucht es gebe.
    Jane Patrick war eines der Stücke, die die neue Spielzeit im Capital einleiteten. Die Geschichte basierte auf dem Leben einer extravaganten Schriftstellerin und ihren zahlreichen Triumphen, Niederlagen und katastrophalen Liebesaffären, die aus ihr eine der schillerndsten Gestalten in der Welt der Literatur machten. Logan hatte seine Zweifel gehabt, ob Julia nicht eine zu zarte Gestalt sei, um eine Frau zu spielen, die berühmt für ihre robuste Figur und ihre männliche Art gewesen war.
    Mutig stürzte sich Julia auf die Rolle der Jane Patrick und machte ihren Mangel an körperlicher Statur durch die Entwicklung einer übergroßen Persönlichkeit wett, bis Logan mit dem Ergebnis zufrieden war. Logan selbst spielte einen von Janes engsten Freunden, einen Mann, der drei Jahrzehnte lang heimlich in sie verliebt gewesen war, die Beziehung aber niemals ausgelebt hatte. Auf der Bühne fanden sie ein angenehmes Gleichgewicht, indem Julia die kühne Anmaßung ihrer Rolle betonte und Logan sich bei seiner Vorstellung vorsichtig zurücknahm.
    Die Inszenierung wurde sowohl vom Publikum als auch von der Kritik gefeiert, und als die zweite Woche begann, war Julia erfreut zu sehen, dass der Zuschauerraum bis zum letzten Platz besetzt war. Sie freute sich auf die Zeit, wenn die einmonatige Spielzeit des Stücks vorüber wäre. Es war erschöpfend, eine Frau zu spielen, die so ganz anders als sie selbst war. Wenn sie abends nach Hause kam, war sie beinahe zu müde, um zu essen oder sich zu unterhalten, und sie schlief ein, sobald sie ins Bett gekrochen war.
    An dem Abend, als Damon Jane Patrick besuchte, strengte Julia sich an, um ihre beste Vorstellung zu geben. Sie wusste, dass ihr Mann in einer Privatloge auf dem zweiten Rang saß, zusammen mit seinem Bruder William und einigen Freunden. Voller Entschlossenheit legte Julia alles Erforderliche in die Rolle, während sie leidenschaftliche Tiraden und umwerfend geistreich witzige Bemerkungen vortrug und über die Bühne stolzierte, als gehöre sie ihr.
    Das Publikum reagierte mit Gelächter, schnappte überrascht nach Luft oder verfiel in Schweigen, bis der erste Akt beinahe vorüber war. Es kam zu einer Szene, in der Julia und Logan einen heftigen Streit ausfochten, in dem Janes Freund sie für ihr verantwortungsloses Leben zur Rechenschaft zog, und sie mit einem Wutausbruch reagierte.
    Vor Anstrengung brach Julia der Schweiß aus, als sie mit ihrem Text begann. Sie fühlte sich klamm unter ihrem Kostüm und merkte, wie ihr der kalte Schweiß über den Hals und das Oberteil lief. Julia konzentrierte sich auf Logans Gesicht und fuhr mit der Szene fort, obwohl ihr immer wieder schwindlig wurde. Da sie spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, sehnte sie verzweifelt das schnelle Ende der Szene herbei. Wenn sie nur den ersten Akt hinter sich brächte, könnte sie sich hinsetzen, ein Glas Wasser trinken und das Klopfen im Kopf beruhigen.
    Zu ihrem Entsetzen spürte sie, wie die Bretter unter ihren Füßen schwankten wie auf einem schlingernden Schiff.
    Logans Stimme klang weit entfernt, obwohl sie wusste, dass er unmittelbar neben ihr stand. Sein Gesicht verschwamm, seine blauen Augen wurden zu weit entfernten farbigen Punkten in dem grauen Nebel, der sie umgab. So etwas war ihr noch nie passiert.
    Ich werde ohnmächtig, dachte sie voller Panik, während sie spürte, wie ihre Beine nachgaben.
    Sofort wurde sie von Logans hartem Griff gepackt und senkrecht gehalten. Sie merkte undeutlich, dass er seinen Text improvisierte und sagte, dass Jane, die sie darstellte, betrunken sei. Dann nahm er Julia auf die Arme und trug sie von der Bühne. Das Publikum, das nicht wusste, dass der Zusammenbruch ungeplant war, brach in tosenden Applaus aus, als der Vorhang fiel.
    Nassgeschwitzt lag Julia still in Logans Armen, unfähig, seine Fragen zu beantworten, als er sie in ihre Garderobe trug. Vorsichtig setzte er sie auf einen Stuhl und schnauzte den Mitgliedern der Truppe, die um sie herumscharwenzelten, Befehle zu. »Bringen Sie Wasser«, herrschte er einen Mann an, »und ihr anderen verschwindet.« Gehorsam verließen alle den Raum. Logan stand vor Julia und rieb ihr