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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger
Autoren: Andre Norton
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werden.
    Und dann öffnete Maelen die Augen. Sie sah und erkannte mich – das wußte ich genau. Ich trug sie in das Dunkel, wo wir Merlay zurückgelassen hatten. Merlay war immer noch da, aber sie kümmerte sich nicht um ihre Schwester, sondern legte mir nur die Hand auf die Schulter, und ihre Kraft ging auf mich über.
    Ich legte Maelen auf die Kleider, die Merlay ausgebreitet hatte.
    Plötzlich konnte ich sie nicht mehr ansehen. Ich stand auf und stolperte blindlings ins Dunkel. Eines der Tiere folgte mir, und als ich es nicht beachtete, schnappte es nach meinen Fingern.
    »Komm!«
    Weil jetzt nichts mehr wichtig war, tat ich, was Borba wollte. Ich folgte ihm durch die Büsche zu einer Reihe angepflockter Kasi. Jemand bewegte sich vor mir, langsam, ganz langsam, so daß ich das Gefühl hatte, der Mann müßte verwundet sein. Borba fauchte und zerrte mich weiter. Der Mann drehte sich um. Ich erkannte ihn in dem schwachen Licht nicht, aber daß es ein Flüchtling aus dem Lager war, stand für mich fest. Ich sprang auf ihn los. Er stolperte unter meinem Gewicht. Ich holte zu einem Schlag aus, und meine schlanke Thassahand war danach wie gelähmt. Doch der Gegner lag unbeweglich unter mir. Ich packte ihn am Kragen und zog ihn hoch.
    »Krip Vorlund!«
    Es war ihr Ruf. Ich ließ meinen Gefangenen liegen und ging zu den drei Thassa hinüber, die auf mich warteten. Mathan hatte den Kopf auf Merlays Knie gelegt, und Maelen – ich konnte sie nicht ansehen. Aber es war ihr Ruf gewesen.
    Ich kniete nieder und nahm ihre Hände. Sie blieben schlaff. Nur die Augen lebten. Neben ihr bewegte sich etwas mit einem Wimmern. Vors – war es Vors oder ein anderer seiner Rasse?
    Merlay bewegte sich, und Mathan hob den Kopf. Das Feuer brannte, aber über uns leuchtete auch der Mond. Und der dritte Ring, der so hell und deutlich gewesen war, als das ganze Abenteuer begann, bildete jetzt nur einen schwachen Dunsthof.
    »Mond!« Ein geflüsterter Gedanke. »Mathan – Mond!«
    Mathan hob den Kopf höher. Dann kam ein Laut aus seiner Kehle, eine Art Gesang, der mir ins Blut drang. Merlay nahm den Gesang auf, den sie nicht beginnen, aber begleiten konnte. Und Maelens Augen sahen mich an und öffneten etwas in mir, das Krip Vorlund nie besessen hatte. Ich glaube, ich sang auch, doch ich weiß es nicht bestimmt. Wir saßen im Licht des schwindenden dritten Ringes da und halfen Maelen vom Tod in ein neues Leben zu singen.
    Als ich wieder mit vollem Bewußtsein zu Boden blickte, hielt ich die starren Hände einer Toten. Und auf meinem Arm ruhte, warm und lebendig, ein kleiner pelziger Kopf.
     
    *
     
    Der Gefangene, den ich gemacht hatte, sah mich an, doch er erkannte mich nicht. Er selbst hatte sich seit jenem Nachmittag in der Großen Halle kaum verändert. Es war Gauk Slafid.
    Er versuchte mit uns, die er für Thassa hielt, einen Handel zu machen. Dann drohte er uns. Und schließlich kam die Angst. Ich glaube, sein Verstand hatte gelitten.
    Aber wir erfuhren aus seinen Worten genug, um uns den Rest zusammenzureimen. Alcey hatte richtig vermutet. Yiktor war seit Jahren von Leuten beobachtet worden, die einen primitiven Planeten brauchten, um ihn zu einem Nachschubstützpunkt auszubauen. Und das Korburg-Kombinat hatte sich so tief in die Politik der inneren Planeten verstrickt, daß es den Verbrechern helfen mußte, wenn es nicht selbst untergehen wollte.
    Man hatte geplant, einen Kreuzzug gegen die Thassa zu unternehmen, weil sie die einzig Gefährlichen waren. Die Lords wollte man unter einem Führer vereinigen, damit man in Notzeiten eine Armee hatte. Aber die alten Fehden und Streitigkeiten hatten diesen glatten Plan zunichte gemacht, und so hatte man Maelens Zusammentreffen mit Osokun aufgebauscht und zu einem großen Feldzug ausgenutzt.
    Niemand wußte, was aus der Sache noch werden sollte, doch war wenigstens Gauk Slafid für den Augenblick aus dem Spiel genommen.
    Wir brachten ihn in das unheimliche Tal in den Bergen. Und dort standen wir alle vor den Alten. Mit Slafid verschwendeten sie wenig Zeit. Da er nicht an die Gesetze der Thassa gebunden war, übergab man ihn mir, daß ich ihn den Hafenbehörden von Yrjar ausliefern konnte.
    Eine andere aber wurde nach den Gesetzen der Thassa verurteilt.
    Ich konnte Maelen nicht verteidigen, denn man machte mir klar, daß ich an diesem Ort nur geduldet war. Und als ich fortging, begleitet von einem Thassa-Wächter, hatte ich ein kleines pelziges Ding auf dem Arm, in dem nicht mehr Vors
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