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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger
Autoren: Andre Norton
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Ende ging.
    Wieder bewegte sich einer der Alten auf der Plattform, und diesmal deutete der Stab auf Maelen. Das Symbol der Sängerin, die kleine Silberrute, glitt aus ihrer Hand und wurde wie ein Magnet von dem größeren Stab angezogen. Sie keuchte und streckte die Hand aus, als wollte sie ihn einfangen, doch es war zu spät. Sie ließ die Arme sinken und stand reglos da.
    »Was hast du hier und jetzt zu berichten, Sängerin?«
    Die Frage wurde nicht laut ausgesprochen, sondern ich hörte sie in meinem Innern.
    Sie erzählte unsere Erlebnisse in schlichten, ruhigen Worten, und niemand unterbrach sie, bis sie fertig war. Dann sagte eine der beiden Frauen auf dem Podium:
    »Auch das war in deinen Gedanken, Sängerin: daß die Ähnlichkeit mit Maquad eine aus deinem Blutklan heilen könnte, die an einem wunden Herzen leidet.«
    »War es nicht so?« fragte der Mann, der neben der Sprecherin stand.
    »Anfangs bestimmt nicht. Später …« Maelen machte eine resignierte Geste.
    »Sie, um die es sich handelt, möge vortreten«, sagte die Frau.
    In der Menge entstand Bewegung, und eine Thassa kam an den Rand der Plattform. Obwohl das Alter dieser feingliedrigen Rasse schwer zu schätzen war, glaubte ich doch, daß diese Frau noch jünger als Maelen war. Sie streckte ihre Hand Maelen entgegen, und die beiden begrüßten sich tief gerührt.
    »Merlay, sieh dir diesen Mann an. Ist es der, um den du trauerst?«
    Sie wandte sich um und sah mich an. Einen Moment lang leuchteten ihre Augen verwundert auf, doch dann war das Licht verschwunden, und ihr Gesicht wirkte wieder still und verschlossen.
    »Nein, er ist es nicht«, flüsterte sie.
    »Und könnte es nie sein!« rief die Frau auf der Plattform scharf. »Du weißt es genau, Sängerin.« Als sie sich Maelen zugewandt hatte, war ihre Stimme schneidend geworden. »Feste Gesetze können nicht aus persönlichen Gründen gebrochen werden, Sängerin. Du hast den Eid geschworen und nicht gehalten.«
    Der andere Mann auf der Plattform trat jetzt vor und schwang seinen Stab zwischen den drei Alten und Maelen.
    »Ja«, sagte er, »die Gesetze sind unsere Stütze und unser Anker. Und doch scheint es mir, als hätten all die Verwicklungen wegen der Gesetze begonnen. Maelen…« Er war der erste, der ihren Namen aussprach, und ich glaubte Mitgefühl in seiner Stimme zu lesen, »… hat diesen Mann gerettet, weil sie eine Schuld zu begleichen hatte. Und für die meisten Dinge, die danach geschehen, ist sie nicht verantwortlich. Deshalb soll sie tun, was sie vorhatte, und den Fremden nach Yrjar begleiten, wo der Spruch gelöst werden kann.«
    »Das ist unmöglich«, erklärte die Frau, und ich spürte ihre Befriedigung. »Haben wir nicht gehört, was mit Maelen, der Sängerin, geschehen wird, wenn man sie in Yrjar sieht?«
    Maelen hob den Kopf und sah die Frau überrascht an.
    »Wie meinst du das? Welche Gefahr erwartet mich in Yrjar?«
    »Die Fremdlinge, die Feuer entzündet und Blut vergossen haben, die die Barsks des Krieges losgehetzt haben, sagten, daß Maelen Osokun verzaubert und zum Wahnsinn getrieben habe. Viele glauben ihnen und fordern Maelens Tod.«
    »Fremdlinge – welche Fremdlinge? Und weshalb?« Zum erstenmal mischte ich mich ein, obwohl ich das Gefühl hatte, daß diese Diskussion allein Maelen und ihr Volk etwas anging.
    »Es waren keine Leute deiner Rasse, mein Sohn«, erwiderte der Mann, der sich für Maelen eingesetzt hatte. »Sie gehören zu jenem, der Maelen von Anfang an zu seinem Werkzeug machen wollte. Es scheint, daß die Handelsschiffer einen mächtigen Feind haben, und er hat jetzt Krieg nach Yiktor gebracht.«
    »Aber – wenn es sich um Leute des Kombinats handelt…« Ich war verblüfft. »Ich habe keinen persönlichen Feind unter ihnen. Vor langer Zeit gab es Kämpfe zwischen ihnen und den Handelsschiffern, aber das ist vorbei. Es war Wahnsinn.«
    Eine der Frauen lächelte traurig. »Jeder Krieg ist Wahnsinn. Aber aus welchem Grund die Fremden auch Krieg nach Yiktor gebracht haben mögen, eines steht fest: sie haben einen Preis für Maelen ausgesetzt. Vielleicht fürchten sie, daß sie zuviel von ihnen weiß. Sie kann sich nicht nach Yrjar wagen.«
    »Als Maelen vielleicht nicht«, sagte das Mädchen, das Hand in Hand mit meiner Gefährtin dastand. »Aber als Merlay …«
    Die Ältesten überlegten. Dann schüttelte einer der Männer den Kopf. »Bedenkt die Zeit. Schon wird der dritte Ring am Nachthimmel schwächer. Und nur in seinem Licht können wir Thassa
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