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Das Geheimnis der Mondsänger

Das Geheimnis der Mondsänger

Titel: Das Geheimnis der Mondsänger
Autoren: Andre Norton
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abgestimmt. Es war ein Zusammentreffen aller Kaufleute des Planeten, das im Abstand von zwei Jahren nach der Ernte abgehalten wurde.
    Wie so viele Märkte auf anderen Planeten hatte diese Zusammenkunft früher religiösen Charakter besessen, der sich noch schwach bemerkbar machte. Man feierte den Jahrestag eines alten Volkshelden, der irgendeinen Dämon bekämpft hatte, um sein Volk zu retten, und dabei ums Leben gekommen war. Die Bewohner veranstalteten immer noch eine Art Schauspiel, in dem die Geschehnisse dargestellt wurden, und anschließend ließen die verschiedenen Ritter eigens geschulte Kämpfer gegeneinander auftreten. Die Sieger der Wettkämpfe wurden mit Gaben und Ruhm überhäuft, und sie hoben das Ansehen ihrer Herren bis zum nächsten Markt.

 
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    Yiktor wurde nach dem Feudalsystem regiert. Hin und wieder in der Geschichte hatten sich Könige und starke Kriegshelden erhoben, um ganze Kontinente unter sich zu vereinen. Diese Vereinigung überdauerte aber selten ein Zeitalter, da immer wieder Zwistigkeiten unter den Adeligen ausbrachen. An diesem System hatte sich seit ewigen Zeiten nichts geändert. Nur die Priester kannten noch vage Legenden, die berichteten, daß zu früheren Zeiten eine große, technisch ausgerichtete Zivilisation existiert hatte.
    Niemand wußte, weshalb sie stagniert war, und die Eingeborenen kümmerten sich auch nicht darum. Sie schienen nicht einmal zu ahnen, daß es eine andere Lebensweise überhaupt gab. Wir waren zu einer Zeit der Verwirrung angekommen. Ein halbes Dutzend Adelige lagen im Streit miteinander. Aber keiner besaß die Unterstützung, die Kühnheit oder das Glück, die Spitze zu übernehmen. So war das augenblickliche Kräfteverhältnis eine sehr empfindliche Sache.
    Das bedeutete für uns Handelsschiffer Gehirn- und Waffensperre – eine lästige Angelegenheit.
    Schon ganz am Anfang hatten die Freien Handelsschiffer entdeckt, daß sie diese beiden Sicherheiten zu ihrem eigenen Schutz auf primitiven Planeten brauchten. Gewisse technische Informationen durfte man nicht weitergeben, auch wenn die Versuchung groß war. Waffen von fremden Welten wurden nicht verkauft, und der Herstellungsvorgang durfte nicht verraten werden. Wenn wir auf einer dieser primitiven Welten landeten, mußten wir unsere Waffen bis auf den kleinen Betäubungsstrahler abgeben. Sie wurden in ein eigenes Fach gesperrt und erst wieder ausgegeben, wenn das Schiff gestartet war. Zusätzlich mußten wir eine Gehirnsperre über uns ergehen lassen, damit sich niemand unser Wissen aneignen konnte.
    Das klingt, als wären wir auf diese Weise hilflos irgendwelchen Edelleuten ausgeliefert gewesen, die in ihrem Ehrgeiz Informationen von uns erpressen wollten. Aber das Gesetz des Marktes schützte uns, solange wir innerhalb der Grenzen blieben, die die Priester am ersten Tage gezogen hatten.
    Merkwürdigerweise ist es fast überall in der Galaxis Sitte, den Markt als neutralen und unbefleckbaren Grund anzusehen. Tödliche Feinde konnten hier zusammentreffen, und keiner durfte es wagen, Hand an die Waffe zu legen. Wenn jemand ein Verbrechen beging und auf den Markt flüchtete, war er sicher vor Verfolgung, bis der Markt zu Ende ging. Es herrschten eigene Gesetze, die von einer eigenen Polizei gehütet wurden, und ein Verbrechen, das innerhalb der Marktgrenzen begangen wurde, mußte sofort geahndet werden. Auf diese Weise war der Markt auch Treffpunkt für vorsichtige Verhandlungen zwischen den Edelleuten. Man vereinbarte die Beilegung von Fehden und schloß sogar neue Bündnisse. Oder man horchte ganz einfach vorsichtig herum. Wer den Frieden des Marktes brach, wurde geächtet – eine Art Todesurteil, das auf seine Weise noch grausamer als der schnelle Tod war.
    Soviel wußten wir alle, doch wir hörten uns geduldig das Informationsband an, das uns noch einmal die Fakten übermittelte. Auf einem Freien Handelsschiff kann man es sich nicht leisten, eine Information als überflüssig abzutun.
    Dann verteilte Foss die Pflichten, die wir an Land hatten. Diese wurden von Planet zu Planet in einem gerechten Turnus gewechselt. Es blieb immer eine Wache an Bord – aber die übrigen konnten, wenn jeweils zwei zusammenblieben, auf dem Markt umherforschen. Vom Morgengong bis zum späten Nachmittag hatten wir unseren eigenen Verkaufsstand für die Eingeborenen geöffnet. Foss hatte Yiktor schon einmal besucht, als zweiter Kapitän der Kohlensack, und er sah seine Notizen von damals durch, um sein Gedächtnis
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