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Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)

Titel: Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
Autoren: Dianne Duvall
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1
    Nicht der kalte Wind war schuld daran, dass sich die Härchen in Amis Nacken aufstellten, sondern das leise, animalische Knurren, das er mit sich trug.
    Ami erstarrte mit ausgestrecktem Arm, und ihre Finger umklammerten unwillkürlich die DVD-Hülle, die sie schon halb in den Rückgabeschlitz der Videothek gesteckt hatte. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, und ihr Herz schlug schneller, während Adrenalin durch ihre Venen schoss.
    Sie wirbelte herum, um den Verursacher des Warnrufs zur Rede zu stellen, und suchte mit den Augen den Parkplatz ab, der abgesehen von ihrem glänzenden schwarzen Tesla Roadster leer war. Orangefarbene und braune Blätter tanzten über den löchrigen Asphalt, der an einigen Stellen immer noch von einem mitternächtlichen Regenschauer glitzerte. Der Whole-Foods-Supermarkt, die Videothek und die anderen Geschäfte des Einkaufszentrums waren längst geschlossen.
    Sie sah nach rechts. Die East Franklin Street lag verlassen da … alles war so, wie es sein sollte. Chapel Hill in North Carolina war eine Universitätsstadt. Es war ungefähr halb vier Uhr, Sonntagnacht (oder Montagmorgen), und die meisten Studenten und Professoren lagen friedlich schlummernd in ihren Betten, um fit zu sein für den nächsten Arbeitstag.
    Ami entspannte ihre Finger, die immer noch die DVD-Hülle umklammerten, und ließ den Film mit einem kleinen Knall auf den Berg zurückgegebener Filme und Videospiele fallen. Sie machte einen Schritt auf ihr Auto zu.
    Das Knurren erklang erneut – dieses Mal traf es sie wie ein Schlag und zerzauste ihr zusammen mit dem Nordwind die Ponyfransen. Kehlig und bedrohlich klingend, hatte dieser Laut nichts mit der Klage eines gereizten Schoßhündchens gemein, das zu lange den Elementen überlassen worden war. Kein Hund brachte solch ein Geräusch zustande. Es musste von einem größeren Tier stammen, der Stimmlage und dem Volumen nach von einem Löwen oder Tiger.
    Etwas anderes antwortete mit einem Knurren, und auch wenn die Antwort nicht so beeindruckend klang wie der erste Laut, war er dennoch beunruhigend. Dann war noch ein Knurren zu hören. Und noch eins. Und noch eins.
    Stirnrunzelnd griff Ami in ihre Jacke und zog die Neun-Millimeter-Glock heraus, die sie – Seth hatte darauf bestanden –, immer bei sich trug. Vorsichtig näherte sie sich der East Franklin Street.
    Die Tierlaute kamen definitiv aus nördlicher Richtung. Nicht von den abgedunkelten Geschäften auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sondern von dem Fahrradweg rechts davon, der sich zu ihrer Linken zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Das Knurren vibrierte inzwischen derart vor Aggression und Wut, dass man hätte meinen können, Zeuge eines Kampfs zwischen einem Löwen und einem Wolfsrudel zu werden.
    Als sie das Ende des Parkplatzes erreichte, wurden die Knurrlaute von seltsamen Boing -, Pling - und Klonk -Geräuschen untermalt.
    Ami sprintete über die Straße und rannte den Fahrradweg entlang. Zu ihrer Rechten ragten hochgewachsene Bäume wie Felsnadeln auf. Links von ihr gab es eine kleine Wiese mit einem Funkturm, doch das Gras ging schnell in Wald über. Als sie die Bäume erreichte, verlangsamte Ami ihre Schritte und tauchte in die Schatten ein. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. In der Nähe hörte sie das Plätschern eines in der Dunkelheit unsichtbaren Bachs.
    Nachdem sie etwa fünfzehn Meter gegangen war, verließ sie den Pfad und schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, wobei sie sich den Weg durch Unterholz bahnen musste. Zum Glück hatte es geregnet. Die Herbstblätter, die den Boden bedeckten, waren noch feucht und dämpften ihre Schritte.
    Über ihr in der Luft flimmerten kleine Lichter, die sie an Glühwürmchen erinnerten. Bernsteinfarben. Grün. Blau. Silbern. Manche allein. Manche in Paaren. Sie flirrten und verschoben sich permanent, als wären sie unablässig in Bewegung.
    Ami schluckte und fragte sich, ob sie den Verstand verloren hatte, als sich die Bäume plötzlich lichteten. Sie blieb stehen, die dichten Blätter verbargen sie vor neugierigen Blicken.
    Vor ihr im Wald lag eine kleine Wiese, die die Bezeichnung Lichtung kaum verdiente, da sie kaum größer war als eine Autogarage. In der Mitte der kleinen Lichtung spielte sich eine Szene ab, die so unglaublich war, dass die meisten Menschen ihren Augen nicht getraut hätten.
    Die flirrenden Lichter, die ihr zuvor im Wald aufgefallen waren, blitzten immer nur kurz in ihrem Gesichtsfeld auf, weil sich die
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