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Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Autoren: Virginia Fox
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Kapitel 1
    23. November
2012
    Völlig außer
Atem rannte Miri die Treppe zu ihrer Wohnung hoch, immer zwei Stufen auf einmal
nehmend. Mit zitternden Händen schloss sie die Wohnungstür auf. Sie stieß die
Tür auf und stolperte prompt über Chili, ihren rotgetigerten Maine-Coon-Kater,
der offensichtlich schon auf sie gewartet hatte.
    „Himmel,
nicht jetzt, Chili! Ich habe jetzt keine Zeit für dich!“
    Beleidigt
drehte sich der Kater um und stolzierte hoch erhobenen Schwanzes davon.
Natürlich nicht ohne ihr vorher noch einen missbilligenden Blick zuzuwerfen.
Dann eben nicht, dachte er verstimmt. Wenn sie die Neuigkeiten, die er hatte,
nicht hören wollte, war sie selber schuld. Sollte sie doch den Besuch selber
entdecken.
    Von
all dem bekam Miri gar nichts mit. Ausnahmsweise war sie völlig mit sich selbst
beschäftigt. Hektisch wühlte sie in der Plastiktüte des Drogeriemarktes, die
sie vorhin bei ihrem Zusammenstoß mit Chili fallen gelassen hatte. Wo war jetzt
dieses blöde Teil? In dem Moment klingelte auch noch ihr Handy. Sie warf einen
kurzen Blick darauf. Natürlich. Ihr Onkel. Sie stellte das Telefon auf lautlos.
Offenbar hatte er bemerkt, dass sie nicht an ihrem üblichen Platz im Lager der
Buchhandlung war. Ohne sich abzumelden, war sie vorhin einfach abgehauen. Aber
das, was sie gerade vorhatte, konnte sie unmöglich auf der Toilette der
Buchhandlung durchführen. Da, jetzt hatte sie es gefunden. Sie schnappte sich
die in Zellophan eingeschweißte Packung und verschwand im Badezimmer.
    „Wer
erfindet nur immer diese blöden Verpackungsmethoden“, schimpfte sie vor sich
hin, während sie mit dem Plastik kämpfte.
    Endlich
hatte sie es geschafft. Rasch überflog sie die Packungsbeilage und folgte den
Anweisungen. So, jetzt hieß es warten. Die erforderlichen fünf Minuten
Wartezeit dehnten sich bereits nach den ersten Sekunden zur Unendlichkeit.
Genervt verließ sie das Badezimmer und begann planlos ihr Wohnzimmer
aufzuräumen. Oder besser gesagt, Dinge von A nach B zu räumen und wieder
zurück. Als ihr bewusst wurde, was sie da machte, stoppte sie. Das hatte
wirklich keinen Zweck. Hoffnungsvoll warf sie einen Blick auf die Uhr, die auf
dem Wohnzimmertisch stand. Immer noch zwei Minuten. Vielleicht sollte sie Kaja
anrufen? Sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Sie wollte nicht mit jemandem
ins Gespräch vertieft sein, wenn sie das Ergebnis ablas. Also stellte sie das
Radio an, war aber innerhalb kürzester Zeit von Fergies Stimme total genervt,
obwohl sie das Lied, das gerade gespielt wurde, eigentlich mochte und schaltete
wieder aus. In einem letzten Versuch, sich abzulenken, stellte sie sich ans
Fenster und schaute hinunter auf die Straße, die vier Stockwerke tiefer lag.
Während sich ihr Leben in den nächsten zwei Minuten vielleicht unwiderruflich
verändern würde, ginge das Leben der Fußgänger, Fahrradfahrer und Automobilsten
unter ihr seinen normalen Gang.
    Das
Vibrieren ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Die fünf Minuten waren um.
Jetzt, wo die Zeit abgelaufen war, hatte sie es plötzlich nicht mehr so eilig,
ins Badezimmer zu kommen.
    „Reiß
dich zusammen“, schalt sie sich selber.
    So
zu zaudern sah ihr gar nicht ähnlich. Sie gab sich einen Ruck und marschierte
entschlossen in ihr kleines Badezimmer. Vorsichtig, als wäre das, was auf dem
Waschbeckenrand lag, bissig, näherte sie sich dem Waschbecken und hob das
Plastikstäbchen auf. Nur um es gleich wieder hinzulegen und hektisch noch
einmal die Packungsbeilage zu lesen. Ein sichtbarer Strich: negativ, zwei
Striche: positiv.
    Negativ,
positiv, das hängt wohl vom Auge des Betrachters ab, dachte sie mürrisch.
    Sie
schielte auf den Teststreifen im Waschbecken. Dann nahm sie ihren ganzen Mut
zusammen und las das Ergebnis ab. Zwei Striche. Wie vom Donner gerührt stand
sie da. Schweiß brach ihr aus allen Poren und ihre Augen füllten sich mit
Tränen. Schwer ließ sie sich an die Wand hinter ihrem Rücken fallen und
rutschte langsam daran hinunter, bis sie am Boden saß. Warum, warum musste ihr
das passieren? Schwanger. Leise weinte sie vor sich hin, während sie im Inneren
einen einseitigen Dialog mit sich führte. Wie konnte denn das überhaupt
passieren? Sie war doch immer so vorsichtig gewesen. Und ausgerechnet jetzt, wo
sie sich gelobt hatte, mit dieser sinnlosen Männerjagd aufzuhören und ihr Leben
in den Griff zu kriegen! Blind starrte sie ihr Badezimmerkästchen an. Wer war
denn überhaupt der Vater? Immerhin hatte
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