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Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Titel: Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Autoren: Angelika Friedemann
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    Das Schrillen des Telefons drang in seinen traumlosen Schlaf. Halb wach tastete er nach der Störquelle, meldete sich, hörte zu und wurde nun vollends aufgeweckt.
„Zwanzig Minuten“, antwortete er, während sein Blick auf die Uhr fiel, zehn Minuten nach vier.
Noch ehe er das Telefon weglegte, stand er. Schnell eilte er in das Bad, duschte, putzte Zähne, rasieren sparte er, kämmte kurz durch seine dunkelbraunen Haare, schlüpfte in die Kleidung, steckte seine Pistole hinten in den Bund seiner Jeans. Schlüssel und Handy wurden in der Hosentasche verstaut. Während er zum Aufzug lief, wartete, suchte er in der Jackentasche seines grauen Lederblousons nach dem Autoschlüssel.
Die Straßen der Hansestadt Hamburg waren leer, so kam er zügig vorwärts. Selbst auf der Reeperbahn schien alles zu schlafen, wie er im vorbeifahren bemerkte. Nur zwei Mädchen standen, eine Zigaretten rauchend vor einer der Bars. Aber wahrscheinlich lag das an dem Wetter. Es goss in Strömen und die Scheibenwischer bewegten sich schnell, damit er etwas sah. Auf dem dunklen, nassen Asphalt spiegelten sich die Lichter der Straßenlampen, schillerten Neonreklamen, Scheinwerfer zogen eine Spur. Pfützen säumten den Straßenrand.
Aus dem Radio erklang Musik von Peter Gabriel. Schnell drehte er lauter. Biko gehörte zu seinen Lieblingsliedern, obwohl er fast alle von dem Sänger mit der etwas anderen Stimme mochte. Jäh wurde das Lied unterbrochen und die Moderatorin meldete einen Geisterfahrer auf der A7. Unbewusst schüttelte er den Kopf. Er würde wohl nie verstehen, wie man falsch auf eine Autobahn fahren konnte. Entweder waren die Leute blind, betrunken oder Selbstmörder, aber dann sollten sie gefälligst von einer Brücke springen und nicht andere Menschen gefährden. Das Lied erklang weiter. Er bog rechts in eine kleinere Straße ab. Nur wenige Laternen erhellte den Asphalt, die grauen, tristen Häuser, rechts und links die parkenden Autos. Abermals bog er ab, fuhr an einer schmalen Grünanlage vorbei.
Wenige Minuten später hielt er vor dem Wohnhaus, wo bereits Polizei- autos, Krankenwagen standen. Er nickte einem der uniformierten Beamten zu und eilte in das zweite Stockwerk, grüßte, drängelte sich durch die Menschen: Hausbewohner, Polizisten, Mitarbeiter der Spurensicherung mit Koffern.
„Schicken Sie bitte diese Neugierigen weg. Aber nehmen Sie von allen die Personalien auf“, wandte er sich an einen Polizisten.
„Moin! Lisa, was haben wir?“, sprach er die Frau an, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
„Irene Clement, Prostituierte, erwürgt mit einem Büstenhalter.“
Er hockte sich neben der Leiche nieder, schaute diese sorgfältige an. Die junge Frau war nur mit einem rot-schwarzen winzigen Slip bekleidet, der Büstenhalter dazu war um ihren Hals geschlungen. Unter ihr lag ein dicker, dunkelblauer Bademantel. Auf dem Oberkörper war ein Zeichen geritzt, dass er nicht erkennen konnte, da alles blutverschmiert war. Die Arme leicht angewinkelt, die Hände auf dem Bauch übereinander gelegt, als wenn sie beten würde.
Daniel Briester, der Leiter der Mordkommission, wie es im allgemein gängigen Wortschatz hieß, sah das Gesicht der Frau an. Sie musste hübsch gewesen sein, sehr hübsch. Lange schwarze Haare, voller Mund, nun allerdings mit blassen Lippen, verzehrt wirkten die Gesichtszüge. Die Lider waren geschlossen, daher konnte er die Augenfarbe nicht sehen, nur sehr wenig Schminke fiel ihm auf.
„Scheun’n Schiet!“
Er wechselte einen kurzen Blick mit dem Gerichtsmediziner, Doktor Samuel Richter. „Sie wurde erdrosselt, nicht erwürgt, sonst sind keine weiteren Spuren sichtbar. Nichts, dass auf einen Kampf hindeutet oder dass sie sich gewehrt hätte.“
„SM?“
„Sieht nicht in diese Richtung aus, aber weiß man es? Nur warum nicht auf dem Bett?“
„Wann?“
„Drei bis fünf Stunden.“
Er erhob sich, taxierte die Frau. Sehr gute Figur, lange schlanke Beine. Ein Fuß steckte noch in einem hochhackigen schwarzen Lederpumps, während er an dem anderen hellrot lackierte Fußnägel erblickte. Der fehlende Schuh lag entfernt. Ja, sehr hübsch, dachte er. Er hatte einen Blick für schöne Frauen, noch dazu für dunkelhaarige. Ihm fielen die drei Ringe auf.
„Samuel, ist der Schmuck echt?“
„Sieht so aus. Schätze bestimmt sechstausend. Eine Schande so eine Frau zu töten. Sie war eine Schönheit. Daniel, etwas Besonderes ist die Karte. Deswegen habe ich dich rufen lassen.“
Er ergriff die Plastikhülle,
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