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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
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Hüfte höllisch weh. Aber sein Gesicht sah aus wie in Granit gemeißelt und seine Augen waren so scharf, dass es schon fast unheimlich war.
    Henry hatte heute Morgen schon genug geredet. »Ich würd gern anfangen«, sagte er. »Wo ich so spät dran bin.«
    »Ist mir recht«, sagte Fogarty. »Ich komm gar nicht mehr rein in den Schuppen. Schmeiß den Müll weg und räum den Rest auf. Aber rühr mir den Rasenmäher nicht an.«
    Mr Fogartys Garten bestand aus wenig mehr als einer staubig wirkenden Rasenfläche mit einem schlappen Strauch Sommerflieder, das Ganze war von einer hohen Steinmauer umgeben. Der Schuppen war ein windschiefes Holzteil, das schon bessere Tage gesehen hatte. Der alte Knabe hatte drei leere Mülltonnen nach draußen geschoben. Er schien damit zu rechnen, dass Henry haufenweise Krempel aussortierte.
    Henry drückte den Rücken durch. Ihm stand harte, schmutzige Arbeit bevor, aber das machte ihm nichts aus. Harte, schmutzige Arbeit würde seine Gedanken eine Weile beschäftigt halten. Als er den Riegel der Schuppentür zur Seite schob, löste sich ein kleiner brauner Schmetterling von dem Sommerflieder und flatterte kurz auf den Sims des kleinen Fensters, dann fiel er zu Boden. Mr Fogartys fetter Kater Hodge erschien aus dem Nichts und holte ihn sich.
    »Hey, lass das, Hodge!«, rief Henry. »Du sollst keine Schmetterlinge fressen!« Er mochte Katzen, sogar Hodge, aber er konnte es nicht leiden, wenn sie Vögel oder schöne Insekten totmachten. Das Schlimme war, wenn sie einen Schmetterling oder so erst mal erwischt hatten, konnte man ihnen den meistens nicht mehr wegnehmen, ohne ihn selbst totzumachen. »Hodge, lass den sofort fallen!«, rief er nachdrücklich, aber mit wenig Hoffnung.
    Dann sah er, dass das, was da in Hodges Maul zappelte, gar kein Schmetterling war.
     

Drei
     
    S ein Halekmesser ging Pyrgus Malvae über alles. Seit dem Zerwürfnis mit seinem Vater musste er sich jede kleine Summe selbst verdienen und die Kristallklinge hatte ihn den Lohn von sechs Monaten gekostet.
    An diesem sündhaft teuren Preis waren die Halek schuld. Sie lehnten es ab, mehr als zehn Messer pro Jahr herzustellen, und acht davon dienten als Ersatz für alte Klingen, die zerbrochen oder unbenutzbar geworden waren. Die neuen Klingen wurden in der Heimat der Halek aus dem Bergkristall kahler Felsnadeln geschnitten und dann zu blauem, durchscheinendem Glanz poliert. Auf jeder Seite wurden Blutrinnen hineingeschliffen und die Klinge wurde in einen Griff mit Einlegearbeiten gesenkt. Dann wurde das Messer von einem Halekzauberer aufgeladen und geweiht.
    Das Ergebnis war eine Waffe, die garantiert tötete.
    So etwas wie eine leichte Verletzung gab es bei einer Halekklinge nicht. Sobald sie in einen lebendigen Körper sank – und sie durchstieß jede bekannte Haut, Panzerung oder Rüstung –, schossen grimmige Kräfte durch das Opfer und brachten sein Herz zum Stillstand. Es gab nichts, was ein Halekmesser nicht töten würde, ganz gleich ob Mensch oder Tier. Aber manchmal zerbrach die Klinge auch. Wenn das geschah, flossen die Kräfte zurück und töteten den Träger der Waffe. Darum wurden Halekmesser eher zur Abschreckung eingesetzt als im Kampf, aber in schlimmen Zeiten beruhigte ihr Besitz ungemein.
    Pyrgus’ Hand schloss sich fester um den Griff. Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Jemand, der ihm übel wollte.
    Das Gefühl schien hier kaum angemessen. Pyrgus befand sich auf der Loman Bridge, dem gewaltigen, ächzenden Bauwerk mit uralten Läden und Häusern, das sich im Norden von Highgrove über den Fluss spannte. Die Brücke war zu jeder Tages- und Nachtzeit gerammelt voll. Sie zog Bauerntölpel an wie ein Magnet. Mit offenem Mund spazierten sie an den Läden und Häusern vorbei und ließen sich von Huren und Räubern, Beutelschneidern und Taschendieben, Neppern, Schleppern, Bauernfängern, Hütchenspielern und sonstigem zwielichtigem Gesindel ausnehmen, von den Scharen gieriger Händler ganz zu schweigen, die die Schlimmsten von allen waren. Güter jeder Art waren hier zu bekommen, aber man musste erst einmal zu feilschen lernen – und einen Blick für Plunder entwickeln. Die Kaufleute standen den Dieben in nichts nach, wenn es darum ging, jemandem das Gold aus der Tasche zu ziehen.
    »Vorsicht!«, schallte es von oben herab. Pyrgus trat flink zur Seite und entging dem verklumpten Inhalt eines Nachttopfs, der hoch oben aus dem Fenster geleert wurde. Die Bewegung führte ihn unter die
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