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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
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Gefahr vermindern, eine Mine auszulösen.
    Er sah sich um. Er war schätzungsweise dreißig Fuß von der nächsten Tür entfernt. Wenn er mit jedem Satz sechs Fuß überwand, dann würde er insgesamt nur auf fünf Kopfsteine treten. Wie viele Kopfsteine waren vermint? Das konnte er natürlich nicht wissen, aber Chalkhill und Brimstone hatten wohl kaum in jedem fünften Stein eine Sprengladung versteckt.
    Oder doch?
    Nein, natürlich nicht. Wenn er insgesamt nur fünf Kopfsteine berührte, hatte er eine Chance – eine sehr gute Chance, eine sehr, sehr gute Chance –, heil bei der Tür anzukommen. Die Ratte musste mindestens zehn Steine überquert haben, bevor sie in die Luft gesprengt worden war. Und selbst so war sie nicht gerade eine Ratte mit Glück gewesen. Eine Ratte hätte mit viel Glück fünfzehn, zwanzig, vielleicht sogar dreißig Kopfsteine sicher überquert. Pyrgus musste sich fragen: War er eine Ratte mit Glück? Und würde die Tür, zu der er laufen wollte, verschlossen sein?
    Das Sprechhorn plärrte los und hörte gar nicht mehr auf zu plärren. Das war genau der richtige Moment, um loszulegen – der Lärm würde jedes andere Geräusch übertönen. Pyrgus machte einen Satz.
    Die Welt verfiel in Zeitlupe und er sah mit gebanntem Entsetzen zu, wie sein vorderer Fuß sich einem Kopfstein näherte, den Kopfstein erst leicht berührte und dann hart auf ihn niederging. Pyrgus verzog das Gesicht, aber der Kopfstein explodierte nicht.
    Dann sprang er weiter und sah schreckerfüllt mit an, wie sein Fuß mit voller Wucht auf einem zweiten Kopfstein landete… der auch nicht explodierte. Mitten in seinem dritten Sprung sah er, dass der Kopfstein, auf den er zuflog, eine andere Farbe hatte, und kniff prompt die Augen zu. Er landete, stolperte, trat auf drei weitere Pflastersteine – drei! – und schaffte es irgendwie doch noch zu springen.
    Dann hörte die Zeitlupe auf, alles verschwamm zu einem Wirbel und Sekunden später stand er in dem Hauseingang. Der Wachmann ging zum Tor, erstaunlicherweise ohne sich auch nur einen Deut darum zu scheren, auf welche Kopfsteine er trat, und auf einmal schwieg das Sprechhorn und Pyrgus konnte ihn leise meckern hören.
    Er drückte gegen die Tür. Sie ging auf.
     
    Er befand sich in einem leeren, weiß getünchten Flur. An der rechten Wand waren Türen und hinter der ersten, die er versuchte, lachte ihm das Glück. Er fand sich vor einem Kleiderschrank wieder, in dem lauter weiße Kittel hingen, wie sie an die Leimfabrikarbeiter ausgegeben wurden. Ihm fiel auf, dass die Kittel mit Namensschildern versehen waren, und da begriff er, warum der Wachmann mitten durch das Minenfeld hatte spazieren können: die Namensschilder mussten die Minen am Explodieren hindern. So ergab es Sinn – irgendetwas musste schließlich dafür sorgen, dass die Fabrikarbeiter nicht ums Leben kamen. Er schnappte sich einen Kittel und schlüpfte hinein.
    Pyrgus schloss die Schranktür und nahm sich ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Namensschild hin oder her, er würde den Weg, auf dem er gekommen war, nicht wieder zurückgehen. Er würde einen anderen Weg nach draußen finden müssen.
    Doch während er ihn suchte, stolperte er über das Geheimnis von Chalkhill & Brimstone’s Wunderleim.
     
    Mit seinem weißen Kittel und seinem Namensschild, so stellte Pyrgus fest, konnte er sich in der Fabrik frei bewegen, ohne dass irgendjemand auch nur das geringste Interesse an ihm zeigte. Dabei achtete er darauf, allein zu bleiben und nichts zu tun, das Verdacht erregen mochte. Meist ging er nur herum und gab sich zielstrebig, als wüsste er genau, was er tat und wohin er unterwegs war. Das Problem war nur, dass er in Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung hatte und sich, anstatt einen Ausgang zu entdecken, immer tiefer in das Labyrinth der Fabrikgebäude begab.
    Auf die Art stolperte er schließlich in etwas hinein, das die Produktionsanlage sein musste.
    Die Hitze war entsetzlich, der Gestank abscheulich – da drehte sich einem ja der Magen um. Aber er bekam sich in den Griff und sah sich um.
    Überall standen Bottiche mit einer übel riechenden Flüssigkeit, aus der Blasen aufstiegen. Darüber bogen sich verkrustete Rohre. Schwere Maschinen trieben Pumpen an, die Mühe hatten, die zähen Substanzen zu einem riesenhaften Becken zu befördern, das in einen gigantischen offenen Ofen am Südende der Halle gesetzt war. In dem Becken kochte und wallte eine gruselige gelbgrüne Masse. Die Halle wimmelte von
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