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GK0098 - Bruderschaft des Satans

GK0098 - Bruderschaft des Satans

Titel: GK0098 - Bruderschaft des Satans
Autoren: Jason Dark
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Zuerst war es nur ein Raunen, leise – wie das Säuseln des Windes. Doch das Raunen verdichtete sich, wurde lauter, intensiver und schwebte, wie von unsichtbaren Flügeln getragen, durch das weite Tal.
    Roger Moulin zitterte. Er ballte die Hände zu Fäusten und preßte sie gegen seine Ohren.
    Nein, er durfte nicht auf das ferne Singen hören. Er mußte weg.
    Weg von hier.
    Roger Moulin machte auf dem Absatz kehrt und rannte ins Haus. Er knallte die Tür zu und verriegelte sie.
    Mit dem Rücken lehnte er sich gegen das Holz. Sein Körper war mit Schweiß bedeckt. Seine Zähne klapperten vor Angst.
    Die Teufelsmönche! Jahrelang war es still um sie gewesen, waren sie eingeschlossen in dem Kloster der Finsternis.
    Alte Legenden kamen Moulin in den Sinn. Legenden, die ihm sein Vater erzählt hatte.
    Die Teufelsmönche! Wer sie sah, war verloren. Endgültig.
    Moulin stöhnte auf. Er wußte, was dieses Singen zu bedeuten hatte. Sie kamen, um jemanden zu holen.
    Vielleicht ihn? Es hieß, wer den Gesang zuerst vernahm, war dem Tod geweiht. Und er hatte ihn vernommen.
    Roger Moulin löste sich von der Tür, taumelte in die Wohnstube.
    Die Karaffe mit dem dunkelroten Wein stand auf dem Tisch.
    Daneben ein mundgeblasenes Kristallglas.
    Moulins Finger umschlossen den Griff der Karaffe. In einem breiten Strom ergoß sich der Wein in das Glas. Ein Teil der Flüssigkeit benetzte die weiße Tischdecke.
    Moulin stützte sich mit der linken Hand auf den Tisch.
    Plötzlich verschwamm alles vor seinen Augen. Er hatte Mühe, das Glas zu fassen.
    Sollte das schon der Anfang vom Ende sein? Das Schwindelgefühl, das…
    Moulin dachte nicht weiter. Er setzte das Glas an die Lippen und kippte den Wein mit einem Zug hinunter.
    Im gleichen Moment brüllte er auf. Er öffnete den Mund und spie den Rest des Weines wieder aus.
    Jetzt erst wurde ihm bewußt, daß sich die Flüssigkeit verändert hatte, daß sie dicker geworden war und süßlich schmeckte.
    Süß wie…
    Moulin wagte nicht einmal an das Wort zu denken.
    Und doch war es eine Tatsache.
    Roger Moulin hatte Blut getrunken!
    ***
    In diesen schrecklichen Augenblicken wurde dem Mann klar, daß die Teufelsmönche ihn als Opfer ausgesucht hatten. Diese Verwandlung, Wein in Blut, das konnten nur die getan haben, die mit dem Satan im Bunde standen.
    Angeekelt wandte sich Moulin ab. Er konnte das Blut nicht mehr sehen. Alles war zu grauenhaft, zu unwahrscheinlich.
    Roger Moulin hustete erstickt. Die Lunge, sie spielte auch nicht mehr so richtig mit. Seit seine Frau gestorben war, lebte er allein in diesem Haus. Allein mit seinen Erinnerungen.
    Und trotzdem hing Roger Moulin an seinem Leben. Wie jeder andere Mensch auch. Er wollte noch nicht sterben, versuchte mit aller Macht, gegen das Schicksal und die Teufelsmönche anzugehen.
    Flucht! Das war sein einziger Gedanke. Wenn es ihm gelang, von hier wegzukommen, dann war alles in Ordnung. Aber er mußte es schaffen, noch bevor die Mönche an seinem Haus waren.
    Moulin rannte in die Küche, riß die oberste Schranktür auf. In einem Holzkasten befand sich etwas Geld. Tausend Franc. Die mußten reichen. Moulin warf sich noch seine alte Jacke über und steckte das Sparbuch ein. Dann löschte er das Licht.
    Im Dunkeln ging er auf die Haustür zu. Sein eigener Atem klang überlaut durch die Stille.
    Moulin packte den Riegel, wollte ihn zurückziehen.
    Der Riegel bewegte sich nicht von der Stelle!
    Roger Moulin erstarrte.
    Noch einmal versuchte er es. Wieder ohne Erfolg.
    »Nein«, ächzte er, »das ist unmöglich, das ist…«
    In wilder Panik trommelte er gegen die Tür. Dumpf hallten die Schläge hinaus in die Nacht.
    Doch niemand hörte den verzweifelten Mann.
    Das Haus, einsam am Ortsende gelegen, war von den Teufelsmönchen mit einem Bann belegt worden, den nur sie lösen konnten.
    Doch noch gab Moulin nicht auf. Noch war sein Widerstandswille vorhanden.
    Die Fenster! Sie waren seine letzte Rettung.
    Der Mann taumelte zurück in die Wohnstube, stieß sich an der Kante eines Schrankes, achtete jedoch nicht weiter darauf.
    Dann stand er vor dem Fenster.
    In der Scheibe spiegelte sich das Mondlicht.
    Aus brennenden Augen starrte Moulin nach draußen. Er sah die Büsche, die Bäume mit den Zweigen, die sich im Nachtwind wiegten.
    Moulin hob den Arm. Um die Hand hatte er sich ein Taschentuch gewickelt.
    Er würde die Scheibe einschlagen, denn das Fenster war wie die Tür ebenfalls verriegelt.
    Der magische Zauber der Teufelsmönche hatte auch hier
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