Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
konnte, was natürlich auch bedeutete, dass sie sein Klopfen hören konnten. Sie beschleunigten ihre Schritte. Pyrgus trat kräftig gegen die Tür. Als sie nicht splitternd nachgab, wirbelte er herum und machte, dass er wegkam.
    »Da ist er!«, rief einer der Hünen. Alle vier fingen schwerfällig zu laufen an.
    Pyrgus war schnell, aber das hieß nur, dass er schneller in der Falle saß. Seit Chalkhill und Brimstone ihre stinkende Fabrik errichtet hatten, endete die Seething Lane vor hohen Metalltoren, die großzügig mit grimmigen Warnhinweisen vor Wachen und tödlichen Kräften bestückt waren. Pyrgus hatte keine Ahnung, wieso man für eine läppische Leimfabrik solche Sicherheitsmaßnahmen brauchte, aber Chalkhill und Brimstone gehörten zu den Elfen der Nacht, einem für sein Misstrauen berüchtigten Schlag. Davon abgesehen, machten sie viel Wind um den geheimen Herstellungsprozess ihres Leims. Pyrgus packte die Torflügel und stellte fest, dass sie verschlossen waren. Hinter ihm wurden die Schritte rasch lauter.
    Über dem Schloss war ein Sprechhorn am Tor befestigt, aber Pyrgus lag nichts an einer langwierigen Plauderei mit irgendeiner Leimhauswache. Ohne auch nur nach hinten zu sehen, sprang er an dem Tor hoch. Das Kampfhemd und die weiten Hosen, die er unter seinem Wams trug, ließen ihn im Hinaufklettern wie ein großes, grünes Insekt aussehen.
     
    Trotz der grimmigen Warnschilder befand sich auf der anderen Seite des Tores nichts als die weite Fläche eines gepflasterten Hofes, der von Fabrikgebäuden umgeben war. Obwohl die Anlage neu und erst vor ein, zwei Monaten eingeweiht worden war, brachte sie es fertig, alt auszusehen. Ruß klebte an jeder Oberfläche. Hinter den Bürogebäuden waren die gedrungenen Schornsteine der Leimöfen zu sehen, die stinkenden schwarzen Rauch ausstießen. Chalkhill & Brimstone’s Wunderleim klebte wirklich alles.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Häscher das Tor erreicht hatten. Er glaubte nicht, dass sie hinüberklettern würden, aber vielleicht bestachen sie eine Wache, damit diese sie einließ. Auf jeden Fall durfte er keine Zeit verlieren. Er wollte gerade mitten über den Hof stürmen, da schoss eine fette Ratte aus einem der Gebäude hervor. Sie war keine sechs Fuß weit gekommen, da explodierte ein Kopfstein.
    Pyrgus erstarrte, als Steinsplitter und Rattenfetzen auf ihn herunterregneten. Chalkhill und Brimstone hatten Minen um ihre Fabrik herum gelegt? Ihn überlief ein Schaudern. Über ebendiese Kopfsteine hatte er gerade laufen wollen.
    Was versuchten Chalkhill und Brimstone zu verbergen? Ein Minenfeld überstieg das übliche Misstrauen der Nachtelfen und war weit mehr als alles, was man zum Schutze eines Leimrezepts tun würde. Was spielte sich in dieser Fabrik bloß ab?
    Eine uniformierte Wache trat aus einer Tür und machte sich die Hosen zu. Pyrgus stand schutzlos da und wagte nicht, sich zu bewegen, aber der Mann sah zu dem Krater, den die Mine im Hof hinterlassen hatte. Trotzdem war es nur eine Frage von Sekunden, bis er in Pyrgus’ Richtung schauen würde. Wohin? Was tun? Mit Hairstreaks Männern im Nacken, die in der Seething Lane auf ihn warteten, konnte er wohl kaum zurück über das Tor klettern. Aber wenn er versuchte, dieses Kopfsteinpflaster zu überqueren, riskierte er, sich in rattengroße Stückchen zu sprengen.
    Auf einmal plärrte das Sprechhorn am Tor los.
    »Komme«, rief der Wachmann mürrisch, drehte sich aber nicht um. Er erreichte den Krater und starrte hinein, als hoffte er, einen Hinweis darauf zu finden, was die Zündung ausgelöst hatte. Er bewegte sich ohne große Eile.
    Pyrgus konnte unmöglich stehen bleiben, wo er war. Sobald der Wachmann sich umdrehte, war er entdeckt. Er wusste nicht recht, was schlimmer war: der Zorn von Chalkhill und Brimstone, wenn sie erfuhren, dass jemand unbefugt ihre Fabrik betreten hatte, oder Hairstreaks Männer, die harte Gerechtigkeit für den entwendeten Phönix walten lassen würden.
    Das Sprechhorn ertönte erneut, lauter diesmal. »Ja doch! Ich komm ja schon!«, rief die Wache ungeduldig.
    Pyrgus beschlich ein erschreckender Gedanke. Nicht jeder Kopfstein war eine Mine. Die Ratte war mindestens anderthalb Meter gerannt, bevor sie in die Luft gejagt worden war. Wenn er ebenfalls rannte, konnte er es schaffen.
    Oder auch nicht.
    Und noch ein Gedanke kam Pyrgus. Wenn er nun nicht rannte? Wenn er hüpfte wie ein Känguru? Auf diese Weise würde er nicht so viele Kopfsteine berühren und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher