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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
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Plane eines Apothekerkarrens, und das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde stärker. Pyrgus sah sich wachsam um. Er war von tausend Gesichtern umgeben, die meisten davon ungewaschen und keines bekannt.
    »Ein kleines Chaoshorn?«, flüsterte der Standinhaber.
    Pyrgus sah ihn so grimmig an, dass er einen Schritt zurücktrat. »Verzeiiihung«, sagte der Apotheker. »Entschuldige, dass ich atme.« Dann packte ihn wieder die Gier und er machte ein freundliches Gesicht. »Etwas anderes vielleicht? Zum Herbeilocken von Gold? Oder wie wär’s mit einem purpurroten Homunkulus?«
    Pyrgus ließ ihn stehen und trat zurück in die wogende Menge. Seine Instinkte brüllten inzwischen und er vertraute ihnen. Er beschleunigte seine Schritte und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg. Ein stämmiger Mann mit rasiertem Schädel fluchte und versuchte ihn beim Wams zu packen, aber Pyrgus war schneller. Er schob und stieß und drängelte, ohne sich um das Protestgeschrei zu scheren, dann hatte er die andere Seite der Brücke erreicht und den Fluss hinter sich gelassen. Hier waren weniger Leute, aber er fühlte sich immer noch beobachtet. Er schlug die Richtung nach Cheapside ein. Seine Nackenhaare stellten sich auf, während er darauf wartete, dass sich eine Hand auf seine Schulter legte.
    Er wusste natürlich, worum es ging. Er war dabei erwischt worden, wie er Lord Hairstreaks Herrenhaus zu unziemlicher Stunde verlassen hatte. Nun ja, erwischt eigentlich nicht, aber gesehen jedenfalls. Die Tatsache, dass er es durch ein Fenster im oberen Stockwerk verlassen hatte, hatte die Wachen misstrauisch werden lassen. Vielleicht hatte es aber auch daran gelegen, dass er Lord Hairstreaks goldenen Phönix bei sich gehabt hatte. Hairstreak war keiner, der so etwas durchgehen ließ. Er war auch keiner, der deshalb vor Gericht ging. Wenn seine Männer Pyrgus jetzt einholten, dann würde er für den Phönix mit gebrochenen Knochen und mit Blut bezahlen.
    Pyrgus wusste nicht recht, ob er im Gewühl oder allein sicherer war. Das Problem an vollen Straßen war, dass sich Freund und Feind nicht unterscheiden ließen. Erst wenn es zu spät war. Und Hairstreaks Männer konnten ihn zu Brei schlagen und liegen lassen, bevor irgendjemand den Mut aufbrachte, dazwischenzugehen. Cheapside wimmelte von Leuten – in diesem Viertel fand sich ein Gewirr von Bordellen und Bühnen, das die Edelsten und die Gemeinsten der Stadt anzog –, und sein Instinkt sagte ihm, dass er sich besser irgendwo aufhielt, wo man etwaige Angreifer kommen sah. Er bewegte sich wie ein Krebs in die Seething Lane, die wegen der Siedegerüche leer war wie fast immer. Er eilte die schmale Gasse hinunter, dann trat er rasch in den Schutz eines Hauseingangs und wartete ab.
    Oben an der Ecke war das Gewühl in Cheapside zu sehen. Niemand war ihm gefolgt und er begann sich gerade zu entspannen, da tauchte ein breiter Umriss aus der Menge auf. Der Mann war ein Riese, aber die drei, die sich ihm anschlossen, waren noch viel größer. Gemeinsam kamen sie die Gasse hinuntergeschlendert.
    Es bestand die Chance, dass sie nicht nach ihm suchten, aber darauf wollte Pyrgus nicht sein Leben verwetten. Er fragte sich allmählich, ob die Seething Lane wirklich so eine gute Idee gewesen war. An den vier Männern schaffte er es unmöglich wieder vorbei nach Cheapside. Aber wenn er sich nach Süden absetzte, kam er nicht weit. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte die Seething Lane hinaus in die Wildmoor Broads geführt, aber seit Chalkhill und Brimstone ihre neue Leimfabrik errichtet hatten, war dort kein Durchkommen mehr.
    Ihm kam ein Gedanke. In allen richtig guten Abenteuergeschichten drückte der in einem Hauseingang festsitzende Held immer gegen die Tür und stellte fest, dass sie offen war. Dann ging er hinein, umgarnte die schöne junge Tochter des Hauses und überredete sie, ihn zu verstecken, bis die Gefahr vorüber war. Vielleicht lohnte es sich, das einmal zu versuchen. Er drückte gegen die Tür und stellte fest, dass sie verschlossen war.
    Schulter an Schulter füllten die vier Männer die gesamte Straßenbreite aus. Ihre Bewegungen wirkten lässig, aber sie überprüften sorgsam jeden Hauseingang, an dem sie vorbeikamen. Wenige Minuten noch und sie waren bei seinem angelangt. Pyrgus klopfte leise und betete im Stillen, dass die schöne junge Tochter des Hauses gute Ohren hatte. Einen Moment später klopfte er noch einmal, lauter. Die vier Männer waren nun so nahe, dass er sie atmen hören
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