Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
Vom Netzwerk:
gelassen zum Aussteigen?«
    Henry öffnete vorsichtig die Beifahrertür. »Jede Menge, Papa.« Er schaffte es, sich hinauszuwinden, wenn auch nur knapp. Als sein Vater den Wagen abschloss, fragte er: »Verpasst du jetzt nicht deinen Zug?«
    »Zum Teufel mit dem Zug«, sagte sein Vater.
    Drei Stufen führten sie in einen gemütlichen, mit Teppichboden ausgelegten Raum mit billigen Tischen hinab, von denen nur wenige besetzt waren. Als sie eintraten, begrüßte sie der Geruch von brutzelndem Schinken. Sein Vater ging zu einem Tisch, der neben eine Tür mit der Aufschrift Privat gequetscht worden war und weit weg von den anderen stand. Henry setzte sich unter ein Fenster, das zu einem winzigen, leeren Hof hin lag. In einem Plastikständer in der Mitte des Tisches klemmte die Speisekarte.
    »Lust auf Eier mit Schinken und Würstchen?«, fragte sein Vater, ohne einen Blick darauf zu werfen.
    Henry spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. »Ich hab keinen Hunger.«
    Sein Vater seufzte. »Ich werd die volle Dröhnung nehmen – ich hab sie bitter nötig. Und du willst wirklich nichts? Rührei? Toast? Eine Tasse Tee?«
    »Eine Tasse Tee«, sagte Henry und lächelte schwach, nur damit sein Vater Ruhe gab. Hätte er bloß nie nach Anaïs gefragt. Papa war auf einmal wie verwandelt. Das ängstigte Henry sehr. Er wollte nichts über Anaïs wissen. Im Grunde hatte er bloß gefragt, damit Papa sagen konnte: »Anaïs? Natürlich nicht – wie kommst du denn auf den Quatsch?« Was er ja auch gesagt hatte, mehr oder weniger. Bloß wollte Henry ebenso wenig wissen, dass seine Mutter ein Verhältnis hatte. Das war genauso schlimm, vielleicht sogar schlimmer. Und mit wem hatte sie ein Verhältnis? Seine Mutter hatte doch nie irgendeinen Mann zweimal angesehen, außer seinen Vater. Vielleicht lag Papa ja völlig falsch. Vielleicht würde sich alles als ein Missverständnis herausstellen.
    Die Schwingtür zur Küche ging auf und eine junge Bedienung eilte mit zwei Portionen Eiern heraus. »Hallo, Tim«, sagte sie im Vorbeigehen.
    »Morgen, Ellen«, sagte Tim knapp.
    Henry blinzelte. Papa schien öfter hierher zu kommen. Irgendwie war das ein bisschen gruselig. Es gab einfach zu viel, das Henry über seine Eltern nicht wusste.
    Die Bedienung namens Ellen kam zurück und zog einen Block aus ihrer Schürze. Sie war hübsch, hatte braune Haare und war vielleicht acht Jahre älter als Henry. Sie trug einen engen schwarzen Rock, eine weiße Bluse und flache Schuhe. Die Schuhe erinnerten ihn an Charlie, die ständig sagte, dass sie Bequemlichkeit wichtiger fände als gutes Aussehen und dass sie das später, als Erwachsene, genau so sehen würde.
    »Das Gleiche wie immer, Tim?«, fragte Ellen gut gelaunt. Als er nickte, sah sie Henry an und grinste. »Wer ist denn der gut aussehende Kerl?«
    Henry wurde rot. Tim sagte: »Mein Sohn Henry. Henry, das ist Ellen.«
    »Hallo, Henry. Nimmst du auch einen Herzanfall?«
    »Nur einen Tee«, murmelte Henry. Ihm war bewusst, dass er rot wurde, und das ließ ihn noch mehr erröten.
    »Wir haben auch echt leckere Brötchen«, sagte Ellen. »Möchtest du eins?«
    »Ja, gut«, sagte Henry, um sie loszuwerden.
    Es funktionierte nicht. »Normal oder Rosinen?«
    »Normal«, sagte Henry ungeduldig.
    »Butter oder Frischkäse?«
    »Butter.«
    »Erdbeer- oder Orangenmarmelade?«
    »Erdbeer.«
    »Alles klar« ; sagte Ellen. Sie klappte ihren Block zu und verschwand endlich doch noch.
    »Nettes Mädchen«, bemerkte Tim.
    »Kommst du oft hierher, Papa?«
    Tim zuckte die Schultern. »Na ja…«, sagte er unbestimmt.
    Henry sah aus dem Fenster. »Erzählst du mir jetzt das mit Mama, Papa?«
    Die Eier mit Schinken und Würstchen mussten in einem Warmhaltegerät bereitgestanden haben, denn Ellen kam gleich wieder mit ihnen durch die Schwingtür. In der anderen Hand hielt sie eine Teekanne. Sie stellte Tim den Teller hin. »Dein Brötchen kommt gleich«, sagte sie zu Henry.
    Sie warteten schweigend, als sie davonzischte und prompt mit einem Brötchen wiederkam, das sich den Teller mit einem Butterklümpchen und einer kleinen Plastikpackung Erdbeermarmelade teilte. Henry starrte auf das Frühstück seines Vaters und war heilfroh, dass er nicht das Gleiche bestellt hatte. Fetter Schinken und trockene Eier. Hinter der gebratenen Tomate lugte eine eklige Niere hervor. Das war Papas Standardfrühstück?
    Ellen stellte Henry sein Brötchen hin, dazu noch Tassen und Untertassen. »Milch steht auf dem Tisch«, sagte sie im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher