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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
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miteinander, und das machte diesen hier umso besorgniserregender. Henry redete sich ein, dass wahrscheinlich gar nichts weiter war, aber das beruhigte ihn auch nicht. Er hatte fünf Mitschüler, deren Eltern geschieden waren.
    Sein Vater sagte etwas, aber Henry bekam es nicht mit. Er riss sich aus seinen Grübeleien. »Wie bitte, Papa?«
    »Dieser Mr Fogarty – wie ist der so?«
    »Alt. Du weißt schon…« Henry zuckte die Schultern. Er wollte nicht über Mr Fogarty reden. Er wollte herauskriegen, was zwischen seiner Mutter und seinem Vater nicht stimmte.
    »Nein, weiß ich nicht«, sagte Papa schroff. »Warum erzählst du mir nichts von ihm?«
    Er war gereizt wegen Mama. Henry sagte: »Rentner. Siebzig, achtzig – keine Ahnung. Alt eben. Sein Haus ist ein Schlachtfeld.«
    »Und du räumst es für ihn auf?«
    Mama hätte an dieser Stelle gleich die Frage angehängt: Und warum räumst du dann nie dein Zimmer auf? Aber das schien seinen Vater im Moment weniger zu beschäftigen. Außerdem hatten sie das Aufräumthema wirklich oft genug durchgespielt. Papa war eindeutig wegen Mama gestresst. Was man schon daran sehen konnte, dass er viel zu schnell fuhr.
    »Sozusagen«, sagte Henry. »Ich räum ein bisschen auf, aber manchmal will er sich auch einfach bloß unterhalten.« Und manchmal nicht. Mr Fogarty war seltsam, er glaubte an Gespenster und Elfen, aber das erwähnte Henry lieber nicht. Verdreht oder nicht, Mr Fogarty zahlte bar auf die Hand und Henry sparte für einen MP3-Player.
    »Über was?«
    »Was?«
    »Über was unterhalten? Du hast gesagt, manchmal will er sich bloß unterhalten. Über was unterhalten?«
    »Dies und das«, sagte Henry.
    Auf einmal explodierte der ganze aufgestaute Frust seines Vaters. »Herrgott noch mal, Henry, hast du schwören müssen, dass du keine Staatsgeheimnisse ausplauderst, oder was? Ich will doch bloß wissen, über was für Sachen ihr so redet. Du bist mein Sohn. Es interessiert mich.«
    Henry sagte: »Könntest du nicht vielleicht etwas langsamer fahren, Papa? Du hast den Stammhalter dabei.«
    Sein Vater funkelte ihn einen Moment lang an, dann grinste er zum ersten Mal an diesem Morgen und auf einmal verflog die Spannung im Auto. »Entschuldigung, Henry«, sagte er leise. »Ich sollte es wirklich nicht an dir auslassen.« Er ging etwas vom Gas.
    Henry lehnte sich in seinem Sitz zurück und sah zu, wie die Bäume und Hecken vorbeizischten.
     
    Mr Fogarty wohnte am Stadtrand in einem kleinen Reihenhäuschen am Ende einer Sackgasse. Henrys Vater hielt vorn an der Ecke. »Dann mal los«, sagte er. »Und übertreib’s nicht.«
    »Du auch nicht«, antwortete Henry. Er legte die Hand auf den Türgriff, machte aber nicht auf.
    Papa sagte: »Vielleicht sehen wir uns heute Abend noch. Bevor du rübergehst zu Charlie.«
    Henry fragte: »Hast du ein Verhältnis mit Anaïs, Papa?«
    Die Stille war so tief, dass sie das Knacken des Automotors zu übertönen schien. Henry saß ganz still da, die Hand immer noch auf dem Türgriff, und sah seinen Vater an. Er hatte damit gerechnet, dass sein Vater sich aufregte, aber stattdessen wirkte er beherrscht, wie ein Kandidat bei Wer wird Millionär?
    Haben Sie ein Verhältnis mit Anaïs?
    A. Ja.
    B. Nein.
    C. Jetzt nicht mehr.
    D. Wir sind nur gute Freunde.
    Eine dieser Antworten ist 64 000 Pfund wert, Mr Atherton. Aber der Sturz ist ziemlich tief, wenn Sie die falsche erwischen.
    Nach einer Weile sagte Papa: »Wenn du jetzt nicht aussteigst, verpass ich meinen Zug.«
    »Komm schon, Papa«, sagte Henry. »Meinst du nicht, dass mir eine Antwort zusteht?« Er wollte schon hinzufügen: Du hast noch jede Menge Zeit, um deinen Zug zu kriegen, aber das hätte zu sehr nach seiner Mutter geklungen. Stattdessen sagte er: »Falls ja, sag ich Mama nichts davon.« Dabei kam er sich wie ein Sechsjähriger vor, der versprach, der Lehrerin nichts zu verraten.
    Sein Vater sagte immer noch nichts. Das Schweigen dehnte sich weiter aus, als Henry es ertragen konnte. Er öffnete die Wagentür. »Na schön, dann eben nicht.«
    Sein Vater sagte etwas, als er ausstieg. Henry schloss gerade die Wagentür und verstand es nicht. Er machte die Tür wieder auf und beugte sich ins Auto.
    Sein Vater sagte leise: »Ich hab kein Verhältnis mit Anaïs. Aber deine Mutter.«
     

Zwei
     
    D as Café befand sich in einem ehemaligen Stall, der in einem Labyrinth von so engen Nebenstraßen lag, dass Henrys Vater den Wagen halb auf dem Gehweg parken musste.
    »Hab ich dir genug Platz
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